Radlobby gegen Reduktion der Radabstellplätze vor dem Hauptbahnhof Salzburg

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Vor dem Salzburger Hauptbahnhof sollen laut einem aktuellen Amtsbericht die Radabstellplätze drastisch reduziert werden. Es ist von geplanten 130 Abstellplätzen am Bahnhofsvorplatz die Rede. Aktuell werden unserer eigenen Zählung zufolge vor dem Bahnhof 500 Radabstellplätze angeboten. Unter anderem ist geplant ca. 90 überdachte Fahrradabstellplätze beim Taxi-Standplatz zugunsten einer PKW-Zufahrt („Kiss&Ride“) zu entfernen. Damit wird sich die Situation für Rad fahrende BahnkundInnen deutlich verschlechtern. Wie ein Blick vor den Bahnhof zeigt sind die Radabstellanlagen gut genützt. Je näher beim Bahnhof desto besser.

Fahrradparken Hbf Sbg Titel

Samstag 11.7.2015 17.30: stark genützte Radabstellanlagen vor dem Hauptbahnhof - keine Spur von Radchaos oder Schrotträdern.

Stadt argumentiert mit Zahlen ohne Rücksicht auf Lage und Qualität

Der Bericht argumentiert mit "950 überdachten Radabstellplätzen im Bereich des Hauptbahnhofs". Diese Zahl bezieht sich zur Gänze auf die neue Radstation in Schallmoos und die Radgarage beim Lokalbahnhof. Beide Einrichtungen decken einen Bedarf und werden erfreulicherweise gut und zunehmend angenommen. Wer aber glaubt, damit wäre das Thema Fahrradparken am Hauptbahnhof erledigt, hat Alltagsradfahren nicht annähernd verstanden! Die neue Radstation in Schallmoos ist ein Zeichen für eine gute Verknüpfung von Bahn und Rad. Für Radfahrende aus vielen Stadtteilen bedeutet sie aber einen großen Umweg am Weg zum Zug. Für die Radgarage, die viele Jahre gesperrt war, ist eine kostenpflichtige Zugangsberechtigung erforderlich, d.h. sie kommt nur für ortskundige Stammkunden in Frage. Ein der jetzigen Situation in Menge und Qualität entsprechendes Angebot auf der Bahnhofvorderseite ist weiterhin notwendig. Das zeigen weit über 500 dort ständig geparkte Fahrräder. Radverkehrspolitik ist so zentral für die Salzburgs stadtverträgliche Mobilität, sie darf nicht nach dem Motto 3 Schritte vorwärts, 2 zurück ablaufen! 

Fahrradparken sehr flächensparend

Die bestehenden Radabstellanlagen auf der Vorderseite des Bahnhofs nehmen eine sehr geringe Fläche ein, zusammengenommen weit weniger als die existierenden Taxistandplätze oder Kurzzeit-Pkw-Parkplätze. Sie sind zu 100%  ausgelastet und stellen eine effiziente Nutzung des öffentlichen Raumes dar. Anstatt einer Reduktion könnte durch eine beidseitige Nutzung der Radabstellanlage beim „Forum 1“ kostengünstig und mit einem Flächenbedarf von nur 40m² die Anzahl der überdachten Radabstellplätze vor dem Bahnhof fast verdoppelt werden. Dieser Vorschlag sollte dringend im Sinne eines effizienten Mitteleinsatzes überprüft werden.

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Die gut genutzte Radabstellanlage beim Taxistandplatz vor dem "Forum" soll einer PKW-Zufahrt weichen. Sinnvoller, effektiver, platzsparender und kostengünstiger wäre die beidseitige Nutzung der Radständer.

Fragwürdiges verkehrspolitisches Signal

Es stellt sich die Frage: Wozu das alles? Welchen Sinn macht es 5 Stellplätze einer PKW-Zufahrt mit großem finanziellem (175.000€) und technischem Aufwand (eigene Schrankenanlage) um einige dutzend Meter zu verlegen und dafür eine eigespielte und allzeit zu 100% genutzte Radinfrastruktur ersatzlos zu streichen? Da es bereits 3 Zufahrtsmöglichkeiten für PKWs zum Hauptbahnhof gibt (Schallmoos, Tiefgarage und Bahnhofsvorplatz) wird diese Änderung keine entscheidende Verbesserung bringen. Zudem wird ein unsinniges verkehrspolitisches Signal gesetzt. Dem privaten Hol- und Bringverkehr wird der rote Teppich ausgerollt und Radabstellplätze verdrängt.

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Statt an die 100 geparkter Räder zu bedachen soll das Flugdach den Komfort einer geplanten Kiss and Ride-Anlage steigern. Kostenpunkt 175.000€.

Fragwürdiger politischer Fahrplan

Die Radlobby Salzburg berichtete seit dem Bekanntwerden der Pläne und bemühte sich bei den zuständigen Personen bei Stadt und ÖBB erfolglos um eine bessere Berücksichtigung der radfahrenden BahnkundInnen. Nun wird das Projekt am Beginn der Ferienzeit durch die politischen Gremien gejagt. Es könnte bereits morgen Donnerstag im Stadtsenat beschlossen werden.

Wir fordern eine gründliche Überprüfung der Planung und ein in Menge und Qualität mindestens gleichbleibendes Angebot an Fahrradabstellanlagen am Bahnhofsvorplatz.