Radrouten-Check in Steyr - Es bleibt viel zu tun

Beschilderung nach links kaum zu lesen, Schilder falsch positioniert

Radlobby-Check der Steyrer Hauptradrouten

Am Freitag den 18.3. 2022 unternehmen wir von der Radlobby Steyr gemeinsam mit Gerhard Fischer, dem Obmann der Radlobby Oberösterreich, einen Lokalaugenschein des Steyrer Radwegenetzes. Angesichts der im vergangenen Jahr beschilderten Radrouten Nord-Süd (Resthof-Zentrum-Garsten/Reithoffer-Gründe) und Ost-West (Münichholz-Zentrum-Wehrgraben/Krankenhaus) sowie des neu gebauten Rad- und  Fußgängerübergangs am Posthofberg (Tabor) gibt es einiges zu begutachten.

Anreise per Bahn

Schon bei der Anreise von Ennsdorf per Zug kann sich Gerhard Fischer einen Eindruck der
Radabstellanlagen entlang der Strecke machen, die für Pendler:innen wichtig sind. Das Fazit ist durchwachsen: „In Ennsdorf sowie Ramingdorf-Haidershofen gibt es überdachte veraltete Betonstein-Felgenkiller.“ Bei der Ankunft in Steyr-Münichholz findet er dann zwar taugliche Radständer vor, die aber leider nicht überdacht waren. Vorbildlich ist immerhin die überdachte Abstellanlage an der Haltestelle "Dorf an der Enns".

Eine gute Infrastruktur und sichere Abstellplätze erleichtern den Umstieg vom Auto aufs Rad jedoch maßgeblich! Auch zum Steyrer Bahnhof gibt es eine Vereinbarung zwischen Stadt Steyr und ÖBB zur Errichtung einer neuen Bike & Ride Anlage, allerdings scheint sich das Projekt derzeit an Kompetenz- und Kostenfragen zu spießen.

Vom Münichholz ins Zentrum

Die Route Ost vom Münichholz ins Zentrum ist zwar weitgehend passabel zu beradeln, Verbesserungspotenzial gibt es aber dennoch. So kritisiert Fischer am Münichholzberg, dass Schiebestrecken entlang einer Hauptradroute ein "NoGo" sind, stattdessen soll auf das starke Gefälle hingewiesen und ein Befahren erlaubt werden. Auch die autobahnähnliche Fahrbahngestaltung der 4-spurigen Haratzmüllerstraße, welche hohe KFZ-Geschwindigkeiten im Ortsgebiet begünstigt, fällt negativ auf. Hier gilt es zu prüfen, ob bei einer günstigen Gelegenheit - etwa bei anstehenden Baumaßnahmen - der spärlich bemessene Platz für Fuß- und Radverkehr erweitert werden kann.

Auf den Tabor

Von Zwischenbrücken geht's über die Radroute Nord zum 2020 eröffneten Taborlift am Michaeler Platz, dessen Kabine Platz für drei Radler:innen samt Gerät bietet. Dabei sollte es sich freilich um Standardräder handeln, Lasten- und Spezialräder sind nur schwer oder gar nicht in der Kabine unterzubringen.

Grundsätzlich stellt der Panorama-Lift eine gute Alternative für Radler:innen dar, um die ca. 30 Höhenmeter des Geländeabbruchs zum Tabor zu überwinden. Allerdings ist auch eine Überlastung zu Stoßzeiten absehbar und die Führung einer Radroute über einen zwingend zu benutzenden Lift eher nicht zu empfehlen. Daher sollte jedenfalls die Alternativroute durch Steyrdorf über Kirchengasse, Gleinker Gasse und Schnallenberg unter Hinweis auf Steigung und die zu erwartenden Fahrzeiten ausgeschildert werden.

Weiter geht's zum neu errichteten Posthofberg-Steg, der Posthofstraße und Resthofstraße über die Michael-Blümelhuber-Straße verbindet. Dieser ersetzt einen in die Jahre gekommenen Fußgängerübergang, der zwar mit dem Rad befahren werden durfte, mit 2m Breite und zwei scharfen Kehren dafür nicht geeignet war. Der neue Steg ist abgesehen von zwei Verschwenkungen in einem Zug befahrbar und stellt somit eine Verbesserung für Radler:innen dar. Mit 2,5m Breite erfüllt er allerdings nicht die Minimalanforderungen (3m), welche die "Richtlinien und Verordnungen für den Straßenverkehr" (RVS) für einen Geh- und Radweg vorsehen. Gerhard Fischer kritisiert, dass zumindest diese Minimalanforderungen durch eine seitliche Montage der Geländer leicht erfüllt hätten werden können und stellt ein Versagen des OÖ-Radverkehrs-Checks fest.

Zum Resthof und zurück über Steyrdorf

Richtung Resthof führt die Radroute in der Resthofstraße zunächst durch eine für Radfahrer:innen geöffnete Einbahn, die jedoch sehr schmal und beidseitig von Parkspuren gesäumt ist. Hier sind jedenfalls zusätzliche Ausweichbuchten nötig, ein Befahren gegen die Einbahn ist mit normalen Rädern schwierig und mit Anhängern eigentlich unmöglich.

Nach einem Fahrbahnteiler bei Hausnummer 14 geht die Resthofstraße in ein Betriebsgebiet über, wo aufgrund von Tempo 50 und der breiten Fahrbahn die "Radroute" nicht als solche zu erkennen ist, zudem verursachen geparkte LKW Sichtbehinderungen. Zum Beobachtungszeitpunkt am Freitag nachmittag gab es einigen KFZ-Verkehr, hauptsächlich durch Anrainer-PKW vom Resthof aber auch Betriebsverkehr. Gefährlich gestaltet ist auch der Kreuzungsbereich zur Marlen-Haushofer-Straße, welche gegenüber der Resthofstraße und somit der Radroute bevorrangt ist und von KFZ-Lenkern mit hoher Geschwindigkeit passiert wird, Querungshilfen für den Fußverkehr gibt es nicht.

Im Resthof angekommen hebt Gerhard Fischer die Zebrastreifen-Erhöhungen an Kreuzungen hervor, betont allerdings auch die Notwendigkeit verbesserter Querungen der Ennser Straße an der Werner-Siemens-Straße und der Infangstraße. Hier bietet sich das St.Pöltener Modell an, eine kombinierte Fuß- und Radquerung.

Auf dem Rückweg machen wir einen Abstecher zur Lauber-Leite, einem unbefestigten Spazierweg, der oberhalb des Geländabbruchs zur Enns verläuft und von Manchen als mögliche Alternative zur Rad-Anbindung der Resthofs gehandelt wird. Allerdings muss dies als unpraktikabel bezeichnet werden, da diese Verbindung aufgrund der damit verbundenen Umwege Akzeptanzprobleme hätte. Zudem wäre wohl ein enormer Aufwand für Befestigung, Sicherung, Beleuchtung etc... notwendig, dem eine bestenfalls mäßige Erschließungswirkung für den Radverkehr gegenüber stünde.

Wer Alternativen zur Resthofstraße sucht, muss daher zwangsläufig zur Ennser Straße blicken, wo eine Lücke im Radnetz zwischen Taborknoten und Resthof klafft. Eine taugliche Radverbindung würde die dortigen Einkaufsmöglichkeiten erschließen und für eine deutliche bessere Anbindung der NMS Tabor sorgen.

Vom Tabor geht es durch Steyrdorf ins Zentrum, wo Gerhard Fischer das Rumpelpflaster in der Altstadt kritisiert, welches seinen Schilderungen zufolge die Linzer Landstraße negativ übertrifft. Abschließend geht es über Bahnhofstraße, Dukartstraße und die Schönauer Brücke zum Stadtplatz, wo wir die Ausfahrt beim Restaurant Mader ausklingen und Revue passieren lassen.

Rückmeldung

Die Radlobby Steyr freut sich jedenfalls über Rückmeldungen und Interesse an deren Lobbyarbeit für mehr aktive, kinder- und seniorenfreundliche Mobilität in Steyr!

steyr@radlobby.at

 

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