Essen auf Rädern, nachhaltig serviert

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Wenn schon bequem, dann wenigstens nachhaltig: Der Grazer Essenzusteller velofood.at liefert das, was von Qualitätsgastronomie zubereitet wird, in biologisch abbaubarer Verpackung per Fahrrad aus - mit Erfolg.

"Jeden Sonn- und Feiertag brechen wir unseren Rekord", bilanzieren Jonathan Stallegger (27) und Daniel Hofko (25) nach zwei Monaten Vollbetrieb von velofood.at, "wir sind selbst überrascht, wie gut das ankommt."

Dass Essenszustellung - wie Home Delivery insgesamt - boomt, ist weiter nicht überraschend. Dabei ist es aus verkehrspolitischer Sicht erfreulich, dass der induzierte Mehrverkehr im urbanen Bereich doch zunehmend auf das Fahrrad verlagert wird. Dieser Trend wird von internationalen Playern wie Foodora oder Uber angeheizt, wie der derzeit in Wien stattfindende Kampf um Marktanteile zeigt. Da hat man es in Graz leichter - noch. Noch sind Städte dieser Größenordnung nicht auf dem Radar großer Lieferer.

Jonathan und Daniel, WG-Kommilitonen, beide mit technischem Hintergrund und beide begeisterte Radler, glaubten Anfang 2016 eine Marktlücke erkannt zu haben und gingen daran, ein Food Delivery-Konzept zu erstellen. "Unser technischer Hintergrund - Elektrotechnik und Informatik - hat uns sehr geholfen, bei der Homepage oder der App", erzählt Daniel. Jonathan, der als Einzelunternehmer auch Geschäftsführer des Start-up ist, räumt ein, dass die Suche nach Partnern in der Gastronomie anfangs schleppend lief. Schließlich gelang es doch, acht Betriebe zu überzeugen, "in erster Linie damit, dass damit kein Risiko und keine Investitionen verbunden sind".

Mittlerweile hat man die Essenskreationen von 15 Lokalen - von "Erde" bis "Mangolds", von "Opatja" bis "Ganesha" - im Programm und deckt ein großes Spekturm an Ethno- und Alternativ-Küchen ab. Dabei bleibt es den einzelnen Teilnehmern überlassen, wie sie ihr online-Angebot gestalten: "Klar, dass ein Pudding nach dem Transport nicht mehr gut ausschaut - das ist bei der Erstellung der Speisekarte zu berücksichtigen."   

50 Bestellungen, einfach abgewickelt 
Organisiert ist der für Graz einigartige Lieferdienst ziemlich einfach: Die auskochende Seite bekommt Tablets zur Verfügung, über die (ausschließlich) online Bestellungen einlaufen, und muss per E-Mail rückmelden, bis wann das Essen verpackt abzuholen ist. Die E-Mail ergeht an die radelnde Crew, der oder die Nächste verschiebt sie in den eigenen Ordner und hat damit dem Auftrag. 

Die Crew organisiert sich großteils selbst über Funk, nur in Spitzenzeiten koordinert ein Dispacher. Im Schnitt betrage die Lieferzeit ab Order 35 Minuten, in der Hauptbestellzeit am Abend sind sechs bis sieben RadlerInnen mit Thermo-Rucksack im Einsatz. Aktuell komme man auf durchschnittlich 50 Bestellungen am Tag, die in den ersten sechs Bezirken plus Eggenberg ausgeliefert werden. Diese Einschränkung auf drei bis vier Kilometer Zustellentfernung sei notwendig, um die Qualität der Produkte hoch und die Lieferzeit niedrig zu halten, unterstreichen Daniel und Jonathan. Sie radeln auch selbst im Zustelldienst, was wichtig sei, um unmittelbares Feedback zu bekommen.      

2,70 Euro werden der Kundschaft verrechnet, die im Wesentlichen das Gleiche wie im Lokal bezahlen muss, und zwar mit Bestellung über Kreditkarte, paypal oder Sofort-Überweisung. Damit sich die Rechnung ausgeht, muss der Gastro-Partner einen Rabatt gewähren -  der lässt sich zum Teil mit dem eingesparten Service gegenrechnen.

Radelnde Crew aus Selbsständigen
Naheliegend, dass die beiden Jung-Unternehmer von Anfang an die Kooperation mit den etablierten Botendiensten gesucht haben. Man habe aber erkannt, dass es sich um komplett unterschiedliche Märkte handle. "Wir tauschen uns aus, etwa in rechtlichen Fragen, wir haben aber eigenes Personal", erklärt Jonathan. Derzeit beschäftige man nur Selbstständige, die im Schnitt 5 Euro pro Lieferung bekommen. Das klingt vergleichsweise viel, dafür gibt es standby nichts. 

1,5 Euro gehen ans Office. Apropos Office: Derzeit gibt es ein solches nicht wirklich, das Management erfolgt ambulant, man hat aber mit dem Kunstlokal "La CuntRa" am Griesplatz eine Art Homebase. In einer nächsten Ausbaustufe soll aber ein wirkliches Büro mit Boten-Facilities folgen. Nachjustieren will man auch noch beim Angebot, um die Bestellungen in Stoßzeiten besser zu streuen und Staus am Küchenausgang von eben nur einem besonders nachgefragten Lokal zu vermeiden. 

Bericht in Futter
 

Velofood-Botin Petra

Velofood-Botin Petra, Foto: Jürgen Reinsperger


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