Stillstand beim Radhauptroutenausbau im Großraum Linz

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Radlobby OÖ fordert endlich umfassende Umsetzungsstrategie

Mit großem Jubel werden die Vereinbarungen zwischen Bund, Land OÖ und Stadt Linz zur Finanzierung des Regiotramprojektes und der Einführung des 1-2-3 Tickets gefeiert, auch die Radlobby freut sich sehr über diese guten Nachrichten. Der dringend nötige Ausbau der Infrastruktur für den Radverkehr in OÖ scheint dabei jedoch leider völlig unter zu gehen und in Vergessenheit zu geraten.

Mit großer Sorge verfolgen wir die Entwicklungen der letzten Jahre was den 2014 angekündigten Ausbau der Radhauptrouten im Großraum Linz betrifft. Unter dem damaligen LHStv. Franz Hiesl wurde zu Beginn noch der Turbo gezündet, nur 8 Monate nach Ankündigung bereits der erste 3,5 km Radhauptroutenabschnitt Linz-Traun errichtet und eröffnet.

Radhauptroutenausbau in dieser Legislaturperiode im Schneckentempo

In den letzten fünfeinhalb Jahren wurden unter seinem Nachfolger LR Steinkellner jedoch nur ganze 3 km gemäß Hauptradroutenstandard errichtet. Davon 2 km zwingend notwendig für den Baustart des Kfz-Großprojektes Westring, als Auflage im dazugehörigen UVP-Bescheid festgeschrieben. „Das entspricht einer Umsetzung von 500 m pro Jahr, für die angekündigten 70-80 km Radhauptrouten um Linz würde das einer Umsetzungsdauer von mindestens 140 Jahren entsprechen.“ sagt Gerhard Fischer, Vorsitzender der Radlobby OÖ. „Aus dem 1,2 Milliarden schweren OÖ-Plan stehen LR Steinkellner 449 Mio Euro zusätzlich für Infrastruktur Maßnahmen zur Verfügung, kein einziger Euro davon ist bisher für den Radverkehr vorgesehen! Man kann daher defacto nicht mehr von einer ernsthaften Verfolgung der Umsetzung des Radhauptroutenkonzeptes sprechen.“ führt Gerhard Fischer weiter aus. Weder in der „Rückschau Infrastrukturjahr 2020“ noch in der „Vorschau Infrastrukturjahr 2021“ die LR Steinkellner traditionell immer zum Jahreswechsel per PA ausschickt findet sich Radverkehr als Teil der Lösung zur Verkehrswende wieder.

Mobilitätsleitbild Großraum Linz manifestiert Stillstand der Radhauptrouten

Weiterer Beleg für keinerlei zu erwartende umfassende Umsetzung des Radhauptroutenausbaus ist das im Jahr 2020 von Stadt Linz und Land OÖ präsentierte Mobilitätsleitbild Großraum Linz, welches lt. Vbgm Hein als Arbeitsgrundlage für die nächsten 10-15 Jahre dienen soll - für Radfahrende sorgt diese Ankündigung daher für Verärgerung! Im dabei erstellten Radwegenetzplan sind kaum neue Radhauptroutenverbindungen in baulich getrennter, sicherer Radwegeinfrastruktur in die Umlandgemeinden vorgesehen und viele nur noch als „Radrouten im Mischverkehr“ dargestellt. Auch von Radhauptrouten durch die Stadt, um zügig von Nord nach Süd oder von Ost nach West zu kommen ist darin nichts erkennbar.

Während im Mobilitätsleitbild selber noch überschwängliche Lobeshymnen wie „Linz zur Fahrradstadt machen“ oder „dem Radverkehr den roten Teppich ausrollen zu wollen“ auf die Notwendigkeit von Radverkehrsförderung hindeuten, muss dieses Konzept, auch bisher ohne jede zeitliche Verbindlichkeiten, jedoch als Ankündigung für weitere Jahre Stillstand für die Radverkehrsförderung gesehen werden.

Bereits errichtete Radhauptrouten sind Erfolgsgeschichten

Die bereits errichteten Radhauptroutenabschnitte Steyregg-Linz (1 km) und Puchenau-Linz (2 km) zeigen mit seit Jahren geradezu explosionsartigem Anstieg der Radfrequenzen an den Zählstellen des Land OÖ, wie diese Investitionen zum Umstieg auf das Rad im Alltag als Gegenpol zum täglichen Kfz-Stau von der Bevölkerung hervorragend angenommen werden. Das spiegelt den Wunsch nach sicherer baulich getrennter Radweginfrastruktur als Alternative zum Radeln im Mischverkehr in hochrangigen Straßen in höchstem Maße wieder.

Umgehende Umsetzung des Radhauptroutenausbaus gefordert

Der 2014 groß angekündigte Ausbau des Radhauptroutennetzes im Großraum Linz hat in den letzten fünfeinhalb Jahren auf erschreckend niedrigem Niveau stattgefunden. So kann die notwendige Verkehrswende nicht gelingen! Es gibt keinen Umsetzungshorizont, kein fix eingeplantes Investitionsvolumen und demgemäß auch keine umfassende Detailplanung an allen RHR in alle Himmelrichtungen, wobei zuerst einmal die Priorität I im unmittelbaren Stadtumfeld (bis ca. 5 km) angegangen werden sollte.

In Graz hingegen wurde 2020 die Umsetzung eines Radhauptroutenkonzepts mit einem Volumen von 100 Mio Euro bis 2030 eingeleitet, der gesamte Großraum Graz in 6 Sektoren aufgeteilt und für jeden dieser Sektoren schon jeweils ein eigenes Planungsbüro beauftragt. Zusätzlich gibt es noch einen Masterplaner für die Gesamtkoordination. Nur mit einem derartigen verbindlichen Konzept kann das auch in Linz etwas werden. 2014 wurde von der Politik für das Radhauptroutennetz von einem Potenzial von 30.000 bis 50.000 täglichen Fahrten gesprochen. Das ist in etwa die Größenordnung des jetzt fixierten Stadtbahnsystems.

Während man hier bei der Stadtbahn jetzt in eine ziemlich konkrete Projektumsetzung gekommen ist und von einem Volumen von 600 Mio Euro spricht, hängt der Radhauptroutenausbau 7 Jahre nach dessen Ankündigung noch immer ziemlich in der Luft, ohne jegliche zeitliche und finanzielle Festlegung.

Die Radlobby fordert daher endlich diesen dringend nötigen Ausbau der Radhauptrouten in die Linzer Umlandgemeinden umfassend anzugehen. Die Umsetzung sollte vom Linzer Stadtzentrum ausgehend prioritär in ALLE Richtungen in Angriff genommen werden. Im Umkreis von 5-10 km um Linz als, aber auch in der Fortsetzung im Linzer Stadtgebiet, müssen ALLE Radhauptrouten in der Verkehrsplanung von Stadt Linz und beim Land OÖ zur obersten Priorität erhoben werden!