Von 16. bis 22. September findet auch heuer wieder die Europäische Mobilitätswoche statt.
Torte der Wahrheit #4: Der Regenmythos
Auch in diesem Monat geht es bei der „Torte der Wahrheit“ darum, unterschiedliche Sachverhalte einfach darzustellen und mit gängigen Missverständnissen, Halbwahrheiten und Mythen aufzuräumen. Dieses mal widmen wir uns dem Wetter.
Angst vor Nässe?
Radfahrenden wird gerne nachgesagt, besonders wetterempfindlich zu sein. Und tatsächlich: kaum wird es kalt oder nass, sinken die Radverkehrszahlen in Österreich deutlich. Dass das kein Naturgesetz ist, zeigen die Zahlen aus Nijmegen in den Niederlanden. Dort sind Winter wie Sommer gleich viele Radfahrende unterwegs, obwohl das Wetter nicht besser ist als hier. Aber zurück nach Österreich: Die Radlobby hat untersucht, wie oft es denn wirklich in den einzelnen Landeshauptstädten regnet (hier nachzulesen). Die Daten sind aus den Jahren 2015-2017 und stammen von der Zentralanstalt für Meteorologie, die minutengenau Regenereignisse in ganz Österreich dokumentiert. Zu unseren Ergebnissen sind wir in unserer Analys gekommen, indem wir einen fiktiven Radfahrenden täglich - also auch am Wochenende - von 8 bis 9 und von 17 bis 18 Uhr aufs imaginäre Rad gesetzt und ausgewertet haben, wie viele Fahrten davon verregnet waren. Als verregnet galt eine Fahrt bereits, wenn͚ es nur einmal kurz spritzte. Herausgekommen ist, dass mehr als drei Viertel der Fahrten trocken sind und dass auch bei der Hälfte der restlichen Fahrten der Niederschlag sehr gering ist - also z.B. nur ein kurzer Schauer, den man unter einem Häuservorsprung oder in einem Geschäftseingang abwarten kann.
Graz am trockendsten
Am trockensten ist Graz - dort sind 86% aller Fahrten niederschlagsfrei. Selbst der sprichwörtliche Salzburger Schnürlregen erwischt nur 25% der Fahrten dort, bei 75% bleibt man auch in Salzburg trocken. Um noch einmal auf den Vergleich mit internationalen Fahrradstädten zurückzukommen: in Amsterdam und Kopenhagen gibt͛ es gleich viel oder mehr Regentage als in allen österreichischen Landeshauptstädten. Was hält die Österreicherinnen und Österreicher also vom Radfahren im Regen oder auch vor und nach dem Regen ab? Vermutlich die negative Erfahrung, einmal von einem Schauer überrascht worden zu sein. Dabei gibt͛ es doch nichts Schöneres, als nach einem Sommerregen die Abkühlung und die frisch gewaschene Luft zu genießen. Außerdem gibt es für den Fall der Fälle Regenkleidung . Mehr Analysen finden sich übrigens im kürzlich erschienenen Drahtesel. Wir hoffen, die heutige Torte hat geschmeckt, und freuen uns schon auf nächsten Monat, wenn wir eine neue „Torte der Wahrheit“ servieren dürfen.