Leitbild Radverkehr des Landes Salzburg in der Endrunde

Das Land legt sich die Latte tief

Acht von neun österreichischen Bundesländern haben bereits die Förderung des Radfahrens festgeschrieben. Salzburg werkt als Nachzügler seit einem Jahr an einem „Leitbild Radverkehr“. Das Dokument, an dem auch die Radlobby in mehreren Workshops mitgearbeitet hat, befand sich zu Redaktionsschluss in Endredaktion. Hier ein Ausblick darauf, was wir erwarten dürfen.

Erstmals steht der Alltagsradverkehr im Fokus der Salzburger Radverkehrspolitik. Künftig kann darauf gepocht werden, dass das „Landesradroutennetz“ die im Alltag wichtigen Ziele direkt verbindet; anstatt wie viele Radwege innergebirg durch die Täler zu mäandern, so wie einst Salzburgs Flüsse. Die Qualitätsstandards lassen sich sehen. Wichtige Rad-Routen sollen das niederrangige Straßennetz mit Vorrang queren. Ein Schwerpunkt sind bessere Radabstellanlagen an wichtigen Zielen. Generell soll Fahrradparken in der Bauordnung verankert werden; wenn es nach uns geht: ebenerdig, zielnah, überdacht und diebstahlsicher – Fahrradkeller, adieu!

Die Salzburger Gemeinden werden einiges zu tun bekommen, um auf den Stand des Leitbilds zu kommen. Gewünscht sind Radverkehrsbeaufragte, Radverkehrskonzepte, flächendeckende Tempo 30-Zonen – in welche die Radlobby auch Landesstraßen im Ortsgebiet einbinden möchte. Unter den Titel „Bewußtseinsbildung“ fällt eine geplante Dachmarke zum Thema Radfahren von Stadt und Land und ein Schwerpunkt zum „Radjubeljahr 2017“.

Bei diesem kompletten Maßnahmenpaket einer „Radverkehrsoffensive“ verwundert es, dass sich Salzburg im aktuellen Entwurf bis 2025 landesweit nur eine Steigerung des Radverkehrs von derzeit 11% auf 13% am gesamten Verkehrsaufkommen zutraut – weit weniger als andere Bundesländer! Ambitionierte verkehrs- und umweltpolitische Ziele sehen anders aus. Die Politik ist offenbar nicht bereit, sich selbst mehr Druck zu machen. So wird es auch an uns liegen, diesen zu erzeugen.

Gute Ideen, die im Leitbild stecken, müssen umgesetzt werden. Das Geld dafür soll aus einem Radverkehrsbudget von jährlich wertgesicherten 3 Millionen Euro kommen. Das ist nicht einmal ein Zwanzigstel des Straßenbaubudgets des Landes!
Wir fordern: der Betrag müsste zumindest dem Anteil des Radverkehrs entsprechen!

Über 60 Millionen Euro werden für Landesstraßen jährlich verbaut, 11% davon wären 6,6 Millionen. Die für 2025 angepeilten 13% für den Radverkehr machen pro Jahr 7,8 Millionen aus!

Umso mehr Bedeutung kommt unserer Forderung zu, Verkehrsflächen zugunsten des Fuß- und Radverkehrs umzuverteilen. Landesstraßen, die entsprechend der obsoleten Vorstellung von „Freier Fahrt für freie Bürger“ gebaut wurden, können kostengünstig mit Radverkehrsanlagen ausgestattet werden. Das senkt die Geschwindigkeit der KFZ zugunsten der Sicherheit nicht-motorisierter VerkehrsteilnehmerInnen.

Es wird noch viel Überzeugungsarbeit brauchen, wirklich eine radfreundliche Bauordnung auf den Weg zu bringen oder den Unfug zu beenden, dass Tiefgaragen mit Geld aus der Wohnbauförderung errichtet werden.

Unser Fazit: Das Leitbild Radverkehr ist kein großer Wurf, aber eine Basis um längst überfälliges einzufordern.

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