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Der 6. Einkaufszentren-Radtest durch die ARGUS Steiermark liegt vor: Der Murpark ist weiterhin das radfahrfreundlichste Einkaufszentrum (EKZ) von Graz und Umgebung. Im Vergleich zur letzten Erhebung 2012 haben sich mehrere Shopping Center punktuell verbessert – nicht zuletzt dem weiter steigenden Anteil an Rad fahrender Kundschaft geschuldet. Auf der anderen Seite gibt es erstmals Abwertungen.
Der Blick zu den Eingangsbereichen der großen Grazer Einkaufszentren zeigt, dass Einkaufen längst keine Autodomäne mehr ist. Volle Radabstellplätze findet man nicht mehr nur an schönen Tagen, das Fahrrad hat sich als Alltagsfahrzeug für tägliche Einkäufe etabliert. Auch Lastenräder sind immer öfter zu sehen. Dem Trend zu mehr RadkundInnen tragen die Einkaufszentren durchaus Rechnung.
Die Besonderheiten: Das Shopping Nord ist nach fast 10-jähriger Planungsphase endlich per Radweg auch aus Gösting erreichbar. Der Murpark hat sein Radangebot weiter ausgebaut, die Verkehrsströme entflochten und als erstes EKZ der Stadt eine piekfeine Radgarage mit 250 Abstellplätzen eingerichtet. Beim Citypark gibt es zwar aktuell eher Verschlechterungen, diese „Abnutzungserscheinungen“ könnten mehr als wettgemacht werden, wenn man sich die Pläne ansieht, die im nun anstehenden großen Umbau realisiert werden sollen.
Radeln ist „in“ bei den Einkaufenden. Das ist der Tenor von Center West, Citypark, Kastner & Öhler, Murpark und Shopping Nord, wo überall Zuwächse der radelnden Kundschaft vermeldet werden, wobei der Anteil zwischen 6 und 15 Prozent liegen soll. Nur die Shopping City Seiersberg hüllte sich - wie schon beim letzten Test - in Schweigen. Der Modus der Bewertung ist gleich geblieben: ManagerInnen der Center wurden per Fragebogen eingeladen, Infrastruktur und Angebot aus ihrer Sicht zu schildern. In einem zweiten Schritt wurden die Angaben von ARGUS im Zuge eines Lokalaugenscheins überprüft. Wie gehabt wurden die Kategorien „Erreichbarkeit“, „Radverkehrsführung“, „Abstellplätze“ und „Sonstige Anreize“ bewertet.
Inzwischen sind fast alle EKZ im Stadtgebiet mit dem Rad wirklich gut erreichbar, ohne auf stark befahrenen Straßen radeln zu müssen. Sogar an die SCS führen Radwege heran, wenn auch das Radeln am Gelände selbst mangels Radverkehrsflächen keinen Spaß bereitet. Den größten Fortschritt hat das Shopping Nord gemacht, wo der Lückenschluss Obere Weid – Weidweg heuer im Mai eröffnet wurde. Das kommt nicht nur der Erreichbarkeit des EKZ zugute, sondern verbindet überdies Andritz und Gösting per Radweg, wobei die Schiebestrecke Bahnunterführung Römerweg noch einer Lösung bedarf.
Nahezu perfekt erradelbar ist der unmittelbar am Murradweg liegende Kastner & Öhler. Hier gibt es Schwächen in Sachen Abstellplätze, was aus zweierlei Gründen überrascht: Erstens wird keine Shop-Agglomeration so stark von Radfahrenden frequentiert, zweitens war das Großgeschäft Vorreiter in Sachen Radparkplatz mit der überdachten Abstellanlage in der Sackstraße in den 1980er-Jahren. Heute riskieren jene, die im Paradeishof eine Überdachung suchen, eine Verwarnung. Überhaupt bedient sich K & Ö lieber öffentlicher Flächen und weist das eigene Areal als für RadlerInnen tabu aus; ganz zu schweigen von nicht vorhandenen Möglichkeiten zum Anhängen des Drahtesels und der fehlenden Überdachung. Wahrlich kein Renommeé für ein ausgewiesenes Sporthaus – dafür gab es Abzüge und man muss sich nun Rang 3 mit dem Shopping Center West, das punktemäßig zulegen konnte, teilen.
Ganz anders ist die Situation beim Murpark. Auch das EKZ im Süden ist ein beliebtes Ziel der radelnden Kundschaft und über Radwege gut erreichbar. 2012 orteten wir noch zu wenige Abstellplätze vor dem Haupteingang und zu wenig Flächen für RadlerInnen und FußgängerInnen. Nun hat man kräftig nachgebessert: Zusätzlich zu 150 Stellplätzen im Freien gibt es nun eine Fahrradgarage mit 250 überdachten. Gleichzeitig wurde der Rad-/Gehweg vor dem Interspar verbreitert, entlang der Haltestelle verblieb jedoch eine Engstelle. Wermutstropfen dieser Umgestaltung: Direkt vor dem Interspar gibt es weniger Abstellplätze, die RadlerInnen zudem mit motorisierten Zweirädern teilen müssen und zu denen man die Fahrbahn queren muss. Angebotsmäßig soll hier aber noch nachgebessert werden.
Aufgeräumt, aber benachrangt.
Mit einer derart großen Zahl an Stellplätzen kann das Shopping Nord nicht mithalten. 30 Radabstellplätze zählt man dort weiterhin (davon 18 überdacht) – auf die Möglichkeiten, die sich durch die neue Radanbindung nach Gösting eröffneten, hat man noch nicht reagiert. Pläne gebe es aber, heißt es aus dem Center. 300 Radabstellplätze (200 überdacht) zählt man wie schon beim letzten ARGUS Steiermark Einkaufszentren-Radtest 2012 beim Citypark. Dort stellt man der radelnden Kundschaft aber große Veränderungen in Aussicht: Wenn der Citypark 2015/16 komplett überholt wird, soll es nicht nur bessere Radabstellanlagen geben, auch die Radwegführung am Gelände will man verbessern. Wir sind gespannt, denn Erneuerungen sind dringender nötig als beim letzten Radtest; die Radwege am Gelände sind inzwischen kaum mehr zu erkennen, was heuer eine Abwertung zur Folge hat.
Aufgeholt hat das Center West. Nach unserer Kritik im letzten Test über den plötzlich endenden Radweg beim Interspar hat man die Radwegführung massiv verbessert. Der Geh-/ Radweg führt nun über das ganze Center fast bis zur Kärntner Straße. Leider wurde bei der Aufstellung neuer Abstellanlagen verabsäumt, gleich bessere Modelle anzuschaffen. Etwas von der auf der neuen Strecke überaus üppig eingesetzten rote Farbe würde sich übrigens im Rangierbereich vor dem Ikea gut machen – dort ist das Vorbeiradeln zwischen Einkaufenden und dem Zustell- und Einladeverkehr weder praktisch noch lustig.
Verparkter Radstreifen bei IKEA
Radüberfahrt?!
Sollte am Rad etwas zu richten sein, verweisen alle Center auf das (kostenpflichtige) Radservice bei den Sportgeschäften vor Ort. Die inzwischen im Stadtgebiet weit verbreiteten Serviceboxen scheut man wegen der hohen Vandalisierungsgefahr. Beim Murpark gibt es trotzdem eine, und die funktionierte bei unserem Testbesuch auch.Auf Schließfächer muss man in keinem Zentrum verzichten. Im Murpark gibt es sogar eine verschließbare Garderobe – eine bei Schlechtwetter wirklich praktische Sache.
Nicht nur auf einkaufende Radelnde, sondern auch auf Bewusstseinsbildung bei den MitarbeiterInnen setzt der Citypark. Diverse Aktionen wie ein Fahrrad-Frühstück gibt es schon. Ganz oben auf der To-Do-Liste für den großen Umbau steht ein absperrbarer Radabstellplatz für das Personal. Während des Umbaus will der Citypark alle RadlerInnen mit Testtagen für Räder und Zubehör, Fahrradchecks und eigenen Gewinnspielen locken. Generell sind aber Radevents und Förderaktionen, die das Fahrrad insgesamt und auch als Einkaufsverkehrsmittel in den Blickpunkt rücken, eher Mangelware. Auch die Internet-Auftritte verstecken die Anfahrtsmöglichkeiten per Rad, statt sie prominent zu platzieren und zu empfehlen. Für neue Ideen wie z.B. ein Radlieferservice fühlen sich die Einkaufstempel anscheinend nicht zuständig, ausgenommen das Angebot von Spar unter dem K & Ö.
Fazit Ganz oben auf dem Podest steht souverän der Murpark – zum fünften Mal en suite. Das EKZ im Südosten der Stadt punktet mit einer guten Verkehrsführung und einer neuen, zentralen Radgarage mit viel Platz für Rad und Anhänger, Bügeln als Diebstahlschutz und Videoüberwachung. Da kann man sogar ein teures Bike getrost parken, nur während der Geschäftszeit halt (andernfalls müsste man daneben die Fahrradabstellanlage mit Schließfächern in der öffentlichen P&R-Garage benutzen, Anm.). Der Citypark hält Platz zwei, wenngleich nun ein Verbesserungsschub angezeigt ist, um weiter vorne mitmischen zu können. Dank verbesserter Infrastruktur auf Platz drei vorgearbeitet hat sich das Shopping Center West, wo es nun ex aequo mit dem K & Ö liegt. Für die Rad-Einkaufsbastion im Zentrum gab es Abzüge, weil hier seit Jahren nichts Nennenswertes für die RadlerInnen passiert.
1. Murpark
2. Citypark
3. Shopping Center West
„Tatsächlich fanden wir auch beim diesjährigen Test Verbesserungen“, freut sich Heidi Schmitt, Obfrau der ARGUS Steiermark. Dazu gehört die Anbindung des Shopping Nord an Gösting, was zwar keine unmittelbare Leistung des Einkaufstempels ist, aber ohne das Zentrum wohl nicht zustande gekommen wäre. Dazu gehört vor allem die Radgarage im Murpark – eine Anlage, bei der sich andere Shopping Malls etwas abschauen können. Auch die neue Rad-Verkehrsführung am Center West ist unbestreitbar ein Zugewinn.
Wo Licht ist, gibt es auch Schatten: Dass es beim K & Ö keine überdachten Abstellplätze und Absperrbügel gibt, ist eines großen Sporthauses unwürdig. Und beim Citypark ist eine Rundumerneuerung gefragter denn je. Alles beim Alten ist in Seiersberg – das Zentrum ist einfach nicht für RadkundInnen gemacht. Das merkt man an allen Ecken und Enden. Dennoch: „Mehr Radverkehr beim Einkaufen zeigt Wirkung. Jetzt sind wir gespannt, ob die Ankündigungen auch eingehalten werden", so Heidi Schmitt.