Von 16. bis 22. September findet auch heuer wieder die Europäische Mobilitätswoche statt.
Temposchutz: Sicherheit und Lebensqualität durch Tempo 30
Temposchutz ist der Weg zu einer lebenswerten Stadt
In Zeiten, in denen der motorisierte Individualverkehr zunimmt und die Auswirkungen der Klimakatastrophe immer sichtbarer werden, ist die Einführung von Tempo 30 in Wohngebieten und innerstädtischen Bereichen mehr als nur eine nette Idee. Es ist eine notwendige Maßnahme, die den Straßenverkehr sicherer gestaltet und das Verantwortungsbewusstsein der Verkehrsteilnehmenden fördert. Die Gründe für Temposchutz sind überzeugend und der Weg zu Temposchutz in der eigenen Stadt oder Gemeinde ist in sieben Schritten möglich.
Wir haben den Begriff "Temposchutz" gewählt, um die Bedeutung von Geschwindigkeitsbegrenzungen wie Tempo 30 hervorzuheben. Statt den Fokus ausschließlich auf das Einhalten von Verkehrsvorschriften zu legen, betonen wir den Schutz von Menschen und Umwelt im Straßenverkehr. Der Begriff "Temposchutz" verdeutlicht, dass niedrigere Geschwindigkeiten nicht nur Regelwerk sind, sondern vor allem auch dazu dienen, Leben zu schützen, die Lebensqualität in der Stadt zu verbessern und sichere, klimaschonende Alltagsmobilität zu fördern.
Warum Tempo 30?
Verkehrssicherheit: Tempo 30 reduziert das Unfallrisiko erheblich. Bei einer Kollision von Autofahrenden mit FußgängerInnen oder Radfahrenden bei Tempo 30 sind die Überlebenschancen deutlich höher als bei 50 km/h. Das schützt nicht nur Radfahrende am Weg ins Büro, sondern auch Kinder auf dem Schulweg und SeniorInnen beim Spazierengehen. Die geringere Geschwindigkeit gibt allen mehr Zeit, um Andere wahrzunehmen und auf Gefahren zu reagieren. Temposchutz schafft damit wertvolle Reaktionszeit und verringert gleichzeitig den notwendigen Bremsweg im Vergleich zu Tempo 50 um fast zwei Drittel. Temposchutz sorgt für mehr Sicherheit.
Lebensqualität: Tempo 30 bedeutet weniger Lärm und weniger Luftverschmutzung. Es schafft eine ruhigere Umgebung, verringert Stress und erhöht so das Wohlbefinden. Tempo 30 senkt den Straßenlärm um mindestens 3 Dezibel. Dies wird von Menschen wie eine Halbierung der Verkehrsmenge wahrgenommen. Die Straße sicher zu überqueren ist leichter, und niedrigere Geschwindigkeiten für den Autoverkehr ermöglichen die Verbreiterung von Geh- und Radwegen. Der öffentliche Raum wird belebt und Wohngebiete werden attraktiver. Temposchutz stellt das Miteinander in den Vordergrund.
Mehr Aktive Mobilität: Viele Menschen möchten Rad fahren, wollen sich aber nicht einer Gefahr aussetzen. Tempo 30 verbessert durch die verringerten Unfallrisiken die Rahmenbedingungen für das Radfahren in der Stadt. Je attraktiver das Radfahren und Gehen ist, desto eher lassen Menschen das Auto stehen und entscheiden sich für aktive Mobilität. Das fördert auch die Gesundheit und reduziert die Belastung durch schädliche Emissionen. Temposchutz macht das Radfahren attraktiver.
Senkt Investitionsbedarf: Die Grundlagenstudie “Investitionsbedarf Radverkehr” ermittelte im Auftrag aller Bundesländer und BMK, wie viel Investitionen es bundesweit für die Verdoppelung des Radverkehrs braucht. Der Bedarf wurde auf ca. 7 Mrd. Euro beziffert, unter der Annahme von Tempo 30 als Regelgeschwindigkeit innerorts. Wird dies nicht umgesetzt, dann sind erheblich höhere Investitionen notwendig, um den Radverkehr sicher abwickeln zu können.
No translation needed for this clip from our Finnish member @Liikenneturva. pic.twitter.com/a30EgJoAAU
— European Transport Safety Council (@ETSC_EU) October 20, 2023
Gemeinden und Städte für Tempo 30
Die Radlobby unterstützt die Initiative des VCÖ, der festhält: "Die aktuelle Rechtslage behindert Städte und Gemeinden auf dem Weg zur notwendigen Verkehrswende. Es braucht einen neuen straßenverkehrsrechtlichen Rahmen, der es vereinfacht, Tempo 30 als verkehrlich, sozial, ökologisch und stadtplanerisch angemessene Höchstgeschwindigkeit überall dort umzusetzen, wo sie es für sinnvoll erachten – auch auf Straßenzügen im Hauptverkehrsstraßennetz sowie auf Landesstraßen innerorts."
In Vorarlberg beispielsweise wollen Bürgermeisterinnen und Bürgermeister die Höchstgeschwindigkeit auf Landesstraßen im Ortszentrum herabsetzen, da diese oft zu hoch ist und Sicherheitsprobleme verursacht. In Städten wie Lochau, Bürs und Dornbirn wird eine Reduzierung von 50 km/h auf 30 km/h angestrebt. Die untenstehende Karte zeigt, dass es in vielen Gemeinden in ganz Österreich Bestrebungen dazu gibt:
Tempo 30 einführen – so geht's:
Diese sieben Schritte sind der Weg um in Ihrer Gemeinde Tempo 30 einzuführen:
- Gemeinderatsbeschluss: Der Prozess beginnt mit einem Gemeinderatsbeschluss zur Prüfung einer Geschwindigkeitsbeschränkung.
- Gutachten: EinE SachverständigeR wird beauftragt, ein Gutachten zu erstellen, das die Notwendigkeit von Tempo 30 begründet.
- Antrag an die zuständige Behörde: Die Gemeinde oder Bezirkshauptmannschaft stellt einen Antrag an die zuständige Behörde gemäß § 94b und § 94d StVO.
- Ermittlungsverfahren: Die zuständige Behörde leitet ein Ermittlungsverfahren ein.
- Verkehrsverhandlung: Eine Verkehrsverhandlung wird ausgeschrieben und von der zuständigen Behörde geleitet.
- Verordnung: Die Behörde erlässt eine Verordnung auf Grundlage des Gutachtens und der Stellungnahmen, nachdem Interessen abgewogen wurden.
- Kundmachung: Die Verkehrszeichen werden aufgestellt, um Tempo 30 zu kennzeichnen.
Die Radlobby fordert Temposchutz
Die Radlobby setzt sich aktiv für Tempo 30 als Regelgeschwindigkeit im Ortsgebiet ein - insbesondere in Wohngebieten. Wir unterstützen die Forderungen des Städtebunds und Gemeindebunds nach Tempokontrollen durch Kommunen, denn die Sicherheit aller Verkehrsteilnehmenden ist uns ein zentrales Anliegen. Bereits in der aktuellen StVO wird die “Fernhaltung von Gefahren oder Belästigungen, insbesondere durch Lärm, Geruch oder Schadstoffe” (§ 43. Abs. 2) als Grund genannt. Die Radlobby sieht Tempo 30 innerorts als erforderlich an.
Temposchutz ist nicht nur eine Frage der Verkehrssicherheit, sondern auch eine Investition in unsere Lebensqualität.Gemeinsam schaffen wir Städte und Gemeinden, in denen sich alle Verkehrsteilnehmenden sicher bewegen und wohl fühlen. Temposchutz ist ein wichtiger Schritt in diese Richtung.
Weiterführende Links:
12 Gründe für Tempo 30 - Schweizer Verkehrsclub