Mit dem Rad in die Schule
Kinder brauchen viel Bewegung. Mit dem Rad zur Schule zu fahren ist nicht nur gesund und macht Spaß, es fördert auch die Aufnahmebereitschaft und Konzentrationsfähigkeit. Mit den Radlobby-Tipps können Sie Ihr Kind auf einen sicheren und aktiven Schulweg vorbereiten.
Radfahren macht schlau
Dass es viele Vorteile hat, zur Schule zu radeln, ist unbestritten. Dass Kinder gerne radfahren und viele SchülerInnen den Schulweg am liebsten mit dem Fahrrad zurücklegen wollen, ist ebenso bekannt. Bewegung fördert die Konzentrationsfähigkeit von Kindern, daher beginnt man damit am besten schon morgens beim Schulweg. Denn Studien zeigen: „Kinder, die mit dem Fahrrad in die Schule fahren, sind aufnahmefähiger und schaffen es, sich länger zu konzentrieren,“ stellt die Medizinerin Dr. Denise Pajank von Uniqua klar.
Der Schulweg ist auch eine Chance, dass Kinder auf eine regelmäßige Portion gesunde Bewegung kommen. Bewegungsmangel ist ein zunehmendes Problem. Kinder sollten sich täglich zumindest 60 Minuten bewegen. Ausreichend Bewegung hat positive Auswirkungen auf die Gesundheit und verbessert auch die schulische Leistungsfähigkeit der Kinder.
Wichtig ist, das Kind auch entsprechend darauf vorzubereiten. Die folgenden Tipps helfen Ihnen dabei:
Die beste Route finden
Wenn Sie den sichersten Schulweg für ihre Kinder recherchieren, ist der kürzeste Weg manchmal nicht der beste. Die Route sollte verkehrsarm sein und wenige und überschaubare Kreuzungen aufweisen. Routenplaner können bei der Wahl der Strecke ein wichtiges Werkzeug sein.
Den Schulweg gemeinsam üben
Ist die Route klar, sollte der Schulweg mehrmals in beide Richtungen gemeinsam geübt werden. Besprechen Sie dabei besonders das Verhalten auf Kreuzungen und bei Einfahrten sowie in möglichen Gefahrensituationen - z.B. genug Abstand zu großen Fahrzeugen einzuhalten, um keinesfalls im "Toten Winkel" übersehen zu werden.
Wichtig ist, den Schulweg aus der Perspektive des Kindes zu betrachten. Hindernisse oder parkende Autos, über die Erwachsene leicht hinwegblicken, können Kindern die Sicht verstellen. Lassen Sie Ihr Kind die Route zur Schule so bald wie möglich anführen. Beobachten Sie dabei, wie es sich verhält oder lassen Sie sich das richtige Verhalten von ihrem Kind erklären.
Gemeinsam radeln motiviert
Die Schule kann dabei helfen Radfahrgemeinschaften für einen gemeinsamen Schulweg zu organisieren. Ein Vorzeigeprojekt aus Österreich ist „BIKEline“, wo das Gruppenradeln auf ausgewählten Routen stattfindet.
An Haltestellen treffen sich die SchülerInnen zu festgelegten Zeiten und radeln zusammen zur Schule und dabei virtuell um die Welt. Sich mit KollegInnen vergleichen und Preise gewinnen zu können sind dabei zusätzliche Anreize.
Unter dem Namen Bicibus bekam das Konzept im Jahr 2021 neuen Schwung, als einige Familien in Barcelona Bicibus-Fahrten starteten und zum Vorbild für andere Städte und Gemeinden wurden. Mittlerweile radeln auch in Österreich SchülerInnen gemeinsam als Bicibus.
Kinder, die das Fahrrad regelmäßig nutzen, verbessern stetig ihre Fahrradbeherrschung und lernen schnell, sich auf den Verkehr zu konzentrieren. Je mehr Kinder zur Schule fahren, desto sicherer wird das Fahrradfahren. Nebenbei etabliert sich eine Art Rad-Norm: Es wird selbstverständlich, das Fahrrad auf dem Schulweg zu benutzen.
Rechtliche Situation
Die österreichische Gesetzeslage zu Kindern und Radfahren ist leider nicht zum Vorteil der selbständigen Radmobilität des Nachwuchses. Rechtlich ist zu beachten, dass in Österreich Kinder erst ab zwölf Jahren allein mit dem Fahrrad auf der Straße fahren dürfen. Davor müssen sie von einer Aufsichtsperson begleitet werden, die zumindest 16 Jahre alt ist. Im Alter von zehn Jahren kann die freiwillige Fahrradprüfung abgelegt werden, die es zwei Jahre früher ermöglicht unbegleitet im Verkehr unterwegs zu sein.
Wer ein Kind bis 12 Jahren mit dem Rad begleitet, darf gemäß § 68 Abs. 2 StVO immer
neben diesem fahren (außgenommen auf Schienenstraßen). Auf Tempo-30-Straßen ist das Radfahren nebeneinander für alle RadfahrerInnen mit einem einspurigen Fahrrad erlaubt – außer auf Schienen- und Vorrangstraßen sowie in Einbahnstraßen gegen die Fahrtrichtung.
Einsatz für kinderfreundliche Straßen
Trotz der vielfältigen Vorteile radelt laut VCÖ-Studie (2015) nur jedes vierte Kind in Österreich zumindest gelegentlich zur Schule. Und das obwohl neun von zehn Kindern in Österreich das Fahrrad in der Freizeit nutzen. Als Grund dafür wird die mangelnde Verkehrssicherheit am Schulweg genannt.
Bei der Schaffung eines sicheren Schulumfelds besteht in Österreich dringender Handlungsbedarf. Die Radlobby setzt sich für sichere Radwege zu Schulen und für autofreie Schul- und Kindergartenvorplätze ein. Auch Schulstraßen laut StVO oder temporäre autofreie Zonen vor Schulen, wie es etwa die Städte Leibnitz und Bozen vorzeigen, ermöglichen die sichere Anfahrt mit dem Fahrrad im direkten Schulumfeld. Ihre Mitgliedschaft und/oder Spende unterstützt uns dabei.
Autofreie Zonen statt Elterntaxis
Mangels Verkehrssicherheit für den Schulweg auf das Fahrrad zu verzichten und die Kinder stattdessen zur Schule zu chauffieren, ist der falsche Weg. Denn sogenannte Elterntaxis zur Schule sind selbst Verursacher des gefährdenden motorisierten Verkehrs rund um Schulen. Somit tragen Eltern selbst zur Verkehrssicherheit bei, wenn sie ihre Kinder nicht mit dem Auto zur Schule fahren. Um die Verkehrssicherheit zu erhöhen, ist ein verkehrsberuhigtes Umfeld, ein öffentlicher Raum mit hoher Aufenthaltsqualität sowie sichere und attraktive Geh- und Radwege wichtig. Generell nimmt die selbständige Mobilität von Kindern zu, wenn die Eltern das Verkehrsumfeld am Schulweg als sicher wahrnehmen.
Weiterlesen:
- Kinder aufs Rad! Das Maßnahmenpaket der Radlobby
- Die österreichische Gesetzeslage zu Kindern und Radfahren
Weiterführende Informationen
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