2010 "Murpark" wieder Sieger im Einkaufszentren-Radtest

ekz-test2010_2.png

Zum 4. Mal hat die ARGUS Steiermark die großen fünf Grazer EKZ auf ihre Radfahrfreundlichkeit getestet. Wie schon 2008 und 2009 schnitt der "Murpark" am besten ab.

Gleich vorweg: Die Velorution ist nirgends erfolgt. Die klaren Favoriten Murpark und Citypark lagen auch 2010 wieder deutlich voran, Bemühungen waren im Shopping Nord (SN) auszumachen, während im Shoppingcenter West (SCW) und in der Shopping City Seiersberg (SCS) keine Fortschritte erkennbar waren. Die Vorgangsweise war wie schon 2008 und 2009: Die Manager der fünf Center bekamen einen Fragebogen zu Infrastruktur und Angebot vorgelegt. Dann wurden die Angaben von ARGUS unter Projektleiter Thomas Stanzer vor Ort überprüft.

Es werden mehr - trotz oft schlechter Anbindung

Einig sind sich die Betreiber der Einkaufstempel darin, dass die radelnde Kundschaft wächst. Weil es keine Zählungen gibt schätzt man: Beim Center West auf heuer schon 6 % radelnde EinkäuferInnen, beim Citypark und Murpark mehr als 4 %, beim SN spricht man von „um einiges mehr" als 2009, bei der Shopping City Seiersberg rechnet man mit 1 %.

Diese Ergebnisse spiegeln gut die Erreichbarkeit wider. Wirklich gut ans Radwegenetz angeschlossen sind der Citypark, der Murpark und das SCW. Dem SN fehlt nach wie vor ein Radweganschluss. Da zeigte man sich aber sehr engagiert und hat Unterschriften gesammelt, um den Wunsch nach einer Radweganbindung Richtung Andritz und Gösting mehr Nachdruck zu verleihen. Die Resonanz auf die Aktion war laut Centerleiterin Sylvia Baumhackl enorm.

Wenig Spaß macht von Graz aus die Fahrt in die SCS, da fehlt ein attraktiver Radweg. Die Shopping City ist bestenfalls für in Seiersberg Wohnende mit dem Fahrrad eine Alternative. Und selbst die müssen sich Verkehrswege mit vielen Autos teilen.

Zieht man die Homepages der Center zu Rate, sind die Hinweise für RadfahrerInnen eher spärlich. Die SCS hat eine genaue Beschreibung für Auto und Öffis im Netz - ebenso wie der SCW; Infos für Radelnde fehlen ganz. Beim Murpark findet sich eine Beschreibung der Radroute vom Norden her - auf der angezeigten Skizze fehlt sie allerdings. Beim SN findet sich immerhin der kryptische Hinweis auf einen „verlängerten Radweg". Der Citypark hat einen Link auf die Radkarte der Stadt eingebaut und spielt so seinen zentralen Standortvorteil quasi offiziell aus.

Interne Radverkehrsführung oft mangelhaft

Auch am Centergelände selbst offenbaren sich Unterschiede: Im Murpark gibt es vom Norden kommend einen durchgehenden Radweg zu jedem Centereingang. Nur vom Süden und Osten heißt es, sich am extrem stark befahrenen Sternäckerweg einfädeln zu müssen. Da ist noch Abhilfe gefragt.

Vielfältige Zufahrtsmöglichkeiten gibt es beim Citypark. Durch die neue Zufahrt von der Karlauerstraße wurde die Radwegführung einmal mehr unterbrochen. Die Radwege am ganzen Gelände „glänzen" durch bisweilen hohe Kanten viele Übergänge zwischen Fahrbahn und Radweg - es fehlt die klare Führung am Gelände. Schlüssige Bodenmarkierungen könnten da sicher helfen.

Gut zurecht findet RadlerIn sich dafür am großen Gelände des SCW - zumindest bis zum Interspar. Ab dort heißt es über den Parkplatz weiterfahren, wenn man die westlicheren Geschäfte - unter anderem das Sportgeschäft - erreichen will. Da wäre ein klar abgegrenzter Radweg ein großer Fortschritt.

Winzig ist das Radwegfragment beim SN, das noch immer auf seine Verlängerung in Richtung Murradweg wartet. In der SCS teilen sich Radelnde die Zufahrten mit den Autos.

Neuerungen: Stromtankstellen, Garderobe

Ist man einmal angekommen, findet man in allen Centern Abstellplätze. Hier zeigt sich Neues: So manches Center folgt der E-Bike-Welle und setzen auf „Stromtankstellen" für E-Bikes. Beim Citypark gibt es kostenlose Stromanschlüsse, beim SN und der SCS will man demnächst welche einrichten.

Üppige und trotzdem fast zu wenige Abstellflächen gibt es beim Murpark und beim Citypark. Beim Murpark sind die Spiralständer vor dem Interspar an schönen Tagen durchwegs voll. Auch die eingangsnahen Stellplätze beim Citypark könnten eine Erweiterung gut vertragen. Bei überdachten Abstellplätzen in Eingansnähe geizen alle Center-Betreiber. Wer sein Radl regensicher parken will, muss immer wieder in die Tiefgaragen fahren oder in unpraktisch gelegene Bereiche ausweichen.

In Sachen Service für RadfahrerInnen verweisen die Center auf ihre großen Sportgeschäfte. Beim SN kann man bei der Info zudem ein kostenloses Pickzeug samt Luftpumpe ausborgen. Durchaus brauchbar ist inzwischen bei allen Centern das Angebot an Schließfächern. Beim Murpark ging man sogar einen Schritt weiter und hat hinter der Centerinfo eine versperrbare Garderobe eingerichtet. Ebenfalls beim Murpark - wenn auch im Parkhaus der Stadt - befindet sich eine Bike&Ride-Anlage mit Schließfächern. Einzig im SCW kann man für Großeinkäufe einen Anhänger ausborgen.

Resümee der Tester

„Wir freuen uns sehr, dass die radelnde Kundschaft inzwischen auch in den Köpfen der Centerleitungen immer mehr an Bedeutung gewinnt, sehen aber leider noch immer deutlichen Nachholbedarf" , meint Heidi Schmitt, Obfrau der ARGUS Steiermark. Bei den zentraler gelegenen Einkaufszentren (Citypark, Murpark, SCW) kann man sich als radelnde Kundschaft durchaus wohl fühlen. Das Bemühen ist auch beim SN erkennbar, wenn auch bei diesem wie bei der SCS schon von der Anlage und Situierung her offensichtlich ist, dass hauptsächlich auf die motorisierten KundInnen gesetzt wird. Während bei letzteren in Sachen Radweganschlüsse und Erreichbarkeit noch viel zu tun ist, sind bei den anderen dreien Änderungen im Detail gefragt: Klare Markierungen und entschärfte Kanten bei den Radfahrstreifen sowie mehr eingangsnahe, überdachte Abstellplätze. Was für alle gilt, ist mehr Abstellplatz für Räder mit Anhänger, die nach hinten mehr Raum benötigen. Immerhin ist ein Wocheneinkauf für eine Familie mit einem Anhänger wunderbar zu erledigen.

Der Sieger im Bewerb um das "Goldenen Radeinkaufskorb 2010" bekommt von der ARGUS Steiermark einen Radevent-Tag im Frühjahr 2011 ausgerichtet. Künftig soll der Bewerb biennal, also alle zwei Jahre durchgeführt werden. Überlegt wird auch die Aufnahme weiterer Einkaufshäuser wie der zentral gelegene Kastner & Öhler in die Bewertung.

Nimmt Bezug auf: