Der BiciBus zur VS Liebenau ist erfolgreich gestartet und fährt weiter:
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Alle zwei Jahre untersucht die Radlobby ARGUS Steiermark, was die Einkaufszentren (EKZ) in Graz und Umgebung unternehmen, um radelnden Kund*innen das Einkaufserlebnis angenehm zu gestalten. Das heurige Ergebnis: ein souveräner Sieger und vielleicht eine beginnende Aufholjagd.
Das bewährte Test-Prozedere: Die Centerverantwortlichen werden per Fragebogen um eine Selbsteinschätzung und Informationen zu den Kategorien „Anteil radelnder Kund*innen“, „Erreichbarkeit“, „Radverkehrsführung“, „Abstellplätze“ und „Sonstige Anreize“ gebeten. Diesmal wurden die Fragebögen von Kastner & Öhler und von der Shopping City Seiersberg (in diesem Fall bereits traditionell) nicht beantwortet. Bei einem (unangekündigten) Lokalaugenschein durch Aktive der Radlobby ARGUS Steiermark werden die Angaben überprüft und nach dem umgekehrten Schulnotensystem von 1 bis 5 bewertet.
Das Fahrrad wird von immer mehr Menschen nicht nur als ideales Alltags-Verkehrsmittel genutzt, sondern auch zum Transport des täglichen Einkaufs - durch E-Bikes und E-Lastenräder wird dieser Trend noch verstärkt, mittlerweile sind auch größere Anschaffungen problemlos per Cargobike transportierbar. Der Radverkehrsanteil wird von den Einkaufstempeln teilweise mittels eigener Marktforschung erhoben bzw. geschätzt und von Citypark, Murpark und Center West mit etwa 8-10% angegeben. Der Ausreißer nach oben soll Kastner & Öhler sein, der zuletzt 2020 angab, dass 50% seiner Kund*innen per Rad kommen. Im Shopping Nord ist der Anteil auf 4% gefallen, was die Centerleitung als Auftrag versteht, aktiv zu werden. Keine Angabe gibt es aus Seiersberg.
Hier sind die Zentren von der öffentlichen Radinfrastruktur abhängig, die in den beiden letzten Jahren im jeweiligen Umfeld keine Verbesserungen erfahren hat. So muss man beim Citypark weiterhin auf eine Radanbindung in der Fabriksgasse und vom Karlauplatz warten (hier könnte der geplante Straßenbahnbau einiges bringen), beim Murpark auf eine sichere Einbindung am Sternäckerweg, beim Center West auf die Verordnung als Geh-/Radweg von Westen kommend und auf eine befahrbare Unterführung am Römerweg in Richtung Shopping Nord.
Auch hier hat sich zuletzt nichts bewegt. Citypark und Murpark sorgen seit langem mit viel roter Farbe für relativ klare Verhältnisse. Im Center West ist die Führung von Westen kommend unklar, der Radstreifen vor dem Puch Store und IKEA ist oft verstellt und vor der Ausfahrt zum Schwarzen Weg ist der Radverkehr zweimal benachrangt. Im Shopping Nord existiert keine eigene Radwegführung zum Fachmarktzentrum, in der Shopping City Seiersberg fehlen Radstreifen gänzlich.
Ideal sind wettergeschützte, gute Bügel zum Ansperren des Fahrrads in Eingangsnähe. Diese Kriterien werden mit Abstrichen im Citypark und im Murpark erfüllt. Im Haus am Lazarettgürtel wurde vor einigen Jahren ein eigener, gelungener „Citypark-Bügel“ kreiert – aber leider noch nicht flächendeckend ausgerollt. Dafür versucht man ganz aktuell, durch entsprechende Markierungen Plätze für Lastenräder zu reservieren. Im Murpark ist die Abstellanlage am Südost-Eingang nach wie vor zu klein und nicht überdacht. Leider haben die Tester*innen auch diesmal wieder einige „vergessene Räder“ in der Radgarage vorgefunden. Im Center West beherrschen mit wenigen Ausnahmen Spiralen und Felgenknicker das Bild – das soll sich laut den Verantwortlichen aber demnächst ändern. Bei Kastner & Öhler verschwanden zwar nun auch im Paradeishof die letzten Stellplätze, allerdings wurde die Fläche für Leihräder und das Leih-Lastenrad umgewidmet. Das Shopping Nord punktet mit seiner neuen E-Bike- und E-Scooter-Park- und -Ladestation: Schönheitsfehler sind das hohe Dach, das nur bedingt Wetterschutz bietet und die Positionierung etwas zu weit weg vom Haupteingang. Die übrigen Radparker am Gelände sind entweder Felgenkiller oder überdimensionierte Bügel, die ein Ansperren des Rades kaum ermöglichen – und allesamt nicht überdacht sind. Die bescheidene Anzahl von Radparkern in Seiersberg ist durchwegs von schlechter Qualität.
In dieser Kategorie konnte erstmals die Bestnote 5 vergeben werden – und das gleich zwei Mal. Zum einen an den Citypark, der neben seinem umfassenden Serviceangebot im April 2022 eine Fahrradbörse organisierte, bei der 180 gebrauchte Räder neue Besitzer*innen fanden. Und an den Murpark, der nun auch seine vorbildliche Fahrradgarage mit Schließfächern für Helme und Einkauf ausstattete.
Schließfächer und Werkstattservice sind mittlerweile überall Standard, SB-Service bietet neben Citypark und Murpark nun auch Shopping Nord an. E-Ladestationen gibt es bei allen außer Center West und SCS. Räder leihen kann man im Citypark und bei Kastner & Öhler (hier neu auch ein Lastenrad). Weitere Standorte für Leih-Lastenräder sind im Center West und Shopping Nord in Umsetzung. An der SPAR-Kassa im Kastner-Tiefgeschoss besteht nach wie vor die Möglichkeit, den Einkauf per Lastenrad nach Hause liefern zu lassen. Im Citypark werden bei Schlechtwetter an der Kundeninfo gratis Regenponchos ausgegeben und Fahrrad-Testtage veranstaltet, der Murpark bietet zum Poncho noch Sattelbezüge, das Center West hat Kappen und Trinkflaschen auf Lager, organisiert Radtrainings für Kinder und ein Gewinnspiel über Facebook.
Auf gedruckten Aussendungen bewirbt der Citypark regelmäßig auch die Anfahrt per Fahrrad und das Serviceangebot, das Shopping Nord präsentierte stolz die neue Park- und Ladestation für E-Bikes und E-Scooter. Im Web-Auftritt von Citypark und Murpark finden sich ausführliche Infos für die radelnde Kundschaft (inklusive stolze Verweise auf die guten Platzierungen beim EKZ-Test) und jetzt auch Radpiktogramme auf den Übersichtsplänen. Diese hat nun auch das Center West am digitalen Lageplan. Keine Rad-Info bieten Kastner & Öhler und Shopping Nord, die SCS zeigt zumindest die Routenanbindung, der Centerplan hingegen ist verschwunden.
Bei den Einkaufszentren im Grazer Stadtgebiet ist das Bestreben zu erkennen, ein mittlerweile vielfältiges Serviceangebot, Extras und Aktionen für die radelnde Kundschaft anzubieten. Der größte Aufholbedarf besteht nach wie vor bei der Qualität und Positionierung der Abstellanlagen. In diesem Punkt haben Citypark und Murpark in der Vergangenheit vorgelegt, aber auch bei den Mitbewerbern scheint einiges geplant zu sein, das auf eine „Aufholjagd“ schließen lässt. Die radelnden Kund*innen würde es freuen.