Von 16. bis 22. September findet auch heuer wieder die Europäische Mobilitätswoche statt.
Covid-19: Schutzmaßnahme Radfahren
Der Coronavirus hält Österreich in Bann: Ausgangsbeschränkungen wurden verhängt, das öffentliche und soziale Leben auf ein Minimum reduziert. Im aktuellen Krisenzustand ist das Fahrrad für viele notwendige Individualfahrten das gesündeste und sicherste Verkehrsmittel. Wir erklären, warum.
Coronavirus – Ein paar Fakten
Coronaviren sind eine Gruppe von Krankheitserregern, die leichte Erkältungen bis hin zu schweren Lungenentzündungen auslösen können. Von schweren Verläufen betroffen sind hauptsächlich ältere und/oder immungeschwächte Personen. Übertragbar ist der Virus von Mensch zu Mensch über Tröpfcheninfektionen, also durch das Einatmen von Erregern aus der Luft, wenn ein Erkrankter etwa hustet oder niest. Deshalb wird momentan auch allerorts so vehement darauf hingewiesen, mindestens einen Meter Abstand zu anderen Personen zu halten. Abstand macht sicher, nicht nur in Krisenzeiten.
Zudem kann der Virus bereits während der Inkubationszeit übertragen werden. Das heißt, der Virus wird übertragen, noch bevor ein Erkrankter Symptome gezeigt hat, was die Gefahr einer Ansteckung erhöht.
Schützende Maßnahmen
Konkrete Maßnahmen, um sich selbst und andere vor Ansteckung und vor allem Tröpfchen-Infektion zu schützen, sind:
- ein bis zwei Meter Abstand zu anderen Menschen halten
- regelmäßiges, häufiges und sorgfältiges Händewaschen (mindestens 20 Sekunden mit Seife, bis zum Handgelenk)
- bei Bedarf Handschuhe tragen
- Gesicht möglichst nicht berühren
- Niesen nicht in Hand, sondern in Armbeuge
- benutzte Taschentücher schnell entsorgen
- belebte Orte und Veranstaltungen meiden
Übrigens: Atemmasken bieten Gesunden wenig Schutz, die Befeuchtung der Maske durch kondensierte Atemluft hebt den Barriereschutz schon nach 20 Minuten auf, Masken sollten medizinischem Personal vorbehalten sein
Radfahren hält gesund
Das Fahrrad bietet als gesündestes Verkehrsmittel gerade jetzt eine willkommene Möglichkeit, wichtige Alltagswege zurück zu legen. Denn bei dieser Art der Fortbewegung ist das Ansteckungsrisiko äußerst gering, gleichzeitig stärkt man das eigene Immunsystem. In öffentlichen Verkehrsmitteln bleibt mehr Platz für jene, die ihre Wege nicht anders bewältigen können. Und: Im Unterschied zum Auto ist das Fahrrad zudem platzsparend und verursacht keine gesundheitsschädlichen Schadstoffe. Mit der Radlkarte der Radlobby finden Sie bestimmt den besten Weg von A nach B – und mit der Radlobby Mitgliedschaft sind Sie auf jedem Weg rundum versichert.
Die positiven Gesundheitseffekte des Radfahrens sind unumstritten und gerade jetzt besonders wichtig. Untersuchungen zeigen, dass Menschen, die physisch weniger aktiv sind, viel gefährdeter sind, Gesundheitsprobleme zu bekommen. Radfahren ist sicher, entspannt und umweltfreundlich – die aktuellen Entwicklungen zeigen, dass mehr und mehr Menschen diese Vorteile nutzen. Generell ist der Radverkehr zuletzt gestiegen, der milde Winter sorgte für Bestwerte. Der VCÖ verglich in Wien alle 13 Zählstellen der Stadt und stellte dabei einen Anstieg der radfahrenden BürgerInnen um 17 Prozent im Vergleich zum Vorjahres-Winter fest. Der zunehmende Radverkehr lässt sich jedoch nicht nur auf den milden Winter zurückzuführen, sondern ist ein genereller Trend. Denn im bisher wärmsten Winter der Messgeschichte 2006/2007 waren teils noch weit weniger Radfahrende unterwegs.
Rad-Wirtschaft während Covid-19:
Wer sein Fahrrad in Betrieb nehmen will oder aktuell eine Reparaturen benötigt, hat Glück: Analog zu Kfz-Werkstätten sind nun auch Rad-Werkstätten vom Betretungsverbot ausgenommen! Viele Rad-Geschäfte bieten zudem online und telefonisch Beratung, sowie Verkauf mit Lieferung bzw. physisch kontaktloser Übergabe an. Das sichert die Verfügbarkeit von leistbaren und unkomplizierten Fahrzeugen für die notwendigen Individualfahrten.
Radfahren: Was erlaubt ist und was nicht
Die Covid-19-Verordnung des Gesundheitsministers regelt folgende Ausnahmen vom allgemeinen Bertretungsverbot offentlicher Orte:
- Abwendung einer unmittelbaren Gefahr für Leib, Leben und Eigentum
- Betreuung und Hilfeleistung von unterstützungsbedürftigen Personen
- Deckung der notwendigen Grundbedürfnisse des täglichen Lebens*
- berufliche Zwecke*
- Betretung öffentlicher Orte im Freien alleine oder mit Personen, die im gemeinsamen Haushalt leben*
* Zu diesen Punkten gibt es spezielle Auflagen wie einen Mindestabstand von 1 Meter zu anderen Personen, sonstige Schutzmaßnahmen etc.- siehe Verordnungstext
Das heißt, dass die meisten Alltagswege weiterhin mit dem Fahrrad zurückgelegt werden können, wenn sie den Vorgaben der Verordnung entsprechen. Dabei ist v.a. zu beachten, dass gegenüber anderen Personen ein Abstand von mindestens einem Meter einzuhalten ist.
Auch den Radsport betrifft die Verordnung. Eine Anfrage des Österreichischen Radverbands (ÖRV) beim Sportminister ergab eine Spezifizierung dazu. Verboten sind:
- Gruppenfahrten (mit Menschen, die nicht in derselben Wohneinheit leben), weil der nötige Abstand beim Windschatten- und Nebeneinanderfahren nicht gewährleistet ist. - Siehe Verbot laut Verordnung
- Die Benützung öffentlicher Verkehrsmittel, um zu „geeigneten“ Radstrecken zu gelangen. - Siehe Verbot laut Verordnung
Freizeitfahrten mit dem Rad sind nach Ansicht der Radlobby Österreich durch die Verordnung nicht verboten, wenn die Ausnahmen und Auflagender Ausgangsbeschränkungen erfüllt sind. Dies sieht auch das Sozialministerium in seinen FAQ so, siehe untenstehende Grafik. Dies gilt insbesondere auch für Aspekte der Oberflächenqualität bzw. Fahrtdauer. Aber Achtung! Gleichzeitig ist auch nicht alles verantwortungsvoll, was erlaubt ist! Aus Solidarität gegenüber allen anderen und als Vorsichtsmaßnahme ist es sinnvoll, besondere Risiken möglichst zu vermeiden.
Radlobby Österreich Empfehlung: "In diesem Sinne ist jedeR Einzelne aufgerufen, im Sinne der Ausgangsbeschränkungen zur Eindämmung der Ausbreitung von Covid-19 zu handeln, indem man möglichst zuhause bleibt und ein gesundes Maß an Bewegung pflegt", empfiehlt Radlobby-Sprecher Roland Romano. "Man soll möglichst nur notwendige Außenwege alleine oder im Haushaltsverbund wahrnehmen und dann mit dem Rad fahren oder zu Fuß gehen. So kommen Sie auch in Krisenzeiten hervorragend zu Ihren regelmäßigen Bewegungseinheiten."
Zustelldienste haben Hochbetrieb
Im Zuge der Verkehrsbeschränkungen bekamen übrigens die Zustelldienste einen massiven KundInnenzuwachs. Die zumeist via Fahrrad tätigen Essenslieferdienste erlebten vor allem in den ersten Tagen nach der Schließung der Gastlokale ein gewaltiges Auftragsplus. Übergeben werden die Lieferungen meist kontaktlos um alle gesetzlichen Bestimmungen einzuhalten.
Kurzfristige Corona-Radspuren und andere Verbesserungen
Die Forderung nach einem Meter Sicherheitsabstand, um den Coronavirus einzudämmen, macht deutlich, dass viele Geh- und Radwege in Österreich nach wie vor zu schmal sind. Die Radlobby Österreich spricht sich, so wie auch der VCÖ, dafür aus, dass während der Coronakrise die Radwegbenützungspflicht aufgehoben wird sowie temporäre Radwege und geschützte Radstreifen eingerichtet werden. Hierzu werden in anderen Stätden bereits Fahrstreifen für den Radverkehr umfunktioniert, um schnell Platz zu schaffen. Als Vorbild kann hier beispielsweise die kolumbianische Hauptstadt Bogotá dienen: Seit Beginn der Coronakrise wurden 120 Kilometer Fahrbahnen in temporäre Radwege umgewandelt: Fahrradfahrende BürgerInnen dürfen auf vielen Hauptstraßen eine abgetrennte Spur nutzen. Bogotá verfügte bereits vorher über ein relativ großes Radwegenetz von etwa 550 Kilometern Länge. Bereits am ersten Tag sankt die Anzahl der Autobus-NutzerInnen um 23 Prozent – und somit auch das Infektionsrisiko.
Auch andere Städte gehen mit guten Vorbild voran: Berlin hat 50 neue ExpertInnen für den Radverkehr eingestellt, London senkt den Temposchutz von 30mph (~50km/h) auf 20mph (~30km/h), in Pontevedra (Spanien) wurde bereits vor Jahren die gesamte Altstadt zur Fußgängerzone erklärt. Das Ergebnis: keine Verkehrstoten und eine Reduktion der Kohlendioxid-Emissionen um 70 Prozent. Auch Kopenhagen, Barcelona, Singapur und andere Städte realisieren gerade weitreichende Verbesserungen durch kfz-befreite Gebiete, um ihr bisheriges Verkehrsproblem zu lösen.
Wann kommen die Österreichischen Landeshauptstädte ins Handeln? Maßnahmen wie flächendeckendes Tempo 30 wären innerhalb kürzester Zeit umsetzbar, um wertvolle Spitalskapazitäten frei zu machen!
Österreich braucht nun mehr denn je ein zeitgemäßes Radinfrastruktur-Budget von 30 Euro pro EinwohnerIn und Jahr – und akut eine fahrradfreundliche Umgestaltung des Verkehrsraumes, damit den BürgerInnen der Umstieg auf das Fahrrad leicht gemacht wird.
Weitere Infos rund um den Corona-Virus gibt es auf der Seite des Österreichischen Sozialministeriums.
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Dieser Artikel wurde am 02.04. mit einer neuen Grafik ergänzt und einzelnen Formulierungen überarbeitet.