Torte der Wahrheit #4: Der Regenmythos

radfahrentrockengrafik.jpg

Auch  in  diesem  Monat  geht es  bei  der  „Torte  der  Wahrheit“  darum,  unterschiedliche  Sachverhalte  einfach  darzustellen  und  mit  gängigen  Missverständnissen,  Halbwahrheiten  und  Mythen  aufzuräumen. Dieses mal widmen wir uns dem Wetter.

Angst vor Nässe?

Radfahrenden  wird  gerne nachgesagt,  besonders  wetterempfindlich  zu  sein.  Und  tatsächlich:  kaum  wird  es  kalt  oder  nass,  sinken  die  Radverkehrszahlen  in Österreich  deutlich.  Dass  das  kein  Naturgesetz  ist,  zeigen  die  Zahlen  aus  Nijmegen  in  den  Niederlanden.  Dort  sind  Winter  wie  Sommer  gleich  viele  Radfahrende  unterwegs, obwohl das Wetter  nicht  besser  ist als  hier.  Aber  zurück  nach  Österreich:  Die  Radlobby  hat untersucht,  wie  oft  es  denn  wirklich  in  den  einzelnen  Landeshauptstädten  regnet (hier nachzulesen).  Die  Daten  sind  aus  den  Jahren  2015-2017  und  stammen  von  der  Zentralanstalt  für  Meteorologie,  die  minutengenau  Regenereignisse  in  ganz  Österreich  dokumentiert. Zu unseren Ergebnissen sind wir in unserer Analys gekommen,  indem  wir  einen  fiktiven  Radfahrenden  täglich  -  also  auch  am  Wochenende  -  von  8  bis  9  und  von  17  bis  18  Uhr  aufs  imaginäre  Rad  gesetzt  und  ausgewertet haben,  wie  viele  Fahrten  davon  verregnet  waren.  Als  verregnet  galt  eine  Fahrt bereits,  wenn͚ es  nur  einmal  kurz  spritzte.  Herausgekommen  ist,  dass  mehr  als  drei Viertel  der  Fahrten  trocken  sind  und  dass  auch  bei  der  Hälfte  der  restlichen  Fahrten  der  Niederschlag  sehr  gering  ist  -  also  z.B.  nur  ein  kurzer  Schauer,  den  man  unter  einem  Häuservorsprung  oder  in  einem  Geschäftseingang  abwarten  kann. 

Graz am trockendsten 

Am  trockensten  ist  Graz  -  dort  sind  86%  aller  Fahrten  niederschlagsfrei.  Selbst  der  sprichwörtliche  Salzburger  Schnürlregen  erwischt  nur  25%  der  Fahrten  dort,  bei  75%  bleibt  man  auch  in  Salzburg  trocken.  Um  noch einmal  auf  den  Vergleich  mit  internationalen  Fahrradstädten  zurückzukommen:  in  Amsterdam  und  Kopenhagen  gibt͛ es gleich  viel  oder  mehr  Regentage  als  in  allen  österreichischen  Landeshauptstädten.  Was  hält  die  Österreicherinnen  und  Österreicher  also  vom  Radfahren  im  Regen  oder  auch  vor  und  nach  dem  Regen  ab?  Vermutlich  die  negative  Erfahrung,  einmal  von  einem  Schauer  überrascht  worden  zu sein.  Dabei  gibt͛ es  doch  nichts  Schöneres,  als  nach  einem  Sommerregen  die  Abkühlung  und  die  frisch  gewaschene  Luft  zu  genießen.  Außerdem gibt es für den Fall der Fälle  Regenkleidung .  Mehr  Analysen  finden sich übrigens im  kürzlich  erschienenen  Drahtesel.  Wir hoffen,  die  heutige  Torte  hat  geschmeckt,  und  freuen uns  schon  auf  nächsten  Monat,  wenn  wir eine  neue  „Torte  der  Wahrheit“  servieren  dürfen. 

Stichworte: 
Nimmt Bezug auf: