Von 16. bis 22. September findet auch heuer wieder die Europäische Mobilitätswoche statt.
Radwegkreuzungen: Gebt den FußgängerInnen ihre Aufstellflächen zurück!
Gut funktionierende Kreuzungen sind ein wichtiger Bestandteil zeitgemäßer Radverkehrsinfrastruktur. Heute enden Radwege an Kreuzungen oft einfach. Man findet sich im fließenden Autoverkehr wieder oder landet auf Gehsteigen. Daneben rauben meist überbreite Fahrbahnen mit mehreren Fahrstreifen oder Parkstreifen den Platz. Damit das nicht so bleibt, startet die Radlobby Österreich jetzt die Initiative Gebt den Fußgängern ihre Aufstellflächen zurück! #schützendeKreuzung für größere Kreuzungen mit Radwegen.
Schutz für alle
Die Initiative soll veraltete Planungsmethoden verbessern, bevor diese in Radwegprojekten tatsächlich umgesetzt werden. Gleichzeitig sollen an bestehenden Kreuzungen Brennpunkten schrittweise entschärft werden. Ziel ist ein besseres Kreuzungsdesign, das sicherer und einfacher für alle VerkehrsteilnehmerInnen ist.
Die bisherige Praxis von Radwegen an Kreuzungen ist sehr unterschiedlich und führt zu vielen Problemen. Radwege enden oft bereits im Streckenbereich oder vor Kreuzungen unvermittelt, wie hier am Beispiel der Nibelungenbrücke in Linz zu sehen.
Teilweise werden Radwege auf der Kreuzung selbst im schleifenden Verschnitt mittels Farbe über Abbiegespuren gezogen, wie hier am Beispiel Südtiroler Platz in Wien.
Durch diese Anordung des Radweges unmittelbar am Rand der Fahrbahn gibt es keine Möglichkeit von schützenden Aufstellflächen für Fuß- und Radverkehr zum Abbiegen bzw. Queren. Die Verkehrsteilnehmerinnen stehen dann an „ungeplanten“ Orten herum, weil die Verkehrsplanung diese Relationen nicht bedacht hat. Schön ist dies am unteren Bild am Beispiel Schwarzenbergplatz in Wien erkennbar. Auch in Diskussionsforen (z.B. hier und hier) ist den Usern nicht klar, warum das an fast jeder Kreuzung (hier: in Wien) anders geregelt ist.
An der geschützten Kreuzung muss man zu Fuß nicht mehrere Meter entfernt von der Fahrbahn bei einer roten Ampel warten, um einen Radweg zu Queren. Die Kreuzung des Radweges zu Fuß findet ampelfrei statt. Zu Fuß muss man nur auf grün warten und kann dies in der Poleposition am Fahrbahnrand machen, wenn man die Fahrbahn queren möchte.
Der Schwarzenbergplatz in Wien
Selbst an T-Kreuzungen, wo keine Fahrzeuge den Radweg queren, werden Radwege zur Kreuzung hingeführt und dann der oft komplizierten und langsamen Ampelschaltung unterworfen. Hier am Beispiel Praterstern in Wien illustriert.
Queren sicherer machen
Die bessere Führung an T-Kreuzungen ist die abgesetzte Führung. Zwischen Fahrbahn und Radweg eröffnet sich eine neue Aufstellfläche für FußgängerInnen und der Radverkehr fährt an der Kreuzung vorbei, statt umständlich ampelgeregelt zu werden. Durch diese neue Aufstellfläche an der geschützten Kreuzung werden Zebrastreifen um ein- bis zweimal die Radwegbreite (dh. 2-6 Meter) kürzer. Damit verkürzt sich auch jene Zeit, in der sich FußgängerInnen auf der Fahrbahn befinden. Das Queren wird daher – insbesondere bei abbiegenden Kraftfahrzeugen - deutlich sicherer. In Graz beispielsweise ist diese Art der Führung seit Jahrzehnten Standard. Wenn auch nicht immer die Dimensionen passen, die Geometrie der Verkehrsströme ist richtig gewählt. Hier am Beispiel des Neubaus Wickenburggasse in Graz illustriert.
Die Querung nach dem Umbau
Umbauten wie diese sind z.B. in den Niederlanden an größeren Radwegkreuzungen ein gängiges Werkzeug für mehr Verkehrssicherheit und mehr Komfort. Wichtig ist, den Radweg für Fußgänger gut optisch und Menschen mit Sichteinschränkung taktil wahrnehmbar zu machen.
Schützend vs. ungeschützt
Dieses Video zeigt sehr schön die Metamorphose einer ungeschützten Kreuzung – wie sie in Österreich sehr üblich ist – zu einer schützenden Kreuzung am Beispiel Utrecht.
In Darmstadt haben einige Aktivisten eine gute Zusammenstellung unter dem Titel “Kreuzungsdesign Deluxe” verfasst. Hier geht’s zum Online-Beitrag.
So hat Nick Falbo das Detail einer Kreuzungsecke einer schützenden Kreuzung (engl. protected intersection) visualisiert [VIDEO]. In der Bildmitte ist gut die neue Fußgänger-Aufstellfläche erkennbar, die den Radweg von der Fahrbahn trennt:
Konsequente Umsetzung
Elemente von schützenden Kreuzungen sind nicht neu. Es gibt sie zuhauf. Was fehlt ist eine konsequente Umsetzung dieser Elemente. So sind beispielsweise am oben kritisierten Praterstern selbst mehr als die Hälfte der Radweg-Fahrbahn-Kreuzungen nach dem Typus der schützenden Kreuzung gestaltet. Sie sind unauffällig und funktionieren effizient.
Mitreden und die Stadt verbessern
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Hinweis für verkehrsplanerisch Interessierte aus Wien:
In nächster Zeit werden hier bereits einige Kreuzungsverbesserungen als schützende Kreuzung erwartet, die Radlobby wird diese genau analysieren. So z.B. am oben genannten Schwarzenbergplatz , in der Simmeringer Hauptstraße und beim neuen Radweg im Wiental. Andere Stellen wiederum warten noch länger auf ihre Entschärfung, darunter z.B. in der Lassallestraße und in der Schönbrunner Straße/Kobingergasse.