200 Jahre Fahrrad: Geschichte mit Aufs und Abs

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Am 12. Juni 1817 legte Karl Drais auf einem hölzernen Laufrad 14 Kilometer zurück. Dieses Ereignis gilt als die Geburtsstunde des Fahrrads. Der Stellenwert des Fahrrads hat sich während seiner 200-jährigen Geschichte oftmals gewandelt: Auf einen ersten Boom folgte die Verdrängung durch Massenmotorisierung, doch schlaue Städte stellen heute die Weichen für eine fahrradfreundliche Zukunft.

Im 19. Jahrhundert war das Fahrrad vor allem bei der Oberschicht beliebt. Nur Begüterte konnten sich die teuren Hochräder leisten, die Ende des vorletzten Jahrhunderts populär waren. Als die industrielle Fertigung des Fahrrads Anfang des 20. Jahrhunderts begann, eroberte es die Straßen. Es wurde zum idealen Fortbewegungsmittel der Fabrikarbeiter: schnell, günstig, wartungsarm und unverwüstlich.

Auch Frauen wollten sich am Fahrrad ein Stück Freiheit nehmen. 1893 wurde in Graz der erste „Damen Bicycle-Club“ der k.u.k. Monarchie gegründet. „Das Bicycle hat zur Emanzipation der Frauen aus den höheren Gesellschaftsschichten mehr beigetragen als alle Bestrebungen der Frauenbewegung zusammengenommen“, sagte einst die österreichische Schriftstellerin, Frauenrechtlerin und Künstlerin Rosa Mayreder. Sie lebte von 1858 bis 1938 in Wien und ist somit eine Zeitzeugin der Fahrradbewegung Ende des 19. Jahrhunderts.

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Titelblatt der "Radfahr-Chronik" München vom 26. März 1893: Die Gründerinnen des ersten Grazer Damen-Bicycle-Clubs. (von links) E. Steininger, V. Wenderich, L. Sorg, M. und L. Albl

Tiefe Einschnitte durch die Weltkriege

Die Weltwirtschaftskrise und der Zweite Weltkrieg brachten dem Fahrradmarkt aber ein jähes Ende. Die Nationalsozialisten förderten zwar den Bau von Radwegen, stellten aber im Grunde bereits die Weichen für die Massenmotorisierung durch das Auto. Außerdem wurden in den Hochzeiten des Krieges viele Fahrradfirmen zur Fertigung von Rüstungsgütern genutzt sowie viele Rohstoffe für die Herstellung von Kriegsmitteln verwendet.

Vom Automobil überholt

Nach dem Zweiten Weltkrieg war das Automobil die treibende Kraft in den Köpfen der Menschen. Das Fahrrad galt hingegen als Arme-Leute-Gefährt. Die Räder selbst wurden immer billiger, was mit einem sinkenden Qualitätsniveau Hand in Hand ging. Viele Manufakturen und Fabriken schlossen oder widmeten sich anderen Geschäftsbereichen.

Bis in die 1980er-Jahre verlor das Fahrrad immens an Bedeutung. Das Fahrrad wurde nur noch als Ergänzung zum Auto genutzt. Die Klappradwelle in den 70ern gab hier den Weg vor. Das Fahrrad wurde einfach zusammengeklappt und im Kofferraum mitgenommen, um Kurzstrecken am Zielort zu meistern.

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Doppeldeckerbus vor dem Stephansdom,1960 (Foto © Wiener Stadt- u Landesarchiv / Quelle: zeit-maschine.at)

Ölkrise und Mountainbikes als Retter

Doch zwei Faktoren haben der Fahrradbranche in den Neunzigern neuen Schwung gegeben. Zum einen die Ölkrise – damit einhergehend entwickelte sich eine alternative Szene, die das Fahrrad als Ersatz für das Auto wiederentdeckte. Zum anderen begann die in den USA aufstrebende Mountainbike-Szene nach Europa überzuschwappen. Das Fahrrad war nicht mehr nur an die Straße gebunden, sondern wurde geländefähig und für neue Zielgruppen interessant. Das Fahrrad hat seitdem einen guten Weg eingeschlagen, um seinen früheren Stellenwert wieder zurückzugewinnen.

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Die Rückkehr des Fahrrads

Heute ist das Fahrrad in aller Munde. Schnell, emissionsfrei, günstig und platzsparend hat es speziell in der Stadt eigentlich nur Vorteile. Auch als Freizeit- und Sportgerät ist es bei den ÖsterreicherInnen sehr beliebt. Seit wenigen Jahren trägt der E-Bike-Boom mehr und mehr dazu bei, dass das Thema Fahrradfahren zusätzlich an Öffentlichkeit gewinnt – nur die Infrastruktur und verkehrspolitische Förderung des Radfahrens hinken noch hinterher. Gelingt es für eine umweltfreundliche Mobilitätswende mit mehr Radverkehr politischen Willen und Budgets über Ressortgrenzen hinweg zu bündeln, steht der glänzenden Zukunft des Fahrrads nichts im Wege.

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