Radlobby Floridsdorf: Über das Bohren dicker Bretter

BannerPragerStrasse1.jpg
BannerPragerStrasse2.jpg

Seit vielen Jahren setzt sich die lokale Gruppe der Radlobby in unserem Bezirk für sicheres Radfahren ein. Lange gab es keine Bauprojekte im jährlichen Programm der Stadt. Nun hat sich die Stimmung verändert: Es war schwer zu überhören. Auf allen möglichen Kanälen, sei es auf sozialen Medien, Fernsehen und in Zeitungen, konnte man es erfahren:

Floridsdorf bekommt eine Radweg-Offensive! Die Hartnäckigkeit der Radlobby zahlt sich aus.

Stadträtin Sima und Bezirksvorsteher Papai präsentierten am 12. Februar 2024 Pläne für die nächsten zwei Jahre. Insgesamt sollen in den folgenden beiden Jahren 6,6km Radinfrastruktur im Hauptradwegenetz errichtet werden, teilweise Bestandsverbesserungen, teilweise neue Radwege. Baulich getrennt und fast durchgehend in hoher Richtlinien-Qualität.


Die einzelnen Punkte im Überblick:

Floridsdorfer Hauptstraße: Anstelle der bestehenden Einrichtungsradwege auf beiden Seiten, wird hier ein Zwei-Richtungs-Radweg an der östlichen Seite zwischen Mathäus-Jiszda-Straße und Am Spitz gebaut. (420 Meter). Außerdem werden in diesem Bereich 50 Bäume gepflanzt. Die Bauarbeiten sollen noch im Jahr 2024 abgeschlossen werden.

Prager Straße: Von der Floridsdorfer Hauptstraße bis zur Nordbrücke wird ein Zwei-Richtungs-Radweg errichtet, der die bisherigen Radstreifen auf der Fahrbahn ersetzen wird. Hier wird an den bestehenden Rad- und Fußweg angeschlossen. Es sollen auch hier 20 Bäume gepflanzt werden, der Gehsteig verbreitet und Schanigärten errichtet werden. Auch dieser Abschnitt soll mit 2024 abgeschlossen werden. (335m)

Leopoldauer Straße: In 2 Phasen, von 2025 und ab 2026, werden hier zu beiden Seiten Ein-Richtungs-Radwege errichtet, von der Angerer Straße (Kreisverkehr) bis zur Angyaföldstraße. (1.250m)

Ehemalige B232: Entlang der Trasse der B232 wird ab 2025 eine durchgängige Radwegverbindung gebaut, die vom Donaufeld bis nach Niederösterreich reichen wird. Hier hatte sich eine Bürgerinitiative für eine nachhaltige Nutzung eingesetzt. Es ist gut, dass hier die sanfte Mobilität Vorrang bekommen hat.

Des weiteren soll es zu Lückenschlüssen kommen in der Lundenburger Gasse, Thayagasse, Pinkagasse, Satzingerweg, Richard-Neutra-Gasse und Julius-Ficker Straße kommen.

In der Angerer Straße, Scheydgasse und in der Autokaderstraße werden auf Abschnitten ebenfalls baulich getrennte Radwege errichtet.

Erst ab 2026, oder später, soll der notwendige, und bereits seit vielen Jahren geplante Lückenschluss auf der inneren Brünner Straße erfolgen.

Ebenfalls in der späteren Phase, ab 2026, wird der Radweg auf der Leopoldauer Straße verlängert und ein Radweg auf der Gerasdorfer Straße von Draugasse bis zum Grenzweg gebaut.


Die Radlobby Floridsdorf ist froh, dass ein wichtiger Schritt in die richtige Richtung getan wird. Spät, aber doch hat sich unsere Interessensvertretung ausgezahlt. Wir danken der Bezirksvorstehung für die Einbindung bei der Präsentation.
Da das Radinfrastrukturausbauprogramm in den letzten Jahren in Floridsdorf sparsam war, freut es uns daher umso mehr, dass der Bezirk sich entschlossen hat das Radfahren und somit auch die gesamte Verkehrssituation zu verbessern.

 

Wichtig erscheint uns, dass das schöne Floridsdorfer Bezirkszentrum klimafreundlicher gestaltet wird und die Aufenthaltsqualität durch die neuen Radwege, die Baumpflanzungen und die Verkehrsberuhigung auf der Prager Straße und der Floridsdorfer Hauptstraße erhöht wird. Wir erhoffen uns natürlich auch eine Temporeduktion und sichere, ampelfreie Übergänge für Fußgänger:innen und Radfahrer:innen.

 

Die Breite des Radweges Am Spitz (nur 2,60m) ist unser Meinung nach zu knapp bemessen, um auch Spezialfahrrädern und Familien ein sicheres und zügiges aneinander Vorbeikommen zu ermöglichen. Hier wird Infrastruktur für die nächsten Jahrzehnte gebaut. Paketdienste, Moped-artige Pedelecs, Lastenräder brauchen Platz für eine sichere Fahrt im Gegenverkehr. Ein breiterer Radweg kann erreicht werden, indem auf der Seite des Amtshauses statt der Schrägparkordnung eine Längsparkordnung umgesetzt wird. Leider lehnt der Bezirk dies ab.

Leider werden alle vorhandenen Parkplätze gerade im Zentrum des Bezirks immer noch als ein zu wertvolles Gut betrachtet, um über eine Reduktion dieser nachzudenken.

 

Da der Radweg in der Floridsdorfer Hauptstraße nun auf einer Seite geführt wird (anstatt wie bisher auf beiden Seiten ein Ein-Richtungs-Radweg), ist es sehr wichtig, genug sichere und komfortable Querungsmöglichkeiten ohne lange Wartezeiten zu schaffen. Eine „Sorgenstelle“ ergibt sich wegen Platzmangel bei der Müllerpassage, wo zukünftig Rad- und Fußverkehr durchgeführt werden sollen.

 

Dem Projekt entlang der ehemals geplanten B232 Trasse stehen wir skeptisch gegenüber. In Floridsdorf gibt es bereits viele Straßen, welche die einzelnen Ortsteile verbinden. Neue Straßen, einhergehend mehr Bodenversiegelung, sind unserer Meinung nach weder notwendig noch nachhaltig. Es gibt genug Kapazitäten auf vorhandenen Straßen, um zeitgemäße Radverbindungen (und auch Busverbindungen) zu schaffen.

 

Positiv sehen wir, dass in der Leopoldauer Straße zu beiden Seiten Ein-Richtungs-Radwege errichtet werden, die das hohe Unfallaufkommen in dieser berüchtigten Straße erheblich senken sollen.

 

Auch positiv zu erwähnen ist hier der kurze Abschnitt in der Lundenburger Gasse, wo ein Zwei-Richtungs-Radweg errichtet wird und somit endlich die Kreuzung mit der Brünner Straße legal befahren werden kann. Hier ist kritisch darauf hinzuweisen, dass nur die Eingeweihten den Verlauf der Hauptradroute kennen und dieser über ein Privatgrundstück mit zwei Schranken verläuft. Radfahren ist hier bis auf Widerruf gestattet, aber die Durchgängigkeit der Verbindung sehr schlecht ausgeschildert. Auf der Jedlersdorfer Straße ab der Trillergasse stadtauswärts besteht weiterhin Benützungspflicht für einen hochfrequentierten Geh- und Radweg.

 

Wichtige Anbindungen, wie ein sicherer Radweg auf der Brünner Straße, lassen noch immer auf sich warten. Obwohl hier die Straße wegen der Verlegung neuer Wasserrohre aufgegraben wurde, ist diese Chance leider nicht, wie eigentlich angekündigt, zur Errichtung des lange erwarteten Radwegs genützt worden. Wir erhofften uns, den Lückenschluss der inneren Brünner Straße auf der Liste weiter oben zu finden.

 

Alles in allem freuen wir uns, dass nun auch in Floridsdorf ein wichtiger Schritt erfolgt ist. Es ist sehr wichtig, dass beim Planen der jeweiligen Projekte Expert:innen, die viel praktische Erfahrung in Bezug auf Radfahren im Alltag mit sich bringen, eingebunden werden, um Fehlplanungen zu verhindern. Fehlplanungen, die möglicherweise dazu führen, dass Radinfrastruktur doch nicht in dem erhofften Ausmaß genutzt wird oder Unfälle passieren. Gerade für Familien und Pensionist:innen ist eine gute Planung wichtig.

Im Vergleich zu den bereits umgesetzten Ausbauprojekten in der Donaustadt, fallen die Pläne in Floridsdorf eher bruchstückhaft aus. Dennoch hoffen wir sehr, dass viele weitere Maßnahmen auch noch in den darauf folgenden Jahren gesetzt werden, um klimafreundliche Mobilität und einhergehend die Lebensqualität in Floridsdorf zu erhöhen.

 

Mehr zum Thema kann man hier erfahren:
https://www.fahrradwien.at/news/floridsdorf-bekommt-eine-eigene-radweg-offensive/https://presse.wien.gv.at/presse/bilder/2024/02/12/pk-rad-floridsdorf-2
https://www.dfz21.at/dfz/66-km-neue-radwege-und-verkehrsberuhigung-im-bezirkszentrum/


 


 

Stichworte: