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Wickenburggasse-Ausbau könnte großer Wurf werden
Auf ca. 600 m wird eine (von 2) Kfz-Fahrspuren in der Wickenburggasse aufgelassen- zugunsten von Radlerinnen und Öffis bzw. Fußgängerinnen. Ein Pilotprojekt, das zum ersten großen Wurf in Graz seit langem werden könnte.
Der Wurf, der ein wirklich ein großer werden könnte, kam eigentlich überraschend: Am Sonntag (29.05.2016) berichtete die "Kleine Zeitung" (siehe auch hier und hier) am Montag rückten die Bautrupps an und frästen eine Auto-Fahrspur der Wickenburggasse zwischen Keplerbrücke und Parkstraße weg. Der hier kaum 2,5 Meter messende, stark frequentierte Zweirichtungstradweg (Verbindung Uni Campus - Geidorfplatz - Hauptbahnhof), der noch dazu mehrere Problempunkte aufweist (Bushaltestelle, Querung Laimburggasse, Kurve Parkstraße) wird auf weiten Strecken des insgesamt 600 m langen Pilotprojekts auf 3,00 m verbreitert.
Ganz so überraschend, wie es den Augenschein hat, war die Umsetzung der Maßnahmen bei näherem Hinsehen dann doch nicht: Geboren wurde die Idee im Stadtlabor, seitens der Verkehrsplanung beauftragte man die TU Graz mit einer Simulation bezüglich der Auswirkungen auf den Kfz-Verkehr und unter Einbindung der Graz Holding (Graz Linien) und der Wirtschaftskammer gab es auch seitens des politischen Referenten Stadtrat Mario Eustacchio grünes Licht.
Eingriff mit (fast) nur Gewinnern
Verkauft wird die Maßnahme fast als verkehrsplanerisches Wunder: Dass RadlerInnen profitieren ist ebenso klar wie dass durch die Aufweitung des Haltestellenbereichs Wickenburggasse die Fahrgäste mehr Platz haben. Der Bus verliert zwar zwischen Druckknopfampel Laimburggasse und Kreuzung Grabenstraße/Parkstraße ein kleines Stück eigene Spur, die er sich nun auf dem Weg in die Humboldtstraße mit der zweiten Rechtsabbiegespur in die Parkstraße teilen muss, dies soll sich aber laut Simulationsergebnissen für die Fahrzeit genauso marginal auswirken wie die Reduktion auf eine Kfz-Spur zwischen Keplerbrücke und Laimburggasse für den Autoverkehr. Durch die kürzeren Querungsstrecken könnte den AutolenkerInnen mehr Grün (und den FußgängerInnen/ Radlerinnen weniger) gewährt werden, was die nachteiligen Effekte kompensieren würde, heißt es sinngemäß.
Vorteile für die RadlerInnen
Aus Sicht der RadlerInnen sind - neben des Gewinns an Breite - Verbesserungen in drei kritischen Bereichen erwartbar:
Bushaltestelle Wickenburggasse: Duch die Aufweitung gibt es nun für die Öffi-BenutzerInnen eigene Bereiche zum Ein- und Aussteigen, was jedenfalls zur Verbesserung der bisher kritischen Situationen im Zuge des Fahrgastwechsels führen sollte.
Querung Druckknopfampel Laimburggasse: Hier gibt es einen zweifachen Vorteil, nämlich eine größere Aufstellfläche schloßbergseitig und die nun geschaffene Möglichkeit, aus der Laimburggasse direkt in die Wickenburggasse zu queren; bisher musste, um die DKA zu erreichen, im Kreuzungsbereich die Straßenseite gewechselt werden, was zu gefährlichen Situationen mit abbiegenden Kfz führte.
Parkstraße - Jahngasse: Die vorgesehene Aufweitung der Radverkehrsflächen bringt eine Entschärfung der Situation um das stumpfe Eck Wickenburggasse - Parkstraße. In der Parkstraße wird eine Kfz-Fahrspur entfernt, in die Jahngasse wird es also keine gerade Einfahrt mehr, sondern eine Verschwenkung geben, was auch wiederum einen Sicherheitsgewinn für die dortige (noch) benachrangte RadlerInnen-Querung bringt. Der Flächengewinn am Eck Wickenburggasse - Parkstraße ist auch Voraussetzung dafür, dass eine vor Jahren geplante und wieder abgesagte Öffnung der Busspur Humboldtstraße für RadlerInnen Richtung Osten doch noch einmal realisiert werden könnte.
Noch ein Provisorium
Bei aller positiven Beurteilung dieses Pilotprojekts muss man sich allerdings vor Augen halten, dass es sich um ein Provisorium handelt. Dies bedeutet zum einen, dass erst nach einem Monat Testberieb entschieden wird, ob die Maßnahme in den Regelbetrieb mündet und zum anderen, dass man zumindest bis dahin mit Behelfseingriffen (unterschiedliche Ebenen für beide Richtungen, mobile Trennwand zur Kfz-Fahrbahn, Anrampungen bei der Querung Laimburggasse und bei der Wiedervereinigung der Richtung Keplerbrücke auf Fahrbahnniveau geführten Spur mit jener in die andere Richtung, die auf Gehsteigniveau verbleibt) vorlieb nehmen muss.
Sollten die Berechnungen der TU-Simulation sich bestätigen und keine außerplanmäßigen Probleme auftreten, sollen die provisorischen Einbauten durch bessere Umbauten ersetzt werden, erklärte Radverkehrskoordinator Helmut Spinka am Montag vor Ort. Dann wäre dieser wirklich historisch zu nennende Wurf - die Radwegverbindung Wickenburggasse war unter Erich Edegger angelegt worden, wobei nur mittels Fahrbahnverengung ein Stück von den beiden Kfz-Spuren abgeknapst und den RadfahrerInnen zugeschlagen wurde -, der sicher auch eine stadtgestalterische Aufwertung der an sich verkehrsdominierten Ringstraße um die Nordflanke des Schloßbergs bedeuten würde, ein Stück dauerhafte Verkehrsrealität.
Kleine Zeitung Online: Wickenburggasse: Freie Bahn für Radverkehr
Kleine Zeitung Online: Pro Rad: Eine Autospur weniger, aber gleich schnell