Stellungnahme zu Umgestaltungsplänen der Münzgrabenstraße

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Stellungnahme zur Münzgrabenstraße neu – wie in der Kleinen Zeitung vom 12. Februar „Baumalleen statt Blechsschlangen“ berichtet

Kein Platz fürs Fahrrad?

Wie der Kleinen Zeitung vom 12. Februar zu entnehmen war, liegen für die Münzgrabenstraße Pläne zur Attraktivierung des Verkehrsraums vor, die im Grazer Gemeinderat am Donnerstag, 25. Februar, laut Tagesordnungspunkt 15 zur Abstimmung gebracht werden sollen. In der Annahme, dass die Berichte in der Kleinen Zeitung stimmen, möchten wir, die Radlobby ARGUS Steiermark als Interessenvertretung der Alltagsradfahrenden, wie folgt Stellung beziehen:

Grundsätzlich ist mehr Grün in der Stadt zu begrüßen. Jedoch wurde der Radverkehr in den Plänen nicht berücksichtigt. Die Münzgrabenstraße wird immer – unabhängig von einem zukünftigen Radverkehrsnetz – als Erschließung für den Radverkehr befahrbar sein müssen. Es ist schlichtweg der falsche Weg, den Radverkehr hier auf den Gleiskörper zu drängen. Das erhöht die Gefahr eines Schienenunfalls – auch für versierte Radfahrende. Kinder- oder Lastentransporte erfordern eine größere Breite und der Gleiskörper lässt Radfahrenden wenig Raum, Gefahrensituationen adäquat auszuweichen, ohne selbst in die Schienen zu gelangen. Das ist bereits jetzt auf manchen Straßenzügen der Stadt ein Problem. Wenn eine Straße neu gestaltet wird, sollte das berücksichtigt werden, um nicht für die Zukunft neue (altbekannte) Probleme zu schaffen.

Zusätzlich entsteht eine neue Konfliktzone zwischen Radverkehr und Straßenbahn. Wir erhalten regelmäßig Zuschriften von Radfahrenden, die in der Reitschulgasse, in der Annenstraße und in der Leohnhardstraße angebimmelt werden, obwohl sie rechtmäßig zwischen den Schienen fahren. Das erhöht den Stress für Radfahrende, im schlimmsten Fall passieren Unfälle, wie im Januar in der Theodor-Körner-Straße, wo ein Radfahrer schwer verletzt wurde. Eine Planung, die in Kauf nimmt, dass Radfahrende auf bis zu 600 Metern von der Straßenbahn “verfolgt” und leider oft angebimmelt werden, ist somit abzulehnen.

Wie sollen so Menschen zum Radfahren motiviert werden? Sollen mit der Radoffensive auch neue Radfahrende, Personen die von anderen Verkehrsmitteln umsteigen und weniger geübte Radfahrende erreicht werden, ist das Hineindrängen des Radverkehrs auf den Gleiskörper ein falsches Signal.

Auf einen weiteren Punkt muss auch noch hingewiesen werden: Als viel befahrene Nordwest-Südost-Verbindung hat die Münzgrabenstraße wie auch die Mandellstraße eine hohe KFZ-Verkehrsbelastung, aber wenig Straßenquerschnitt, der neu verteilt werden könnte. Daher muss hier ein gesamtheitliches Konzept beide Straßenzüge berücksichtigen, um allen Verkehrsteilnehmenden gute Alternativen zu bieten – z. B. durch Einbahnlösungen für den KFZ-Verkehr, wie bereits Konzepte der TU Graz und des Verkehrsplanungsbüros PLANUM Fallast Tischler & Partner GmbH es vorsehen.

Wir plädieren daher für neue Planungen, die den Radverkehr besser berücksichtigen und zudem das Gesamtbild, also die Münzgrabenstraße und die Mandellstraße gemeinsam, sehen.


Der Vorstand der Radlobby ARGUS Steiermark

Dr. Heidi Schmitt, Dr. Stephan Landgraf, Simone Feigl, Walter Bradler