Radständer bei Bahnhöfen: Qualität teils mangelhaft

rs_ottensheim.jpg

Die Radlobby OÖ hat in diesem Jahr an allen Bahnhaltestellen im Großraum Linz eine Bestandserhebung der Radabstellanlagen durchgeführt. Dabei wurden an 5 Bahnstrecken bei 42 Haltestellen bis zu einer Entfernung von ca. 15 km von Linz die Anzahl und Qualität der Radständer erhoben.

Die Wegekette Rad und Bahn stellt eine effiziente und nachhaltige Form der täglichen Mobilität dar. Dazu sind neben einem entsprechenden Bahnangebot auch gute und ausreichend viele Radständer an den Haltestellen eine Grundvoraussetzung.

Eine aktuelle Untersuchung des VCÖ hat gezeigt, dass ein Drittel der Fahrgäste diese Wegekette oft oder zumindest manchmal nutzen würden, wenn die Radinfrastruktur entsprechend ausgebaut wäre.

Qualität teilweise mangelhaft

Weniger als die Hälfte der 1.600 erfassten Radständer entsprachen den Ansprüchen an einen modernen Radständer, bei dem das Fahrrad am Rahmen und nicht nur am Vorderrad fixiert werden kann. Die größten Defizite wurden bei der Mühlkreisbahn und bei der Linzer Lokalbahn festgestellt. Dort entsprechen nur 20 % (Mühlkreisbahn) bzw. nur 35 % (LILO) der Radständer dem Stand der Technik.

radlobby-ooe-radstaendererhebung-2019-anteilqualitaet.jpg
Anteil an guten Radständern (Radlobby OÖ)

Technisch hochwertige Radständer sind eine Voraussetzung, dass Radfahrer mit guten Schlössern auch ihre teuren Räder abstellen können.

Anzahl der Radständer größtenteils befriedigend

Am meisten Radständer gibt es an Haltestellen auf der Westbahnstrecke. Während dort im Mittel über 60 Radständer pro Haltestelle vorhanden sind, liegen die Werte entlang der Pyhrnbahn und der Summerauer Bahn zwischen 20 und 30. Noch weniger gibt es bei der LILO mit im Mittel weniger als 20. Allerdings gibt es dort eine viel größere Haltestellendichte und oft sehr kleine Haltestellen.

Die tatsächliche Auslastung und Belegung der Radständer im Tagesverlauf bzw. übers Jahr kann nur angenommen werden, da es nur eine einmalige Erhebung je Haltestelle war. Sie wurde schon im April begonnen, d.h. am Beginn der Phase der stärkeren Nutzung des Rades. Es gab teilweise sehr große Unterschiede im Belegungsgrad der Abstellanlagen - im Mittel zwischen 40 und 90 % aller untersuchten Haltestellen je Bahnstrecke.

Wichtig ist, dass individuell auf die Anzahl der tatsächlich abgestellten Fahrräder reagiert wird und kurzfristig bei festgestelltem Bedarf die Kapazität erweitert wird. In diesem Zusammenhang muss das Verfahren, wie gute und ausreichend viele Radständer auf Bahnhöfen erreicht werden, vereinfacht und vereinheitlicht werden. Es darf nicht jedes Mal - so wie in den letzten Jahren beim Mühlkreisbahnhof in Linz/Urfahr - eine endlose Diskussion über die finanziellen und sonstigen Rahmenbedingungen zwischen den Beteiligten (Bahnunternehmen, Standortgemeinde und Land OÖ) geben.

Bei 5 Haltestellen gibt es keinen einzigen Radständer: Unvorstellbar, dass hier wirklich niemand mit dem Rad anreisen und sein Rad sicher und witterungsgeschützt abstellen möchte. Es sollte daher jede Bahnhaltestelle mindestens 5 hochwertige und überdachte Radständer aufweisen.

rs_linz_wegscheid.jpg

Radabstellanlage Bahnhof Linz / Wegscheid (Radlobby OÖ)

Positiv hervorzuheben ist, dass der allergrößte Teil (zwischen 90 und 100 %) der vorhandenen Radständer schon überdacht und damit witterungsgeschützt ist.

Zufahrten radfreundlicher gestalten

In diesem Zusammenhang ist es auch wichtig, dass das Umfeld der Bahnhöfe so adaptiert wird, dass viel mehr RadfahrerInnen auf sicheren Wegen ihre nächstgelegene Bahnhaltstelle erreichen können. Bei Sanierungen von Bahnhöfen sollte verbindlich von Bahnunternehmen und der Standortgemeinde gemeinsam Verbesserungsmöglichkeiten an den Zufahrtswegen geprüft werden. Zufahrten dürfen nicht 20 m außerhalb des Bahnhofes enden.

Die temporäre bzw. hoffentlich bald kommende permanente Erweiterung am Bhf. Linz-Urfahr und die zuletzt erfolgte Erweiterung am Bhf. Enns sind in dieser Erhebung noch nicht berücksichtigt.


Unterlagen Radständer-Erhebung

 

Allgemeine Unterlagen Radlobby

Radparken_Ratgeber_Radlobby2017.pdf, (2.26 MB)