Der BiciBus zur VS Liebenau ist erfolgreich gestartet und fährt weiter:
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Zum zweiten Mal hat ARGUS Steiermark die Grazer Einkaufszentren auf ihre Radfahrfreundlichkeit getestet. Vorne gab es einen Wechsel - von Citypark zu Murpark - hinten matchen sich Seiersberg und Shopping Nord, wobei insgesamt der Verbesserungsbedarf groß ist.
Jeder vierte mit dem Fahrrad zurückgelegte Weg dient dem Einkauf. Die hohen Spritpreise machen das Verkehrsmittel Fahrrad insgesamt noch attraktiver. Wie reagieren die großen Einkaufstempel in Graz? „RadlerInnen werden erst langsam als Kundschaft entdeckt, die Bemühungen sind noch auf sehr bescheidenen Niveau und sind nicht offensiv auf die Nutzung des großen Potenzials ausgelegt", interpretiert Heidi Schmitt, Obfrau der Radlobby ARGUS Steiermark einen Test, bei dem die fünf großen Grazer Einkaufszentren auf ihre Radfreundlichkeit untersucht wurden.
Die meisten Tageseinkäufe sind mit der Transportleistung eines Fahrrades locker zu meistern, sogar Großfamilieneinkaufe sind mit Anhänger kein Problem. Die Radlobby ARGUS hat bei den Grazer Einkaufszentren nachgefragt, wie wichtig ihnen die radelnde Kundschaft ist. Und sie hat überprüft, wie fahrradfreundlich es bei den Shopping Malls in Wirklichkeit zugeht.
Auf „zwei bis drei Prozent" schätzt Murpark-Managerin Edith Münzer den Anteil radfahrender KundInnen. Wie sie glaubt man auch im Center West und im Citypark, dass die Tendenz steigend ist, nicht zuletzt durch die gestiegenen Treibstoffpreise.
Auf die Anfrage nicht reagiert hat man beim neuen Shopping Nord. Wunder ist es keines, denn RadlerInnen sind hier anscheinend nicht erwünscht: Das beginnt bei der Anbindung, wo die derzeit einzige akzeptable Route über die Weinzödlstraße führt, die allerdings auch an der Wienerstraßen-Kreuzung endet. Ein Radweganschluss nach Gösting liegt - laut Radverkehrsbeauftragtem - auf Eis. Am Gelände selbst finden sich lediglich ein Radwegfragment und einige Abstellanlagen, wobei bei der Testbefahrung nur das Dutzend eingangsnaher überdachter Stellplätze gefüllt war. Potenzial für radelnde Kunden scheint es also zu geben. Wer Schließfächer sucht, um Einkäufe zu deponieren, muss in den ersten Stock pilgern. Möglichkeiten für ein schnelles Radservice gibt es nicht.
Wesentlich mehr in Sachen Radverkehr tut sich beim Citypark, der 159 Abstellplätze zählt; 98 davon sind überdacht (zum Vergleich: 2000 Auto-Parkplätze). Genutzt werden die einen wie die anderen, wochentags sind die Abstellplätze nahezu voll. Zwei kleine Serviceeinrichtungen wurden leider nach wenigen Monaten wieder demontiert - wegen Vandalismus, so Center-Chef Waldemar Zelinka. Die relative Beliebtheit begründet sich auch in der Erreichbarkeit: Der Citypark aus allen Richtungen mit Radwegen gut erschlossen. Am Gelände selbst ist man auf Radfahrstreifen unterwegs, wenn diese auch zum Teil verblasst sind und überhöhte Kanten aufweisen. In traurigem Zustand präsentieren sich die Schließfächer vor dem Interspar. Sicherer dran ist man mit jenen beim Saturn, die sind freilich wieder weit weg vom Fahrrad. „Gibt's ein technisches Problem mit dem Rad, wird dieses bei Hervis einfach und professionell behoben", verspricht Zelinka.
Ähnlich gut per Rad erreichbar ist der Murpark, durch die jüngst am Sternäckerweg aufgebrachten Radfahrstreifen auch besser aus dem Süden. 250 Radabstellplätze gibt es, ein Drittel davon ist überdacht. Genutzt werden alle, der (leider nicht überdachte) Abstellplatz entlang der Interspar-Fassade ist fast immer voll. Die Schließfächer beim Interspar reichen bisweilen nicht aus. Und in Sachen Service verweist Managerin Münzer ebenfalls auf Hervis, der hier nicht ganz praktisch im ersten Stock daheim ist. Das Problem der immer wieder von Autos verstellten Radabstellplätze will die Center-Chefin mit besseren Markierungen und Abtrennungen lösen.
Center West vor IKEA
Verschlägt es einem als RadlerIn in die Shopping City Seiersberg, fühlt man sich dort als Exot. Der einzige, nicht überdachte Radständer für gut 20 Fahrräder zeigte sich beim Testbesuch verwaist - um die auf einer schrägen Rampe platzierte Abstellanlage zu erreichen, müsste man am Gehsteig hinradeln. Die drei Radfahrer, die sich Donnerstag Nachmittag hierher verirrt hatten, stellten ihre Bikes in einem überdachten Eingangsbereich unter.
Angelika Gröschl vom Shopping Center West begründet die Zunahme an radelnden Kunden damit, dass die Radwege am Gelände neu gestaltet und verbessert worden seien. Wie der Lokalaugenschein zeigte, sind die Veränderungen gegenüber 2007 marginal: Die Zufahrten sind zwar praktisch aus allen Himmelsrichtungen gut, vor allem in Verbindung mit der 2006 eröffneten Achse entlang der Südbahn, am Areal selber hat sich aber wenig getan: Vor dem Ikea verparken nach wie vor ladende Kfz den Radweg, die von hier ausgehende Einbahn-Schleife hat nicht immer klar ersichtliche Vorrangregeln und mündet in keine attraktiven eingangsnahen Abstellanlagen. Die Ausnahme bilden die überdachten Parkmöglichkeiten beim Interspar, wo man nur wenige Schritte zu den Schließfächern hat, und beim Ikea-Ausgang, die in erster Linie Mitarbeiter (mit Ikea-Bikes) zu nutzen scheinen.
Im Auftritt nach außen widerspiegeln sich die Erfahrungen vor Ort: Während auf den Websites von Shopping Nord, Shopping City Seiersberg und auch Center West von radfahrender Kundschaft keine Notiz genommen wird, bekommt man beim Murpark wenigstens den Hinweis, dass es einen Radweg entlang der Tram-Linie 4 gibt und sich überdachte Radabstellplätze im Bereich von Kastner & Öhler und nicht überdachte vor dem Interspar befinden. Vom Citypark gibt es die knappe und wenig informative Auskunft: „Anbindung an das öffentliche Radwegenetz. Viele Fahrradständer bei den Eingängen". Bei der Zufahrtsskizze kommen die RadlerInnen nicht vor.
Überall im Vordergrund steht das problemlose Parken - mit dem Auto. Werbung und Events sind auch fast durchgängig auf Autothemen ausgerichtet, der „Citypark" etwa setzte zuletzt auf Kart-Racing und eine Harley Davidson Ausstellung.
Resümierend kann festgestellt werden, dass bei allen EKZ in punkto Radfreundlichkeit Verbesserungsbedarf besteht. Während sich allerdings bei einem Teil (Murpark, Center West) gegenüber 2007 kleine Verbesserungen gezeigt haben, ignorieren andere - Shopping Nord, Seiersberg - geradezu demonstrativ die RadlerInnen und ihre Bedürfnisse. Trotz der geringfügigen Veränderungen gibt es eine neue „Nummer eins", den Murpark. Allerdings ist in erster Linie den neuen Radfahrstreifen am Sternäckerweg zuzuschreiben, die seine bessere Erreichbarkeit ermöglichen und ihm so - nicht wirklich selbst verdient - die Spitzenposition bescherten.