Superblocks sind neben Radwegen und Fahrradstraßen eine der wichtigsten bewährten Schlüsselmaßnahmen auf dem Weg zur Verkehrswende.
Superblocks für Städte und Gemeinden
Ein Superblock ist im Wesentlichen ein verkehrsberuhigtes Stadt- bzw. Ortsviertel, in dem der öffentliche Raum gerechter verteilt wird als sonst üblich. Mehrere Häuserblocks – meist ein Gebiet von etwa 400 mal 400 Metern – werden zu einem größeren zusammengefasst. Mit vielen nachgewiesenen positiven Beiträgen zur nachhaltigen Entwicklung sind flächendeckende Superblocks eine der Schlüsselmaßnahmen der Verkehrswende. Als Radlobby setzen wir uns für die Kfz-Verkehrsberuhigung durch Superblocks zwischen Hauptstraßen ein.
Gestaltungsprinzipien
Mit dem Auto kann man in Superblocks zu- und abfahren, das Viertel aber nicht direkt durchqueren. Der motorisierte Durchzugsverkehr bleibt auf den Hauptstraßen. Hauptradrouten können als Fahrradstraßen durch den Superblock oder als Radwege an den Hauptstraßen entlang geführt werden; der öffentliche Verkehr verläuft meist an den Außenkanten, ist aber gut stadtverträglich und führt manchmal hindurch.
Straßen in Superblocks werden in Plätze, Parks, Begegnungs- oder Fußgängerzonen umgewandelt und für Menschen zu Fuß und auf dem Rad sicher und attraktiv gestaltet. Die Zahl der Parkplätze wird reduziert, Aufenthaltsbereiche und Spielplätze entstehen, Flächen werden entsiegelt, Grünraum und Wasserflächen geschaffen, Bäume gepflanzt.
Weiterführung bewährter Kfz-Verkehrsberuhigung
Der Name kommt aus Barcelona. Anfang der 2000er Jahre litt die Stadt unter der enorm hohen Bevölkerungsdichte, einem Mangel an Grünraum und gesundheitsgefährdenden Schadstoff- und Lärmbelastungen durch den Kfz-Verkehr. In ihrem rasterförmigen Straßensystem gab es kaum Hierarchien, der Autoverkehr dröhnte gleichmäßig in alle Richtungen durch die Wohnviertel.
Als Reaktion darauf griff die städtische „Agentur für urbane Ökologie“ bewährte Ideen zur Verkehrsberuhigung aus den 1980er Jahren auf. Ab 2003 entstand im Viertel Gràcia in nur zweieinhalb Jahren die erste „Superilla“ („Superinsel“). Seit 2013 sind Superilles ein fixer Hauptbestandteil von Barcelonas Stadtentwicklungsplan.
Internationale Vorbilder & fachliche Empfehlungen
Das Potential dieses vielversprechenden Konzepts wurde bald international erkannt. In London heißen die entsprechenden Viertel „Low Traffic Neighbourhood“, in Paris „Villes du quart d’heure“, in Berlin „Kiezblocks“, in Hamburg „Superbüttel“. All diese Varianten verbinden lokale Expertise mit international bewährten Planungsprinzipien in der Siedlungsentwicklung. Übergreifend wird daher von „Superblocks“ gesprochen.
Meist werden zuerst einfache, schnell umsetzbare Maßnahmen zur Kfz-Verkehrsberuhigung getroffen, der sogenannte „Mindeststandard“. Die endgültige bauliche Gestaltung dann in einem mehrjährigen Prozess samt Bürgerbeteiligung erarbeitet und umgesetzt („Regelstandard“ bis „Goldstandard“).
Im November 2023 veröffentlichte die „Fachgruppe Standards für die Mobilitätswende“ der NGO Changing Cities die erste deutschsprachige Superblock-Richtlinie „Empfehlungen für Superblocks“. Die Radlobby schließt sich diesen fachlichen Empfehlungen an und setzt sich für deren Integration in österreichischen Richtlinien ein.
Die Superblock-Grundkarte
Die Radlobby hat gemeinsam mit Geht-doch.wien die Superblock-Grundkarte als Übersichtskarte entwickelt (aktuell für Wien verfügbar). Sie macht Superblock-ähnliche Strukturen sowie Initiativen & Ideen sichtbar, außerdem sind eine Vielzahl von Verkehrsfiltern verortet und beschrieben. Hier geht’s zur Superblock-Grundkarte.
Der Wunsch nach mehr
Das Potenzial für die Verkehrswende durch Superblocks in Österreichs Gemeinden und Städten inklusive Wien ist groß. Kfz-Verkehrsberuhigung auf Basis des Superblock-Konzepts leistet erwiesenermaßen einen großen Beitrag in gleich mehreren Disziplinen der nachhaltigen Entwicklung: Verbesserungen gibt es in Verkehrssicherheit, KIimaschutz, Klimaanpassung, Mobilität, Lebensqualität und Umweltgerechtigkeit (siehe Empfehlungen für Superblocks, Kapitel 2). Weiters genießen Superblocks großen Zuspruch in der Bevölkerung. Sechs Wiener Bezirksvertretungen haben bereits Gebiete für Superblocks beschlossen. In sieben Bezirken setzen sich lokale Initiativen für Superblocks ein. Für Wien, Graz und Salzburg gibt es großflächige fachliche Konzepte für Superblocks.
Derzeit sind noch wenig neue Superblocks in Errichtung, etwa das „Supergrätzl Favoriten“. In nächster Zeit sollte es viel mehr Superblock-Projekte geben als Regelfall zwischen Hauptstraßen. Die Zeit drängt, denn mit der Umsetzung von Superblocks können die städtischen Ziele bezüglich Klimaschutz, Klimawandelanpassung, Verkehrssicherheit und Gesundheit noch erreicht werden.
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