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Neusiedlersee: Tourenklassiker reloaded
Okay, also wieder Neusiedlersee. Maria und Walter organisierten die Tour um Christi Himmelfahrt, Anreise am 14. Mai, großteils per Bahn über Wien nach Neusiedl, Quartier in Rust. Von hier wollten wir den See in zwei Tagesetappen zuerst im Norden, dann im Süden inklusive Abstecher nach Sopron umrunden.
Größtes Fragezeichen war das Wetter: Die Prognosen waren - gelinde gesagt - mies, doch eine Verschiebung konnten und wollten wir uns nach einer solchen (inkl. Stornos) 2013 nicht noch einmal leisten. Wir wurden fürwahr positiv überrascht und kamen, bis auf ein paar Spitzer, trocken davon. Dass es eher kühl war, war kein Schaden nicht, u.a. was die Gelsen-Aktivität betrifft.
13 waren aus Graz und GU angereist. Doch Heidi und Stephan hatten auf der Fahrt, die sie per Rad vom Wechsel her antraten, knapp vor dem Treffpunkt in Winden in einer regennassen Kurve auf einer Traktorlehmspur einen bösen Sturz. Stephan traf es ärger; er schaffte es gerade noch in die Unterkunft und fiel für die weitere Tour aus.
Als Aperitiv: Kunstgenuss bei Wander Bertoni
In Winden wurde der Skulpturenpark, die Ausstellung und das Eiermuseum von Wander Bertoni besucht. Ein lohnendens Unterfangen, wobei die Frau des Meisters die Führung übernahm, da der 90-Jährige nach einem Sturz rekonvaleszent war.
Auf dem B10, dem Seerundradweg, radelten wir dann über Purbach und Oggau nach Rust. Ulli und Emma (10), deren Erstumrundung 2011 auf nahezu identer Route auf dem Trailerbike erfolgte, spritzten das Einradeln am Anreisetrag und waren dafür an den folgenden zweieinhalb Tagen voll mit von der Partie.
Rust bietet sich als Ausgangsort von Radtouren geradezu an: Hier passen Infrastruktur bei Beherbergung und Bewirtung, hier kommt man mit der Fähre nach Podersdorf, und vom einen Katzensprung entfernten Mörbisch nach Illmitz. Unser Quartier schlugen wir im Buschenschank Haberhauer nahe dem Ortszentrum auf und ließen uns eben dort am ersten Abend auch mit Gutem aus Küche und Keller verwöhnen.
Im Norden: Kirschen, Keller, Strand-Café
Bevor es am nächsten Tag losging, war Patschenpicken angesagt. Unsere Obfrau (der Radlobby ARGUS Steiermark, Anm.) Heidi übernahm dies behände - es sollte die einzige Panne bleiben.
Die Nordetappe führte bis Schützen am Gebirge auf dem B10, dann zweigten wir auf den Kirschblüten Radweg (B12) ab. Die zusätzlichen Höhenmeter nimmt man ob der tollen Sicht auf den See mit seinem breiten, zu dieser Zeit noch braunen Schilfgürtel gerne in Kauf. Links am Hang grüne Weinreben, rechts Kirschbäume, die vereinzelt schon hellrote Früchte trugen.
In Donnerskirchen wurde pausiert, der kleine Park unter der Kirche bietet sich als Rastplatz an. Noch ein paar Stufen hinauf zur barocken Bergkirche, und rund um die Kreuzigungsgruppe bietet sich ein atemberaubender Rundblick.
Durch die malerischen Kellergassen von Breitenbrunn ging es auf Güterwegen und Nebenstraßen weiter am Fuße des Leithagebirges nach Jois hinunter, wo wir wieder in den B10 einbogen. Beim Kaffee im modernen Strandcafé aus Holz am Hafen von Neusiedl wurde uns klar, dass wir die letzte Fähre in Illmitz nicht mehr erreichen würden; bei 12 Leuten in der Gruppe nicht überraschend, dass es Verzögerungen zum meist zu ambitionierten Zeitplan gibt. So wurde umdisponiert, eine Lücke (Podersdorf - Illmitz) bei der Seeumrundung in Kauf genommen und Podersdorf angesteuert.
Über ein kleines, nicht asphaltiertes Stück durch die Hutweiden erreichten wir das mondäne Zentrum des Seewinkels. Die Fähre brachte uns nach 65 Rad-km in einer Stunde diagonal über den See zurück an unseren Ausgangsort, wobei anzumerken ist, dass auf dieser Linie die von den Quartiergebern und Tourismusverband offerierte "Neusiedlersee Card" keine Vergünstigung bringt.
Im Süden: Viel Natur und ein Schloss in Ungarn
Die zweite Tagesetappe wurde mit der kurzen Fahrt auf der Fähre der Weiss-Sommer-Linie (mit Bord-Service!) nach Illmitz eröffnet. Vom Hafen geht es einige Kilometer in den Ort hinein, wobei die Verbindung von mehr RadlerInnen und Pferdefuhrwerken als von Autos frequentiert wurde, also ein Entré der Entschleunigung bot. Im Ort selbst ging´s dann schon wieder hektischer zu, und so nahmen wir bald die Gerade nach Apetlon und - erst seit wenigen Jahren in Betrieb - den neuen Abschneider von der ungarischen Grenze nach Fertöújlak. So erspart man sich die Fahrt über Pamhagen und den eher eintönigen schnurgeraden Straßen-Begleitradweg ins Nachbarland hinein.
Schnurgerade ist die neue Verbindung zwar auch, hier - im Unterschied zu den österreichischen Anlagen - mit gelber Mitteltrennung, aber der Fertö-Hanság Nemzeti Park wartet immer wieder mit Natur- und Tiererlebnissen am Rande auf. In Sarród kehrt man auf den B10 zurück und ist auch gleich in Fertöd, wo ein Schloss der Fürsten Esterházy zum Pflichtbesichtigungsprogramm gehört. Das "ungarische Versailles" wurde in den vergangenen Jahren schön hergerichtet und stellt mit seinem Garten ein Rokoko-Juwel dar.
In der Folge geht es entlang der Straße dahin, auf einem zumeist gut ausgebauten Radweg, der nur in den Ortsdurchfahrten mitunter etwas mickrig ausfällt. In Balf trennten wir uns von Ulli und Emma, die direkt zurück nach Rust radelten und ihr Tagewerk dort nach 75 km beendeten. Der Rest nahm den Anstieg auf der doch stark und schnell befahrenen Straße nach Sopron in Angriff. Die Innenstadt von Ödenburg hat einiges an Sehenswürdigem zu bieten, zum Zeitpukt unseres Besuchs war sie Schauplatz eines "Sör Festivals" der lokalen Brauerei.
Zurück Richtung See und Mörbisch ging es dann auf einem zum Teil an einen MTB-Trail erinnernden Wald- und Wiesen-Radweg, was gegenüber der Anfahrt auf jeden Fall die angenehmere Variante war. In Fertörákos verfranste sich ein Teil der Gruppe, die als Lehrgeld für die Unaufmerksamkeit beim Abbiegen den Anstieg durch den Ort retour absolvieren durfte. Entschädigt wurden alle aber durch die letzten Kilometer in der milden Abendsonne hinunter nach Mörbisch und weiter am See entlang nach Rust, wo man nach gut 80 km eintrudelte.
Noch ein Esterházy-Schloss
Der letzte Tag, der Abreisetag, führte die Gruppe über den B14 nach Eisenstadt, wo die meisten den Zug bestiegen; nur Emma, Ulli und Wolfgang kehrten noch einmal nach Rust zurück, weil sie mit dem Auto angereist waren. In Eisenstadt wurde bei kühlem, windigen Wetter kurz gebummelt und natürlich das andere, das barocke Esterházy-Schloss angeschaut.
Resümierend und im Vergleich zur über weite Strecken gleichen Tour von 2011 kann man sagen, dass die Radweginfrastruktur um den See einen guten Standard aufweist und inzwischen noch weiter verbessert wurde. Sie umfasst nicht nur Radwege und -routen samt Wegweisung, Piktogrammen auf der Fahrbahn und regelmäßigen Überblickskarten, sondern auch das Drumherum wie Rastplätze und Einkehr- bzw. Verpflegungsmöglichkeiten. Auch auf ungarischer Seite wurden einige Abschnitte ausgebaut und ertüchtigt.
WW
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Links
» "Touren-Klassiker rund um den Neusiedlersee" (2011)