Tatort Nibelungenbrücke

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Auf die Linzer Nibelungenbrücke wurden Radpiktogramme gemalt - erlaubte (von der Stadt) und unerlaubte (von unbekannten Umweltaktivisten). Analyse, Fakten und ein Aufruf an die Politik.

Wie ein schlechter Krimi

Rückblende 2017: Der Linzer Verkehrsstadtrat Markus Hein malt Radpiktogramme gegen den jahrzehntelangen Widerstand der Beamtenschaft in der städtischen Verkehrsplanung auf die Fahrbahn unmittelbar nördlich der gefährlichen Nibelungenbrücke. Es sind Warnsymbole, sogenannte „Sharrows“. Sie machen Autofahrer darauf aufmerksam, dass Radfahrer im Mischverkehr mitfahren.

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Erlaubte Sharrows (Foto: Stadt Linz)

Gegenwart: Unbekannte Umweltaktivisten malen in einer Guerilla-Aktion zusätzliche Radpiktogramme auf die Nibelungenbrücke. Der nunmehrige Vizebürgermeister Markus Hein verurteilt dies: Radfahren im Mischverkehr auf der Nibelungenbrücke sei viel zu gefährlich. Zitat: „Irre Straßenschmierer!“.

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Unerlaubte Sharrows (Foto: Radlobby OÖ)

Rückblende Sommer 2019: Die Linzer Verkehrsplanung sperrt überfallsartig eine vielgenutzte Seitenrampe von der Brücke zum Donauradweg für den Radverkehr. 12 Jahre konnte man dort sicher radfahren. Nun ist die Rampe plötzlich zu steil, zu eng oder sonst was. Alle Radler also offiziell ab in den „gefährlichen Mischverkehr“!

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Sichere Seitenrampe zum Donauradweg (Foto: Radlobby OÖ)

Willkommen in den Irrungen und Wirrungen der Linzer Verkehrsplanung und ihrer wechselnden politischen Hauptdarsteller. Festgehalten sei explizit: Herr Vbgm Markus Hein und auch Landesrat Günther Steinkellner stehen nur derzeit im Zentrum der Nibelungenbrücken-Diskussion. Etliche vor ihnen haben hier schon wenig bis nichts gemacht. Auf Ebene der Stadt Linz sind nach Jahren der Flaute immerhin kleinere Verbesserungen passiert. Die Zusammenarbeit mit der Radlobby ist sachlich und lösungsorientiert. Unsachliche Emotionen und das Einzementieren von Standpunkten stehen jedoch keinem gut.

Zusätzliche Sharrows: Irrsinn oder verzweifelter Weckruf?

Die Radlobby OÖ versteht die Guerilla-Aktion von unbekannten Aktivisten als verzweifelten Weckruf. Unser seit 1979 bestehender Verein steckt nicht hinter der Aktion. Wir setzen uns unter anderem seit 40 Jahren als kompetenter, ehrenamtlicher Expertenverein mit Vorschlägen und Studien für Verbesserungen ein. Und wir bringen ebensolange schon beharrlich der teils auto-fokussierten Beamtenschaft und den nicht immer fahrrad-sattelfesten Politikern zukunftsorientierte Lösungsansätze bei.

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Man kann, darf und soll über die Wahl der Mitteln für diesen Weckruf diskutieren. Vielleicht auch darüber, ob man wirklich plakativ ein Kopfgeld auf die Täter aussetzen muss.

Die Zeit ist reif für Sicherheit

Bei der Diskussion soll man das eigentliche Problem nicht vergessen: Die Nibelungenbrücke ist für Radfahrer und Fußgänger gefährlich.

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Radweg-Ende: Ab zwischen den Schwerverkehr! (Foto: Radlobby OÖ)

Tatsache 1: Mischverkehr „Tonnenschwere Autos und LKWs mit verletzlichen Radfahrern“ auf der Nibelungenbrücke ist Realität. Es gibt teils überhaupt keinen Radweg z.B. vor dem Ars Electronica Center. Auf der Brücke ist der Gehsteigradweg nur ein schmaler 100-Zentimeter-Streifen. Mit extrem hoher Kante runter zur Fahrbahn. Bei Veranstaltungen wie dem Urfahraner Markt ist der Gehsteig und der Gehsteigradweg überfüllt mit Fußgängern. Viele Radfahrer kamen hier schon zu Sturz und fielen auf die Fahrbahn. LKWs brausen im Abstand von unter 1 m an den Radfahrern vorbei, eigentlich verboten, aber „es ist halt so“ - tausendfache tägliche Vergehen. Alleine die letzten Monate gab es 2-3 schwere Radunfälle, mit mindestens einem Schwerstverletzten.

Tatsache 2: Vizebürgermeister Hein weiß, dass die Nibelungenbrücke jetzt gefährlich ist und verweist trotzdem für eine nachhaltige Lösung auf die Zeit nach Eröffnung des Westrings, also frühestens 2023. Über 1 Million (!) Radfahrer werden bis dorthin noch den gefährlichen Gehsteigradweg benutzen müssen. Vermutlich sogar mehr, denn der Radverkehrsanteil steigt bzw. soll ja weiter steigen. Viele weitere Unfälle werden wohl leider noch passieren, wenn man nichts ändert.

Tatsache 3: Die zusätzliche Führung des Radverkehrs auf der Fahrbahn ist jetzt schon möglich. Das ist v.a. dann notwendig, wenn der Radweg durch die Überfüllung des Gehsteiges noch gefährlicher ist, als er es ohnehin schon ist. Es bräuchte dazu allerdings eine Verordnung als nicht benützungspflichtigen Radweg und offizielle (!) Radpiktogramme - diese „Sharrows“ von denen Herr Vizebürgermeister Hein schon etliche anbringen hat lassen. Radfahren wird dadurch sicherer werden. Allerdings braucht es für den Mischverkehr noch weitere Begleitmaßnahmen, beispielsweise Hinweisschilder. Und eine effektive Temporeduktion des KfZ-Verkehrs auf 30 Km/H am rechten Fahrstreifen.

All diese Vorschläge kennt die Politik. Die Radlobby präsentiert sie seit Jahren, mehrere Expertengruppen der Stadt Linz und des Landes OÖ sind zu ähnlichen Maßnahmenpaketen gekommen. Den politischen Entscheidungsträgern fehlt immer der Mut, diese Maßnahmen zu kombinieren und umzusetzen.

Die ordentliche Umsetzung müssen Sie machen, Herr Vizebürgermeister Hein, Herr Landesrat Steinkellner. Die Zeit ist reif.

 


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