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2012 Einkaufszentren-Test mit Ein- und Aufsteigern
Zum 5. Mal hat die Radlobby ARGUS Steiermark die großen fünf Grazer EKZ auf ihre Radfahrfreundlichkeit getestet: Die Spitze ist mit Murpark und Citypark unverändert, K & Ö ist der Newcomer, Nord und Seiersberg haben aufgeholt.
Der Abstand zwischen den Tests wurde auf zwei Jahre erweitert, und zwar deshalb, weil sich binnen Jahresfrist in der Regel zu wenig Veränderungen ergeben. Daher gleich vorweg die wesentlichen Neuerungen im Vergleich zu 2010: Das "Shopping Nord" konnte sich dank endlich erfolgtem Anschluss an das Radwegenetz Richtung Zentrum punktemäßig nach vor schieben, ohne jedoch die Spitzenreiter "Murpark" und "Citypark" wirklich zu gefährden. Neu in der Wertung: Die Innenstadt-Einkaufsbastion K & Ö, die auf Anhieb auf Platz 3 kam.
Der Modus der Bewertung ist gleich geblieben: Die Manager der fünf Center wurden mittels Fragebogen eingeladen, Infrastruktur und Angebot aus ihrer Sicht darzustellen - von diesen Angebot machten fünf der sechs bewerteten Einrichtungen Gebrauch, nur die Shopping City Seiersberg verzichtete darauf. In einem zweiten Schritt wurden die Angaben von ARGUS-Aktiven (Projektleitung: Thomas Stanzer) im Zuge eines Lokalaugenscheins überprüft. Wie gehabt wurden die Kategorien "Erreichbarkeit", "Radverkehrsführung", "Abstellplätze" und "Sonstige Anreize" bewertet.
Mehr radelnde Kundschaft - wenig Info
Einig sind sich die Betreiber der Einkaufstempel darin, dass die radelnde Kundschaft wächst. Zwischen fünf und 20 Prozent mit der Tendenz zunehmend, geht aus den Antworten der Center-Manager hervor. Die unterschiedlichen Anteile spiegeln sich in der Erreichbarkeit wider: Wirklich gut ans Radwegenetz angeschlossen sind - aufgrund seiner zentralen Lage und seiner Situierung direkt am Murradweg - K & Ö, Mur- und Citypark und - mit Abstrichen das Center West sowie seit kurzem das Shopping Nord. Beim SN profitiert man von der Verlängerung des R2 Murradweg am rechten Ufer. Mit der Fertigstellung des zweiten Teils des Projektes vom SN nach Westen - Baubeginn soll noch 2012 sein - wird dann auch die Anbindung nach Gösting hergestellt.
Viel los beim K & Ö
Gut besucht: Citypark
Mehr Spaß als vor zwei Jahren macht das Radeln in die Shopping City Seiersberg. Fährt man entlang des HR9 (an der Südbahn) und folgt dann ab der Grenzgasse den Wegweisern SR1 zur SCS (Hintereingang), macht man einen netten Ausflug durchs Seiersberger Wohngebiet. Mulmig wird's nur einmal, wenn man knapp vor der SCS das Bogensportzentrum passiert und Pfeile und Bögen im Rücken „spürt". Von Westen erfolgt die Anbindung über den SR1 zum HR10 bzw. dem Zentrum Seiersberg. Nicht ganz so komfortabel ist der Vordereingang angebunden. Aus Richtung Westen gibt es ein Radwegstück über die Autobahn, das sich auf Höhe der Volksschule im Nichts auflöst. Aus Richtung Feldkirchen erreicht man die SCS über die Feldkirchner Straße - Mitterstraße - Wachtelgasse - Am Waldrain (SR2). Die Lücke kurz vor der SCS wurde inzwischen geschlossen, so dass man nicht nochmals auf die viel befahrene Feldkirchner Straße fahren muss. In Summe ist die Shopping City Seiersberg nun für im Nahbereich Wohnende mit dem Fahrrad durchaus eine Alternative.
Zieht man die Homepages der Center zu Rate, finden sich Hinweise für Radfahrende eher nur als Fußnote. Beim Mur- und Citypark werden Zufahrt und Abstellmöglichkeiten für RadlerInnen immerhin erwähnt, detto beim SN. Der Citypark hat einen Link auf die Radkarte der Stadt eingebaut, K & Ö und Center West verlinken mit dem Routenplaner von Google Maps, wo nun ja auch Radrouten berechnet werden. Beim SCS rechnet man offenbar nicht mit radfahrenden Kunden, also erwähnt man auch erst gar nicht, wie sie vielleicht doch hierher kommen könnten. Generell werden die (Gratis-) Autoparkplätze ins rechte Licht gerückt.
Infrastruktur oft mangelhaft
Auch am Betriebsgelände selbst offenbaren sich Unterschiede: Im Murpark findet man sich gut zurecht, wenn auch der abgepollerte Geh-Radweg entlang des Interspar recht knapp bemessen ist und der nordseitig gelegene überdachte Abstellplatz etwas abseits liegt. Auf Anregung der Radlobby ARGUS Steiermark hin geöffnet wurde eine südliche Ausfahrt zum Sternäckerweg.
Ramponierte Radabstellanlage vor IKEA
Im Citypark ist die Radverkehrsführung, nicht zuletzt wegen der zahlreichen Zugänge, mitunter unklar und auch vom baulichen Standard (z. B. Kanten) eher dürftig. Gut zurecht findet RadlerIn sich dafür am großen Gelände des SCW - zumindest bis zum Interspar. Ab dort heißt es über den Parkplatz weiterfahren, wenn man die westlicheren Geschäfte - unter anderem das Sportgeschäft - erreichen will. Nicht unproblematisch ist die Radwegführung entlang der Ikea-Verladerampe aufgrund zurückstoßender Kfz. Hier wäre zumindest ein roter Belag angezeigt.
Beim SN findet man derzeit nur ein Radwegfragment, das demnächst eine Verlängerung in einer Serpentine hinauf zur Oberen Weid erfahren soll. In der SCS teilen sich Radelnde die Zufahrten mit den Autos, beim K+Ö stellt sich das Problem so wegen der in sich geschlossenen baulichen Lage im Zentrum nicht. Dies kann jedoch nicht darüber hinwegtäuschen, dass sich das Grazer Traditionskaufhaus dafür, dass lt. Eigenschätzung 10 bis 20 Prozent ihrer Kunden mit dem Rad kommen, wenig um diese Klientel kümmert - siehe Abstellanlagen.
Service und Wertschätzung
Ist man einmal angekommen, findet man in allen Shopping Malls Abstellplätze unterschiedlicher Qualität (Sicherheit, Wetterschutz), Situierung zum Eingang und mengenmäßiger Verfügbarkeit.
Knapp bemessen und für einen größeren Ansturm an Radkundschaft nicht gerüstet ist das Parkangebot beim SN, etwas besser die Situation im Center West, wenngleich die kleine Abstellanlage direkt beim Ikea-Eingang einen verlotterten Eindruck macht. Üppige und trotzdem fast zu wenige Abstellflächen gibt es beim Murpark und beim Citypark. Beim Murpark sind die Spiralständer vor dem Interspar an schönen Tagen durchwegs voll. Auch die eingangsnahen Stellplätze beim Citypark könnten eine Erweiterung gut vertragen. Wer sein Radl regensicher parken will, muss immer wieder in die Autogaragen fahren oder in unpraktisch gelegene Bereiche ausweichen. In Sachen Service für RadfahrerInnen verweisen die Center in der Regel auf die großen Sportgeschäfte unter ihrem Dach.
Beim SN kann man bei der Info zudem ein kostenloses Pickzeug samt Luftpumpe ausborgen; das Werkzeug muss man aber selbst dabei haben. Durchwegs brauchbar ist inzwischen bei allen Centern das Angebot an Schließfächern. Ein Hinweis bei den Abstellanlagen wäre da mitunter zweckdienlich - so hätte sich der Tester bei K & Ö den Weg in den 2. Stock zum Kundencenter sparen können, um dann zum neuen Standort in den Keller geschickt zu werden.
Beim Murpark wurde hinter der Centerinfo eine versperrbare Garderobe eingerichtet, ein speziell im Winter interessanter Service. Ebenfalls beim Murpark - wenn auch im benachbarten Parkhaus der Stadt - befindet sich eine Bike & Ride-Anlage mit Schließfächern sowie am Eingang zum Interspar eine SB-Servicebox. Diese stand allerdings, wie berichtet wurde, im Dezember während des Christbaummarktes nur eingeschränkt oder gar nicht zur Verfügung. Eine Kleinigkeit in der praktischen Auswirkung, bezeichnend aber für die Haltung dem Radverkehr als gelegentliche (Schönwetter-) Alternative gegenüber.
Murpark: Neue Südausfahrt
Resümee der TesterInnen
„Wir freuen uns sehr, dass die radelnde Kundschaft inzwischen auch in den Köpfen der Centerleitungen immer mehr an Bedeutung gewinnt, sehen aber leider noch immer deutlichen Nachholbedarf" , meint Heidi Schmitt, Obfrau der Radlobby ARGUS Steiermark. Bei den zentraler gelegenen Einkauf-Agglomerationen (K & Ö, Citypark, Murpark, SCW und SN) fühlt man sich als radelnde Kundschaft durchaus akzeptiert und auch willkommen. Das kann aber nicht darüber hinwegtäuschen, dass die motorisierte Kundschaft mit ihren Bedürfnissen das Maß in den Einkaufstempeln ist.
In Sachen Radweganschlüsse und Erreichbarkeit haben sich gegenüber 2010 Verbesserungen ergeben, insbesondere beim Shopping Nord, das aus seiner isoliertern Situation herausgekommen ist. Bei der Infrastruktur auf den Betriebsarealen gibt es noch viel zu tun: Die Radverkehrsführung und die Qualität der Radweg- und Abstellanlagen lassen häufig zu wünschen übrig. Völlig unbekannt sind noch - wie etwa aus der Schweiz bekannt - extra lange Abstellplätze für Räder mit Anhänger. Investiert wurde in letzter Zeit, dem Zeitgeist entsprechend, v.a. in E-Bike-Tankstellen.
Der Sieger im Bewerb - es bereits zum vierten Mal en suite der Murpark - bekommt von der Radlobby ARGUS Steiermark einen Radevent-Tag im Frühjahr 2013 ausgerichtet.
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