Wen als Linzer Bürgermeister*in wählen? Kandidat*innen im Rad-Check!

rotweiss-rathaus-radhaelfte.jpg

Was macht der nächste Linzer Bürgermeister bzw. die nächste Linzer Bürgermeisterin?

Linz will Klimahauptstadt werden, sich dem Klimawandel anpassen, die Innenstadt menschengerechter machen und auf ein zukunftstaugliches Verkehrssystem umsteigen. Dies alles wird nur gelingen, wenn wir es viel mehr Menschen ermöglichen, sich in Linz sicher und bequem mit dem Fahrrad fortzubewegen. Denn dann werden einfach und günstig die öffentlichen Verkehrsmittel entlastet und der begrenzt verfügbare öffentliche Raum kann besser direkt für Menschen verwendet werden anstatt für immer mehr stauende oder parkende Autos .

Der*die Bürgermeister*in setzt die politischen Leitlinien und repräsentiert die Stadt und ihre Visionen. Er*Sie kann das Spannungsfeld auflösen, welches entstehen kann, wenn die Ressorts Stadtplanung und Mobilitätsplanung von Vertreter*innen unterschiedlicher Parteien geführt werden.

Eine klare Vision und mutige Entscheidungen von der neuen Stadtspitze sind entscheidend, um die richtigen Weichen stellen. 

Wir haben daher eine Einstiegsfrage zur Vision und drei tiefergehende Fragen, mit denen die Kandidat*innen beweisen können, wie ernst es ihnen mit den beschlossenen Linzer Strategien in Bezug auf das Radfahren ist.

Wir freuen uns, dass wir von allen Kandidat*innen innerhalb kurzer Zeit eine Antwort erhalten haben.

Die Kandidat*innen

waffenrad-magistrat-linz-ausschnitt.jpg

Unsere Analyse der Antworten

bgm-wahlbarometer-1-vision.jpg

Mit der ersten Frage versuchten wir die Vision der Kandidat*innen für ein nachhaltiges Verkehrssystem in Linz zu erfragen. Hier erwarteten wir keine verbindlichen Aussagen, die Kandidat*innen konnten auf die offenen Fragen, ihre Ideen und Visionen formulieren.

Die Aussagen von fast allen Kandidat*innen überzeugen uns grundsätzlich. Lediglich beim Kandidaten Michael Raml (FPÖ) sticht die fehlende Vision bezüglich einer fahrradfreundlichen Stadt heraus.

Anzumerken ist jedoch, dass auch die Kandidaten Dietmar Prammer (SPÖ), Martin Hajart (ÖVP) und Georg Redlhammer (NEOS) entweder direkt in ihren Antworten bzw. in ihrer grundsätzlichen öffentlichen Haltung den Bau des A26-Autobahntunnels zum Bahnhofsviertel unterstützen.

Den Bau des A26-Autobahntunnels lehnen wir aus Klimaschutz- und Finanzierungsgründen gemeinsam mit einem breiten Bündnis an Klimaschutz-Initiativen ab: Das Geld für den A26-Autobahntunnel (mindestens 1 Milliarde Euro) wird für Zukunftsinvestitionen in den Öffentlichen Verkehr und andere umweltfreundliche Verkehrsmittel fehlen.

bgm-wahlbarometer-2-budget.jpg

Mit unserer zweiten Frage wollten wir die Zustimmung zu einem Budget von 100 Mio. Euro für den Radverkehr bis 2042 ergründen.

Hier werten wir bei 5 von 7 Kandidat*innen eine Zustimmung. Der Kandidat Dietmar Prammer (SPÖ) bekommt ein unbestimmtes Fragezeichen: Die Antwort ist zwar umfassend, wir hören jedoch kein eindeutiges Ja heraus. 

Eine Absage hat es hier nur von Michael Raml (FPÖ) gegeben.

bgm-wahlbarometer-3-personal.png

Bei unserer 3. Frage nach ausreichend viel Personal für den Radverkehr gab es eine mehrheitliche Zustimmung, die wir auch aus der Antwort von Michael Raml (FPÖ) herausgelesen haben. Bei den Antworten von Dietmar Prammer (SPÖ) und Gerlinde Grünn (KPÖ) war für uns keine Ablehnung, jedoch auch keine deutliche Zusage erkennbar.

Für uns ist klar, dass selbst ausreichend Budget für den Radverkehr nichts hilft, wenn die Projekte dann am Personalmangel scheitern. Diese permanente Personalnot gibt es z.b. für Großprojekte des Straßenverkehrs oder des Öffentlichen Verkehrs in Linz nicht und muss von der neuen Bürgermeisterin bzw. dem neuen Bürgermeister gelöst werden!

bgm-wahlbarometer-4-reduktion-autoverkehr.png

Mit unserer 4. Frage, wollten wir erkunden, ob den Kandidat*innen die Auswirkung der oftmals lediglich plakativ erhobenen Forderung “Mehr umweltfreundlicher Verkehr!” klar ist. Wie können die Kandidat*innen eine  Mobilitätswende als Gemeinschaftsaufgabe kommunizieren?

Für fast alle Kandidat*innen ist erfreulicherweise klar: Ein Plus beim Radverkehr muss durch eine Reduktion des Autoverkehrs erreicht werden und es scheinen durchwegs Ideen und Ansätze für die Kommunikation vorhanden zu sein.

Lediglich der FPÖ-Kandidat Michael Raml scheint die Notwendigkeit einer Reduktion des Autoverkehrs nicht erkannt zu haben. 


Es folgen die detaillierten Fragen und Antworten aller Kandidat*innen.

1. Wie schätzen Sie die Situation für Radfahrer*innen in Linz derzeit ein? Was ist Ihre Vision?

Wo fahren Sie persönlich gerne Rad in Linz, wo eher ungern? 

Alternativ wenn es für Sie beruflich schwierig ist, selbst Rad zu fahren: Wo glauben Sie, dass die Linzer*innen gern mit dem Rad fahren? Und wo glauben Sie, dass die Linzer*innen eher ungern mit dem Rad fahren?

DIETMAR PRAMMER (SPÖ)

Mein Alltag erlaubt es mir nicht oft, mit dem Rad unterwegs zu sein. Meistens muss es schnell gehen, oder es ist schlicht nicht möglich, das Rad mitzunehmen. Aber in meiner Freizeit und wann immer es die Zeit erlaubt, bin ich gern mit meinem Rad unterwegs. Ich kokettiere dabei nicht mit meiner Sportlichkeit – die ist durchschnittlich, und genau deshalb schätze ich mein E-Bike. Es erleichtert mir das Fahren, auch in die hügeligeren Teile der Stadt.

Besonders schön finde ich den Donauradweg. Er bietet nicht nur eine hervorragende Strecke für Radfahrer*innen, sondern auch ein herrliches Stadtpanorama. Ich glaube, dass diese Strecke vielen Linzer*innen Freude macht und sie gern mit dem Rad dort unterwegs sind.

Weniger angenehm ist derzeit noch die Nibelungenbrücke. Für Radfahrer*innen wie auch für Fußgänger*innen fehlt hier ausreichend Platz, was die Nutzung oft schwierig und wenig einladend macht. Ich finde es schade, dass die geplanten Verbesserungen noch nicht umgesetzt wurden und das Projekt auf nächstes Jahr verschoben wurde. Hier braucht es dringend eine Lösung, um die Verkehrssituation für alle Beteiligten zu entschärfen.

MARTIN HAJART (ÖVP)

Die derzeitige Situation für Radfahrer*innen in Linz zeigt bereits Fortschritte, es gibt aber auch Verbesserungspotenziale. Das vorhandene Basisnetz ist gut, allerdings weisen viele Abschnitte noch Lücken und qualitative Defizite auf. Mein Ziel ist es, Radfahren in Linz sicherer, komfortabler und für alle Altersgruppen attraktiv zu gestalten. Mit der Umsetzung der Fahrradstrategie Linz soll Linz zur "Fahrradstadt" werden, die eine gesunde und zukunftsorientierte Mobilität fördert.

Ich persönlich schätze Routen entlang der Donau und den City-Radweg, da sie sicher und angenehm zu befahren sind.

EVA SCHOBESBERGER (GRÜNE)

Nach wie vor sind Radfahrer:innen in unserer Stadt mit vielen Herausforderungen konfrontiert. Zu wenig durchgängige und ausreichend breite Radwege, zahlreiche Gefahrenstellen, wie etwa das Nadelöhr Nibelungenbrücke und Radwege die plötzlich aufhören, erschweren Radfahrer:innen nach wie vor das zügige und sichere Vorankommen.

Die Linzer:innen fahren überall dort gerne mit dem Rad, wo sie entsprechend gut ausgebaute und sichere Radwege vorfinden und sie ihr Ziel rasch und unkompliziert erreichen können. Überall dort, wo der Tritt in die Pedale aufgrund mangelnder Infrastruktur mühsam oder gar gefährlich ist, fahren die Bürger:innen vergleichsweise weniger gern mit dem Rad.

Als Bürgermeisterin würde ich mich mit aller Kraft dafür einsetzen, dass der Radverkehr gemeinsam mit den Öffis und dem Zufußgehen endlich Vorrang in unserer Stadt bekommt. Darunter verstehe ich unter anderem die Errichtung von durchgehenden Radhighways, dank denen auch die Umlandgemeinden mit Linz besser verbunden werden. Eine Fahrspur auf der Nibelungenbrücke pro Fahrtrichtung für den Radverkehr ist das Mindeste! Aus unserer Sicht braucht es dringend die „Himmelbauer-Brücke“ nur für den Rad- und Fußverkehr. Außerdem braucht es endlich genügend Radabstellplätze.

Meine Vision für Linz ist, dass in der Zukunft kaum noch Autos unterwegs sind. Nicht, weil wir sie verboten haben, sondern weil die Alternativen so gut ausgebaut sind, dass wir Autos in der Stadt schlichtweg nicht mehr brauchen.

MICHAEL RAML (FPÖ)

Ich gehe lieber zu Fuß.

[Antwort auf die Alternativ-Frage, wo Linzer*innen gerne bzw. ungerne mit dem Rad fahren:] Besonders gern an der Donaulände; ungerne wahrscheinlich auf bzw. nah bei dicht befahrenen Straßen

GEORG REDLHAMMER (NEOS)

Ich kann leider nicht mehr radfahren

Aber früher bin ich gerne an Donaulände gefahren, auf linken Seite bis zur
Steyregger Brücke.

Aber auch auf den Freinberg war eine Lieblingsstrecke von mir. Auf den Strassen in Linz die Stadt zu durchqueren ist zum Teil sehr gefährlich. Insbesondere die Nord-Süd verbindungen durch die Stadt. Heute ist das radwegnetz ein Fleckerteppich der schnell geschlossen werden muss.

GERLINDE GRÜNN (KPÖ)

Ich nutze das Rad vor allem zwischen meiner Wohnung (Innenstadt) und meinem Büro (Bulgariviertel). Ich fahre vorsichtig, weil mir die zahlreichen Gefahren auf meiner Strecke recht bewusst sind. Gerne fahre ich außerhalb der Stoßzeiten, besonders abends, wenn der Autoverkehr merkbar weniger wird.

Insgesamt ist die Situation für Radfahrer*innen in Linz dringend verbesserungswürdig. Wir haben es mit einem regelrechten Flickwerk unterschiedlicher Verkehrsanlagen zu tun, die offenbar nach dem Motto „Hauptsache das Rad weg“ gestaltet sind – das heißt, Hauptziel scheint zu sein, Radfahrende irgendwie von der Straße und dem schnelleren Autoverkehr fernzuhalten. Häufig geschieht dies auf Kosten der Gehwege, die verkleinert werden, um schmale und oft unzureichende Radstreifen zu markieren.

Kritisch sehe ich, dass in Linz nach wie vor neue kombinierte Geh- und Radwege gebaut werden. Selbst neu errichtete oder geplante Radweganlagen, wie etwa auf der Nibelungenbrücke oder in der Lederergasse, erfüllen die Anforderungen an eine moderne, sichere und komfortable Radverkehrsinfrastruktur nicht.

LORENZ POTOCNIK (LINZ+)

Die Situation in Linz ist mangelhaft: Wichtige Maßnahmen wurden über Jahrzehnte verschlafen und gezielt blockiert. Wege sind unsicheres Stückwerk, ungeeignet für Kinder und weniger geübte Radler:innen. Wichtige Radschnellwege und Lücken brauchen viel zu lange für eine Umsetzung.

Statt dessen will ich das Alltagsradeln und Radpendeln entschlossen finanzieren und erklären. Es geh um nicht weniger, als unseren Wirtschaftsstandort zu stärken. Die 43 Millionen, die in die ins populistische Donauparkstadion geflossen sind, hätte ich sofort in die Radmobilität investiert.

Ich persönlich fahre überall und bin da unerschrocken und sehr geübt. Mit meinem Lastenrad fahre ich sogar auf der Humboldtstraße. Mein Maßstab sind jedoch Kinder, Alltagsradler:innen und ältere Menschen – sie brauchen sichere Bedingungen.

Ich nutze jeweils das beste Verkehrsmittel. Nicht selten ist das ein PKW. Es geht um Wege und den Modal Split. Auto oder Rad ist keine Glaubensfrage. Ich nehme auch oft den Zug, die Straßenbahn und gehe sehr viel zu Fuß. Um den (volkswirtschaftlich) teuren Stau zu vermeiden, sollten wir aber alle möglichst platzsparende Verkehrsmittel nutzen.

Ihre Vision: Und wie denken Sie, müsste ein Verkehrssystem ausschauen, das es den Linzer*innen ermöglicht, sicher und komfortabel Rad zu fahren - und zwar von jung bis alt?

DIETMAR PRAMMER (SPÖ)

Das Verkehrssystem muss vor allem gut durchdacht und vernetzt sein. Es braucht durchgängige, sichere Radwege, die die Stadtteile miteinander verbinden und dabei sowohl Hauptverkehrswege als auch kleine Nebenstraßen berücksichtigen. Wichtig ist, dass Radfahrer*innen konfliktfrei unterwegs sein können – also getrennt und sicher von Fußgänger*innen und dem motorisierten Verkehr, insbesondere an neuralgischen Punkten wie Kreuzungen oder Brücken.

Zusätzlich sind ausreichend sichere und idealerweise überdachte Abstellmöglichkeiten wichtig, besonders in der Nähe von Wohnhäusern, Schulen, Arbeitsplätzen und Freizeiteinrichtungen.

MARTIN HAJART (ÖVP)

Ein durchgängiges, sicheres Radwegenetz, das von Kindern bis Senioren genutzt werden kann. Besonderer Fokus liegt auf Hauptradrouten, die sicher, direkt und komfortabel gestaltet sind und an wichtige Mobilitätsknotenpunkte angebunden werden. Radfahren muss selbstverständlich werden, um die Verkehrswende zu schaffen.

EVA SCHOBESBERGER (GRÜNE)

Wir brauchen ein Verkehrssystem, in dem nicht mehr das Auto im Mittelpunkt steht, sondern mehr Gerechtigkeit herrscht. Wir müssen es mit verschiedenen Maßnahmen (z.B. Geschwindigkeitsbeschränkungen...) schaffen, unsere Straßen so zu organisieren, dass die Linzer:innen überall gerne mit dem Rad unterwegs sind.

Zudem brauchen wir einen entschlossenen Ausbau der Radinfrastruktur, allen voran sicherer und durchgängiger Radwege, Ampelschaltungen im Sinne des Radverkehrs sowie die Öffnung weiterer Einbahnen und den Bau von Radhighways. Damit würden wir erreichen, dass sich auch junge Linzer:innen auf dem Rad im Straßenverkehr sicher fühlen. Wenn Kinder und Jugendliche heute gerne mit dem Fahrrad unterwegs sind, ist die Chance groß, dass sie auch als Erwachsene viele Wege auf dem Rad zurücklegen.

MICHAEL RAML (FPÖ)

Radwege, dort wie sie möglich sind, ohne den Autoverkehr oder Fußgänger wesentlich einzuschränken

GEORG REDLHAMMER (NEOS)

Ein zukunftsfähiges Verkehrssystem in Linz muss auf Nachhaltigkeit, Sicherheit und Nutzerfreundlichkeit ausgerichtet sein, damit Menschen jeden Alters – von Kindern bis hin zu Senior*innen – das Fahrrad als attraktives Verkehrsmittel wählen können.

Getrennte Radwege
Ein Netz von Radwegen die Arbeitsplatz, Schule, Freizeiteinrichtung von Zuhause aus – egal wo man in Linz wohnt – erreichbar ist.

Wir müssen auch eine Form der Radkultur entwickeln. Dabei ist es wichtig, ein gegenseitiges Verständnis zwischen Autofahrern und Radfahrern zu fördern. Die Aggressivität im Straßenverkehr muss reduziert werden, um ein sichereres Miteinander zu ermöglichen.

Beleuchtung und Beschilderung der Radwege sind zentral, ebenso wie sichere
Abstellmöglichkeiten an Bahnhöfen.
Darüber hinaus muss das Mitnehmen von Fahrrädern in öffentlichen Verkehrsmitteln ermöglicht und durch geeignete technische Lösungen unterstützt werden.

GERLINDE GRÜNN (KPÖ)

Ein solches Verkehrssystem müsste klar die Prioritäten bei der aktiven Mobilität und auch bei den Öffis setzen. Radfahrer*innen müssen in der Stadt zügig, leicht und sicher vorankommen. Dazu sind infrastrukturelle Verbesserungen notwendig. Es reicht aber sicher nicht aus nur Maßnahmen für den Radverkehr umzusetzen. Eine Fahrradstrategie allein ist viel zu wenig. Wir müssen die Autonutzung in der Stadt unpraktisch machen und den motorisierten Individualverkehr insgesamt stark reduzieren, indem wir den Verkehr langsamer machen und Parkmöglichkeiten reduzieren. Neben einer Fahrradstrategie braucht es nämlich eigentlich eine Verkehrswende- oder eine Autovermeidungsstrategie.

LORENZ POTOCNIK (LINZ+)

Das Radwegenetz muss ohne Lücken kreuz und quer durch die Stadt gehen. Des Weiteren braucht es Radschnellwege ins Umland in alle Himmelsrichtungen. Wege müssen breit genug sein und in gutem Zustand gehalten sowie regelmäßig (z.B. von rutschigem Laub) gereinigt werden. All das geht nicht ohne dem MIV - wo nötig - auch Platz wegzunehmen. So ehrlich müssen wir sein, das gehört ausgesprochen und erklärt! Wir können es nicht oft genug wiederholen: Das ist nötig, weil die Radmobilität als platzsparendes Verkehrsmittel die Lebensqualität steigert und den Standort stärkt.

Gibt es für Sie vorbildhafte Städte diesbezüglich?

DIETMAR PRAMMER (SPÖ)

International sind es natürlich Amsterdam oder Kopenhagen, wenn wir aber nach Österreich schauen, können wir uns durchaus auch Inspiration etwa aus Wien holen.

MARTIN HAJART (ÖVP)

Städte wie Graz und Basel zeigen, dass eine konsequente Förderung des Radverkehrs zu höheren Radanteilen und mehr Lebensqualität führt.

EVA SCHOBESBERGER (GRÜNE)

Kopenhagen und Paris zeigen meiner Meinung nach vor, wie Städte aussehen, in denen der Radverkehr den nötigen Platz bekommt.

MICHAEL RAML (FPÖ)

Dazu habe ich kein Beispiel.

GEORG REDLHAMMER (NEOS)

Die Niederlande sind das Vorzeigeland für Fahrradfahrer. Besonders Amsterdam und Utrecht zeigen eindrucksvoll, wie eine fahrradfreundliche Stadtgestaltung umgesetzt werden kann.

Ein herausragendes Beispiel ist das Fahrradparkhaus in Utrecht, das zu den größten der Welt gehört und Radfahrern eine sichere und komfortable Abstellmöglichkeit bietet.

In Amsterdam ist der gesamte Verkehrsfluss konsequent auf den Fahrradverkehr ausgerichtet und macht die Stadt zu einem Vorbild für nachhaltige Mobilität.

GERLINDE GRÜNN (KPÖ)

Vorbildlich sind für mich Städte, die nicht nur einen höheren Radverkehrsanteil als Linz vorweisen, sondern in denen der sogenannte „Umweltverbund“ insgesamt einen deutlich höheren Anteil am Verkehrsaufkommen hat. Besonders inspirierend sind Städte wie Basel, Bern und Zürich in der Schweiz, die traditionell einen hohen Anteil am öffentlichen Verkehr aufweisen. Ebenso gelten Amsterdam, Kopenhagen und Freiburg im Breisgau in Deutschland immer wieder als Best-Practice-Beispiele.

LORENZ POTOCNIK (LINZ+)

Natürlich. Massenhaft. Kopenhagen, Tübingen, Freiburg, Holland, Paris machen es längst vor, wie eine den Standort stärkende Mobilität geht. Nichts muss neu erfunden werden. Es genügt, von den Besten zu lernen. Das Wissen ist längst da. Was es braucht, sind v.a. politischer Wille und der Mut, diese Maßnahmen gegen die vielen Widerstände über Jahre zu erklären - das geht nicht von heute auf morgen. Das erfordert auch Ausdauer und Zusammenarbeit über die politischen Gesinnungen und Wahlperioden hinaus. Ich mache das bereits seit Jahren und würde die Möglichkeiten des Bürgermeisters dazu nutzen, diese Aufklärung voranzutreiben.

Meine Vision dazu: Die gesamte Stadtentwicklung in Linz gehört unbedingt in eine Hand, da die derzeitige Struktur dysfunktional ist. Verschiedene Ressorts arbeiten oft nebeneinander her, statt gezielt und koordiniert an einer gemeinsamen Vision zu arbeiten. Um Linz zukunftsfähig zu machen, müssen Stadtentwicklung, Mobilität und Infrastruktur eng miteinander verknüpft und optimiert werden. Dazu habe ich schon vor Jahren (Juli 2021) einen Antrag gestellt: "Zukunftsfitte Ressorts für Linz - Stadtentwicklung verbessern"

2. Radverkehr braucht Infrastruktur - und dafür braucht es Geld!

Werden Sie als Bürgermeister*in sicherstellen, dass ein Budget von insgesamt mindestens 100 Mio. Euro bis 2042 bereitgestellt wird, damit das in der Linzer Fahrradstrategie formulierte Ziel von 25 % Radverkehrsanteil erreicht werden kann?

Wenn nicht, wie rechtfertigen Sie diese fehlende Priorisierung angesichts vergleichbarer Investitionen in andere Verkehrsprojekte wie der Stadtbahn oder der A26?

Hintergrund der Frage: Linz hat derzeit einen Radverkehrsanteil von 10,7 %, das sind 65.600 Wege pro Tag, die Linzer*innen mit dem Fahrrad zurücklegen. In der vom Gemeinderat beschlossenen Linzer Fahrradstrategie werden 25 % Radfahranteil bis zum Jahr 2042 angestrebt, was zusätzliche 85.000 Wege pro Tag mit dem Fahrrad bedeutet.

Dazu ist ein ausreichendes Budget von mindestens 100 Mio. Euro notwendig, wenn man sich an vergleichbaren Projekten orientiert, etwa den Kosten von rund 1.000 Millionen Euro für ein Stadtbahnsystem mit rund 30.000 Fahrgästen pro Tag. Ebenso ist noch immer geplant, mit der Fertigstellung der A26-Autobahn um insgesamt mehr als 1.200 Millionen Euro ein nicht mehr zeitgemäßes Autobahnprojekt für rund 40.000 Kfz-Wege zu errichten.

Nationale und internationale Best Practices zeigen: Für eine derartige Verdopplung des Radverkehrsanteils wird ein jährliches Radverkehrsbudget von 30-50 Euro pro Einwohner*in als notwendig erachtet - je nach Ausgangslage. Linz hatte lange Zeit jährlich nur 2-3 Euro / Einwohner*in, seit letztem Jahr 10 € / Einwohner*in.

In Österreich hat die Stadt Graz als Best practice Beispiel für einen deutlichen Schub beim Radverkehr insgesamt 100 Millionen für die nächsten 10 Jahre geplant.

DIETMAR PRAMMER (SPÖ)

Im Jahr 2023 haben wir einen wichtigen ersten Schritt gesetzt und das Budget für Radinfrastruktur auf 10 Euro pro Einwohner*in deutlich erhöht. Damit haben wir uns besser an die Budgets vergleichbarer Städte angepasst und ein klares Signal für die Förderung des Radverkehrs gegeben. Um die langfristigen Ziele der Linzer Fahrradstrategie – wie den 25 % Radverkehrsanteil – zu erreichen, ist es jedoch notwendig, das Budget dauerhaft auf ein wettbewerbsfähiges Niveau anzuheben, wie es auch in der Linzer Fahrradstrategie beschlossen wurde. Die Budgetverhandlungen für die Radinfrastruktur liegen beim zuständigen Mobilitätsreferenten und werden mit der Finanzreferentin geführt. Darüber hinaus ist für das Budget auch noch ein Gemeinderatsbeschluss erforderlich.

Unser Ziel ist es, Linz zu einer fahrradfreundlichen Stadt weiterzuentwickeln und dabei die Infrastruktur kontinuierlich zu verbessern. Gleichzeitig müssen wir jedoch die Bedürfnisse aller Verkehrsteilnehmer*innen berücksichtigen. Viele Linzer*innen und Pendler*innen sind weiterhin auf das Auto angewiesen, um ihre Arbeitsplätze, Schulen oder andere Ziele zu erreichen. Hier braucht es passende Rahmenbedingungen und einen ausgewogenen Verkehrsmix, der Verkehrsberuhigung mit attraktiven Alternativen wie Rad- und öffentlichen Verkehrslösungen kombiniert.

Linz ist eine Stadt der Arbeit und ein zentraler Industriestandort. Mit fast genauso vielen Arbeitsplätzen wie Einwohner*innen ist Linz nicht nur für die städtische Bevölkerung, sondern auch für die über 109.000 Menschen, die täglich aus dem Umland einpendeln, von enormer Bedeutung. Besonders die Pendler*innenströme aus dem Mühlviertel stellen eine große Herausforderung dar und erfordern gut ausgebaute Verkehrswege, die effiziente Mobilität gewährleisten.

Große Infrastrukturprojekte wie die Stadtbahn oder die A26 haben nicht nur das Ziel, die Mobilität innerhalb der Stadt zu verbessern, sondern auch die wirtschaftliche Wettbewerbsfähigkeit und Attraktivität von Linz und der gesamten Region langfristig zu sichern. Diese Investitionen schaffen die Grundlage für eine moderne, lebenswerte Stadt, die den Bedürfnissen von Bewohner*innen, Arbeitnehmer*innen und Unternehmen gleichermaßen gerecht wird.

Wir setzen uns dafür ein, den Verkehr in Linz so zu gestalten, dass die Lebensqualität steigt, die Erreichbarkeit verbessert wird und zugleich nachhaltige Mobilitätslösungen vorangetrieben werden. Radverkehr wird dabei eine zentrale Rolle spielen, eingebettet in ein Gesamtkonzept, das die unterschiedlichen Anforderungen der Mobilität in unserer Stadt berücksichtigt.

MARTIN HAJART (ÖVP)

Ja, ich werde mich als Bürgermeister dafür einsetzen, dass ausreichende finanzielle Mittel bereitgestellt werden. Die Fahrradstrategie Linz hat das Ziel, bis 2042 einen Radverkehrsanteil von 25 % zu erreichen. Dafür sind langfristige Investitionen nötig. Ein jährliches Budget von 30–50 Euro pro Einwohner*in ist internationaler Standard und entspricht der Entwicklung in vergleichbaren Städten wie Graz.

EVA SCHOBESBERGER (GRÜNE)

Ja, dafür werde ich mich als Bürgermeisterin einsetzen.

Es ist völlig klar, dass bei der Finanzierung der Mobilität ein völliges Ungleichgewicht zugunsten des Autoverkehrs herrscht. Damit muss Schluss sein!

Daher kämpfen wir Grüne gegen neue Autobahnen und haben bereits mehrmals gefordert, dass die Stadt aus dem Finanzierungsvertrag zum Westring aussteigen soll! Dieses Projekt ist nicht nur verkehrspolitisches Altes Denken, zerstört unsere Natur und schadet dem Klima. Es bindet zudem wichtige städtische Mittel, die wir dringend z.B. für den Ausbau des Radverkehrs brauchen. Es ist nicht Aufgabe der Stadt Autobahnprojekte des Bundes zu finanzieren.

Aufgabe der Stadt ist es, in attraktive Rad- und Gehwege und in den Öffi-Ausbau zu investierten. Dafür werde ich mich einsetzen.

MICHAEL RAML (FPÖ)

Nein, das kann ich nicht versprechen. Wir stehen auch vor großen finanziellen Herausforderungen im ÖV und im IV, die ich für vorrangig halte.

GEORG REDLHAMMER (NEOS)

Ein Budget von mindestens 100 Mio. Euro bis 2042 für den Ausbau der Fahrradinfrastruktur ist ein wichtiges Ziel, das ich unterstützen werde, sofern es die finanzielle Gesamtsituation der Stadt erlaubt.

Gleichzeitig darf nicht übersehen werden, dass Projekte wie die A26 oder die Stadtbahn ebenfalls essenziell für eine funktionierende Verkehrsinfrastruktur in Linz sind. Das Auto bleibt – zumindest vorerst – ein wichtiger Bestandteil der Mobilität für viele Linzer*innen, sei es für Berufspendler, beeinträchtigte Menschen, den Wirtschaftsverkehr oder Menschen in Randlagen, die derzeit keine ausreichenden Alternativen haben.

Wir können und sollten das Auto nicht vollständig aus Linz verbannen – noch nicht. Stattdessen möchte ich eine faire Balance schaffen: Eine echte Verkehrswende gelingt nur, wenn alle Verkehrsteilnehmer*innen mitgenommen werden. Indem wir attraktive Alternativen schaffen – sei es durch hochwertige Radwege oder eine leistungsfähige Stadtbahn –, kann der motorisierte Individualverkehr langfristig reduziert werden, ohne Linz als Wirtschafts- und Lebensraum einzuschränken.

GERLINDE GRÜNN (KPÖ)

Es steht außer Frage, dass für den Ausbau der Radmobilität ausreichend finanzielle Mittel bereitgestellt werden müssen. Leider ist die budgetäre Ausstattung dafür in Linz sogar rückläufig. Für die sogenannte "aktive Mobilität" – also Rad-, Fußgänger- und Wanderwege – waren heuer im Haushalt noch 1,8 Millionen Euro vorgesehen. 2025 soll dieser Betrag jedoch auf nur mehr eine Million Euro sinken.

Im Vergleich mit anderen Städten schneidet Linz damit schlecht ab: Während 2025 in Linz lediglich fünf Euro pro Einwohner:in für die Radinfrastruktur vorgesehen sind, lag dieser Betrag 2023 in Salzburg bei fast 17 Euro und in Graz sogar bei 34 Euro pro Einwohner:in. Dabei muss erwähnt werden, dass das Land Steiermark in Graz bisher die Budgetsummen verdoppelt hat. Eine vergleichbare finanzielle Unterstützung durch das Land gibt es in Linz – abgesehen von der Mitfinanzierung einzelner Projekte – leider nicht.

Allerdings möchte ich betonen, dass Geld allein nicht ausreicht. Auch bei der Radinfrastruktur ist ein zielgerichteter und effizienter Einsatz der finanziellen Mittel unerlässlich. Es drängt sich der Eindruck auf, dass in Linz stattdessen oft in teure Prestigeprojekte investiert wird, wodurch die Mittel für eine ganzheitliche Verbesserung der Radmobilität fehlen.

Vor allem aber muss Schluss sein mit Parallelförderungen und dem gleichzeitigen Ausbau aller Verkehrsarten – insbesondere von Autostraßen. Ich bin für die sofortige Einstellung aller städtischen Subventionen für das übergeordnete Straßennetz, wie beispielsweise den Bau der A26-Autobahn. Die dadurch frei werdenden Mittel sollen stattdessen in den Ausbau des "Umweltverbunds" – also Radverkehr, Fußverkehr und öffentlichen Verkehr – investiert werden.

LORENZ POTOCNIK (LINZ+)

Es ist bekannt, dass ich mich seit 2015 für die Radmobilität einsetze und entscheidend mitgeholfen habe, diese aus der grün-alternativen Schmuddelecke zu holen. Was es braucht, ist vor allem politischer Wille und den Mut, die Rad- und Fußmobilität in der äußerst hitzigen Debatte (sozusagen einem “Kampf” um Platz und einer Neuverteilung des wertvollen öffentlichen Raums) gut zu erklären.

Das Geld ist nicht entscheidend. Brüssel ist ein gutes Beispiel dafür. Die Corona-Krise wurde dazu genutzt, den Straßenraum - 'quick&dirty' - neu zu organisieren. Mit Farbe, Blumentöpfen und angemalten Betonteilen.

Zu den 100 Mio. €: Das sind rund 5,5 Mio. pro Jahr. Warum so bescheiden?

Ich schätze den Bedarf eher auf 10 Mio. € pro Jahr, zumindest am Anfang. Das ist rund 1% des Jahreshaushalts und eine echte Investition, die sich über die Jahre rechnet. Dazu könnten auch neue - zweckgewidmete - Fonds entwickelt werden, wie von mir schon mehrfach vorgeschlagen. "It’s the Stadtentwicklung, stupid!" [Verweis auf einen gleichnamigen Artikel auf der Homepage von LINZ+]. Die A26 schadet unserer Stadt und unserem Standort. Sie ist ein zutiefst populistisches Projekt. Ich kann nur sagen: Raus aus dem Vertrag, so wie es vorgesehen ist. "Herr Bürgermeister: Sorgen Sie für Ausstieg aus dem Milliardenring." [Verweis auf einen gleichnamigen Artikel auf der Homepage von LINZ+]

3. Städtische Mobilitätsplanung - Radverkehrsprojekte sollen nicht am Personalmangel scheitern!

Wie werden Sie als Bürgermeister*in dafür sorgen, dass Radverkehrsprojekte nicht mehr - wie derzeit der Fall - am Personalmangel scheitern?

Haben Sie konkrete Ideen, wie z.B. kurzfristig der Personalstand in der Mobilitätsplanung erhöht werden soll?

Hintergrund der Frage: Für die Umsetzung des in der Fahrradstrategie genannten Zieles von 25 % Radverkehrsanteil braucht es genug Personal, welches Projekte erarbeiten, planen und in die Umsetzung begleiten kann. Andere Städte, die eine derartige Transformation anstreben, gründen eigene städtische Gesellschaften, die Öffentlichkeitsarbeit und Planungsaufgaben für den Radverkehr übernehmen.

Damit die Qualität neuer Radinfrastruktur von Anfang an stimmt, sollten auch nationale und internationale Best Practices beachtet werden. Wien hat etwa 2024 echte Radhighways gebaut, eine Fahrradstraße gemeinsam mit niederländischen Expert*innen geplant sowie erstmals eine Diagonalquerung über eine Kreuzung eingesetzt - alles Instrumente einer innovativen Verkehrsplanung, für die es entsprechende Expertise des
Personals braucht.

DIETMAR PRAMMER (SPÖ)

Grundsätzlich liegt es auch hier in der Verantwortung des Mobilitätsreferenten, Umschichtungen und Priorisierungen vorzunehmen, um die budgetären Mittel zielgerichtet für die Umsetzung der Fahrradstrategie einzusetzen.

MARTIN HAJART (ÖVP)

Kurzfristige Maßnahmen: Einsetzen von externen Planungsteams oder spezialisierten Gesellschaften, die Radprojekte zügig planen und umsetzen können.

Langfristige Lösung: Schaffung neuer Stellen für Radverkehrsplanung in der Verwaltung und Ausbildung von Expert*innen.

EVA SCHOBESBERGER (GRÜNE)

Für mich steht außer Zweifel, dass die Umsetzung von Radverkehrsprojekten nicht am Personalmangel scheitern darf. Das heißt, dass wir dafür schlicht und einfach für genügend Mitarbeiter:innen in den entsprechenden Abteilungen zu sorgen haben. Diese brauchen wir auch dringend, um notwendige Radverkehrs-Checks umzusetzen.

MICHAEL RAML (FPÖ)

Ich möchte dafür sorgen, dass sich die Stadt wieder stärker auf ihre Kernaufgaben fokussiert, dazu gehört insbesondere der Ausbau der baulichen Infrastruktur und dafür soll es ausreichend Personal geben.

Personelles sowie finanzielles Einsparungspotential, um diese Ressourcen zu ermöglichen, sehe ich beispielsweise beim sogenannten „LGBTIQ Kompetenzzentrum“ der Stadt sowie bei den ausufernden Klimastabstellen im Magistrat.

GEORG REDLHAMMER (NEOS)

Personalmangel darf nicht der Grund dafür sein, dass wichtige Radverkehrsprojekte nicht zustande kommen. Ich werde mich dafür einsetzen, dass entsprechende Personalrssourcen auch genehmigt werden.

Interessant wäre auch der Ansatz, die Universitäten und Fachhochschulen zur Zusammenarbeit und Mitarbeit einzuladen. Praktikumsprogramme oder Trainee Stellen können wichtige Impulse setzen.

Durch internationale Kontakte zu Smart cities sollen außerdem best practice Beispiele übernommen werden.

GERLINDE GRÜNN (KPÖ)

Der Spardruck in der städtischen Verwaltung macht sich auch in der Mobilitätsabteilung mit Personalmangel bemerkbar. Teilweise ist die Arbeitsüberlastung jedoch auch auf die politischen Verantwortlichen zurückzuführen: Wenn zuständige Politiker*innen ihre Prestigeprojekte bevorzugt umgesetzt sehen möchten, verursacht dies in der Verwaltung zusätzliche Arbeit, die sinnvoller eingesetzt werden könnte.

LORENZ POTOCNIK (LINZ+)

Indem ich alles dafür tun werde, dass die Abteilung aufgestockt wird. So wie übrigens die gesamte PTU (Planung, Technik und Umwelt) chronisch unterbesetzt ist. Auch dazu habe ich bereits mehrfach Anträge eingebracht, um gegenzusteuern. Dringend benötigt wird junges, top ausgebildetes Personal – idealerweise mit internationaler Erfahrung, dem richtigen Mindset und selbst Alltagsradler:in. Denn nur so sieht und erfährt man die vielen Schwachstellen auch wirklich. Banal, aber entscheidend.

Selbstverständlich kann Leistung und Wissen zugekauft und projektweise an externe Planungsbüros vergeben werden.

4. Mehr Radverkehrsanteil: Von welchen anderen Verkehrsmitteln soll sich der Anteil am Modal Split zugunsten des Radverkehrs verlagern und wie kommunizieren Sie dies?

Der umweltfreundliche Verkehr soll zunehmen. Dazu wurde vom Gemeinderat mit der Linzer Fahrradstrategie die Steigerung des Radverkehrsanteils von derzeit 10,7 % auf 25 % bis 2042 festgelegt.

Bei welchen anderen Verkehrsmittel sollen die rund 14 % am Modal Split reduziert werden und wie wollen Sie dies erreichen?

Wie haben Sie vor, dies entsprechend an die Linzer*innen zu kommunizieren?

Hintergrund der Frage: Bei der plakativen Forderung “Mehr umweltfreundlicher Verkehr!” wird oft vergessen, dass andere Verkehrsformen dafür weniger werden müssen: Es ist ja von einem Anteil am Gesamtverkehr die Rede.

Es stellt sich die Frage, wie dies der*die Bürgermeister*in kommunizieren will. Eine Mobilitätswende ist eine Gemeinschaftsaufgabe. Der*die Bürgermeister*in kann als Botschafter*in auftreten, etwa die Vorteile des Radfahrens hervorheben und eine breite gesellschaftliche Unterstützung fördern.

Als Aushängeschild der Stadt sollte der*die Bürgermeister*in Linz auch als zukunftsorientierte und nachhaltige Klimahauptstadt etablieren. Radverkehr ist ein sichtbares Zeichen für die Transformation dorthin.

DIETMAR PRAMMER (SPÖ)

Unser Ziel ist es, den motorisierten Autoverkehr, insbesondere in der Innenstadt, deutlich zu reduzieren. Bereits mit dem Innenstadtkonzept haben wir erste Schritte gesetzt und wichtige Grundlagen geschaffen. Dabei liegt der Schwerpunkt auf Verkehrsberuhigung, indem wir vor allem den motorisierten Durchzugsverkehr möglichst unterbinden, und der Umgestaltung des öffentlichen Raums, um diesen für Fußgänger*innen und Radfahrer*innen attraktiver zu machen.

Wesentlich für die Umsetzung ist die Förderung umweltfreundlicher Alternativen wie des Radverkehrs und des öffentlichen Nahverkehrs. Dazu gehört der Ausbau sicherer und durchgängiger Radwege, die Verbesserung der Anbindung an öffentliche Verkehrsmittel und die Schaffung eines ausgewogenen Verkehrsmixes, der den Bedürfnissen aller gerecht wird.

MARTIN HAJART (ÖVP)

Der erhöhte Radverkehrsanteil wird hauptsächlich vom motorisierten Individualverkehr (MIV) verlagert, der derzeit einen hohen Anteil in Linz hat. Die Steigerung des Radverkehrs entlastet Straßen und reduziert Staus. Mein Ansatz ist eine positive Kommunikation, die die Vorteile des Radfahrens betont: Gesundheit, Kosteneffizienz und Umweltfreundlichkeit.

  • Bewusstseinsbildung: Kampagnen wie "Linz fährt Rad" und Erfolgskommunikation zu neuen Radinfrastrukturprojekten.
  • Transparenz: Über öffentliche Zählstellen und Monitoring zeigen, wie der Radverkehr wächst.
  • Partizipation: Bürgerbeteiligung bei der Planung neuer Radwege und Maßnahmen zur Verkehrsberuhigung.

Es geht nicht darum, jemanden zu zwingen, das Auto stehen zu lassen, sondern attraktive Alternativen zu bieten, die der Lebensqualität in Linz zugutekommen.

EVA SCHOBESBERGER (GRÜNE)

Wir müssen entscheiden, ob wir den begrenzten Platz den Menschen zur Verfügung stellen oder nicht. Ich will, dass wir 2040 ein grünes Linz mit viel Aufenthaltsqualität, gut ausgebauten Öffis, attraktiven Rad- und Gehwegen und einem flächendeckendem E-Car-Sharing haben und Viele dann gerne aufs eigene Auto verzichten, weil sie es nicht mehr brauchen. Durch das Umweltticket – der 285 Euro Öffi-Jahreskarte - hat sich die Zahl der Nutzer:innen mehr als verdreifacht. Das zeigt, was möglich ist.

Der Straßenraum muss so organisiert und gestaltet sein, dass man dort gerne mit dem Rad oder zu Fuß unterwegs ist. Bereits seit Jahren gibt es im meinem Ressort Kampagnen, wie „Linz fährt Rad“, die zum Mitmachen anregen und auch den Vorteil für die Gesundheit ansprechen. Wir müssen das positiv kommunizieren und natürlich auch selbst als Politiker:innen mit gutem Beispiel vorangehen.

MICHAEL RAML (FPÖ)

Ich sowie die FPÖ haben der Radstrategie nicht zugestimmt, insofern müssen die dafür verantwortlichen Fraktionen diese Frage beantworten. Ich jedenfalls stehe für die freie Wahl des Verkehrsmittels und werde keine Verdrängungen unterstützen.

GEORG REDLHAMMER (NEOS)

Besonders der MIV muss seinen Beitrag dazu leisten. Insbesondere müssen wir die Kurzstrecken innerhalb der Stadt, also um die 5 km, für den Umstieg auf das Fahrrad attraktiv machen. Die Förderung von E-Bikes kann hier eine attraktive Lösung sein. Sichere Radwege und Infrastruktur sind eine Voraussetzung. Das sichere Überqueren der Donau gehört als wesentlicher Bestandteil ebenfalls dazu.

Das Mitnehmen von Fahrrädern in Öffis muss ebenfalls ein Ziel sein. Hier gilt es, dran zu bleiben und technische Lösungen zu finden. Arbeitgeber können gefördert werden, die das Radfahren ihrer Mitarbeitenden unterstützen. Zumindest die Anbindung an die Radinfrastruktur der Unternehmen kann Linz als Vorbild agieren lassen. Ein gutes Beispiel dafür ist Dynatrace in Linz. Die Kommunikation von oben nach unten ist essenziell. Dafür würde ich Kontakte zu den Vorzeigestädten suchen und Best-Practice-Beispiele der Kommunikation übernehmen.

Als Person, die auf einen Elektro-Scooter und ein Dreirad angewiesen ist, bin ich selbst ein lebendiges Beispiel dafür, wie sanfte Mobilität in Linz funktionieren kann. Mein persönlicher Alltag zeigt, wie wichtig eine barrierefreie und gut durchdachte Infrastruktur ist, die es allen Menschen ermöglicht, unabhängig und sicher mobil zu sein. Dies macht mich nicht nur zu einem Fürsprecher für sanfte Mobilität, sondern auch zu einem Best-Practice-Beispiel, wie moderne Mobilitätslösungen konkret umgesetzt werden können.

GERLINDE GRÜNN (KPÖ)

Ich erwarte einen klaren, langfristigen Plan der Politik, der von den zuständigen Politiker*innen in Zusammenarbeit mit der entsprechenden Fachabteilung eigenständig entwickelt und demokratisch diskutiert und durch eine Mehrheit im Gemeinderat beschlossen wird. Derzeit jedoch werden viele Masterpläne, Strategien und Konzepte in Auftrag gegeben – oft unter Berücksichtigung der bereits bestehenden Absichten der Stadt Linz. Diese Vorgehensweise bindet erhebliche personelle Ressourcen und wird häufig an externe Beratungsfirmen delegiert. Diese liefern zwar „schöne Vorzeigepapiere“, die jedoch von Beamt*innen und insbesondere von verantwortlichen Politiker*innen primär genutzt werden, um bereits geplante Vorhaben bzw. ihre eigenen Wünsche nachträglich zu legitimieren.

Zusätzlich wird diese kostenintensive Methode häufig durch sogenannte „Bürgerbeteiligung“ aufgewertet, die letztlich jedoch kaum echten Einfluss auf die getroffenen Entscheidungen hat. Auch die Linzer Fahrradstrategie ist ein solches Papier. Was dieses Dokument nicht beantwortet, ist die zentrale Frage: Wenn beim Radverkehr ein großes Plus angestrebt wird, wo soll das Minus bei anderen Verkehrsarten und im Verkehrsaufkommen entstehen? Hier fehlt es der verantwortlichen Politik ganz eindeutig am Mut, klar Position zu beziehen. Wenn diese Entscheidungen jedoch ausbleiben, droht im schlechtesten Fall, dass das Minus beim Zufußgehen und bei der Nutzung öffentlicher Verkehrsmittel liegt. Ein kaum besseres, aber realistisches Szenario ist, dass das ambitionierte Ziel, den Radverkehrsanteil bis 2042 auf 25 % zu steigern, schlichtweg verfehlt wird.

In der Mobilitätsfrage sind nicht nur Pull-, sondern auch Push-Maßnahmen notwendig, um eine echte Verkehrswende zu erreichen. Dazu zählen beispielsweise weniger und verschmälerte Fahrstreifen, kooperative Verkehrsmisch-Systeme, flächendeckendes Tempo 30 und noch weniger, reduzierte Parkmöglichkeiten im Straßenraum, erhöhte Parkgebühren für öffentliche Parkplätze (insbesondere für große Fahrzeuge), breitere Gehsteige mit Schatten spendenden Bäumen, mehr Mehrzweckstreifen für zügiges Radfahren, zusätzliche Verkehrsinseln in der Straßenmitte, mehr (ungeregelte) Schutzwege und Radfahrüberfahrten sowie vieles mehr.

LORENZ POTOCNIK (LINZ+)

Wie gesagt: Es bedarf einer konzertierten Aufklärung, warum die Rad- und Fußmobilität so wichtig für den Standort sind. Als progressiver Bürgermeister sehe ich es als eine meiner wichtigsten Aufgaben, dieses große Ziel aus dem parteipolitischen Hickhack herauszuhalten und für einen größeren Linzer-Deal zu sorgen.

Ein entschlossener Ausbau sicherer Radwege geht automatisch zu Lasten des ruhenden und fahrenden MIV. Oft geht es aber ganz leicht, sinnlos breite Fahrbahnen (wie in der Dametzstraße beispielsweise) auf “Diät” zu setzen oder unnötige Abbiegespuren aufzulassen. Dametzstraße – Viel Platz für Umbau zu einem Boulevard und Radschnellweg [Verweis auf einen gleichnamigen Artikel auf der Homepage von LINZ+]: Vor allem der ruhende Verkehr gehört weg von der Oberfläche, am besten in Quartiersgaragen, die in den nächsten Jahren eine Renaissance erleben werden. Weg mit dem Stehzeug! Nur wohin? [Verweis auf einen Artikel zu Quartiersgaragen auf der Homepage von LINZ+].

[Antwort auf die Frage "Wie haben Sie vor, dies entsprechend an die Linzer*innen zu kommunizieren?"]

Auch daran arbeite ich seit Jahren und wurde zum Glück auch schon oft #gutkopiert.

Wichtig scheint mir vor allem, dass es um den Wirtschaftsstandort geht und kein Glaubenskrieg ist. Wichtig erscheint mir, eine kluge, jahrelange Kampagne zu starten. Diese soll darüber aufklären, dass eine platzsparende Mobilität und das richtige Verkehrsmittel, je nach Weg, kein Anti-Auto-Kurs ist. Die, die den PKW wirklich brauchen, sollen weiterhin damit fahren können. Doch die vielen kurzen Wege in der Stadt, dafür ist das große, meist nur mit einer Person besetzte Auto in der Regel ungeeignet und zu Lasten der Allgemeinheit. Leider haben wir uns alle zu sehr an diesen Komfort gewöhnt. Auch dieser psychologische Aspekt muss erklärt werden. Rad oder Auto - das ist kein Glaubenskrieg! [Verweis auf einen gleichnamigen Artikel auf der Homepage von LINZ+]