Radfahren in der Lobau hat eine lange Tradition, wurde jedoch durch Maßnahmen im Sommer 2023...
Wiener Fahrrad-Abo: EDDI Bike im Test
Fahrrad-Abos sind absolut im Trend: Gleich drei neue Mieterad-Anbieter gibt es jetzt in Wien, zwei davon sind sogar heimisch: Während Swapfiets aus den Niederlanden expandiert hat, kommen sowohl Bike Gorillaz (mit E-Mountainbikes und E-Trekkingbikes) als auch Eddi Bike aus Österreich. Die EDDIs sind quasi made in Vienna, denn die sechs GründerInnen haben sich auf der Wiener WU kennen gelernt. Ihre Stadt-Räder sind schick und schlicht im Design. Fahren sie sich auch gut? Wir haben´s ausprobiert.
Handeln, statt zu warten
Am Anfang stand der Wunsch, die Zukunft aktiv mitzugestalten, anstatt darauf zu warten, dass die Veränderung von selbst kommt. Der 27 jährige Stephan Ziegler und fünf weitere motivierte Menschen zwischen 22 und 27 Jahren lernten sich bei ihrem Studium auf der WU Wien kennen und teilten eine Vision: eine bessere Welt schaffen, in der nachhaltige Mobilität zum Alltag gehört. Mit Eigenkapital gründeten sie den Mietradservice EDDI.
EDDI - der Name steht für die englischen Wörter ecological, diverse, dynamic, innovative.
Kaputte Fahrräder werden nicht einfach entsorgt, sondern repariert und wieder in Umlauf gebracht. Sozial benachteiligte Gruppen werden in das Unternehmen integriert und soziale Projekte unterstützt. EDDI verspricht, dynamisch zu sein und sich ständig weiter zu entwickeln, um den KundInnen einen Service anbieten zu können, der dem Zeitgeist entspricht. Ebenso will man urbane Trends frühzeitig erkennen. Für die EDDIs heißt das in dem Fall: Weg vom Kauf und hin zur flexiblen Nutzung. EDDI sieht sich als innovativen Trendsetter im Bereich der Zukunftsmobilität.
Einfachkeit
24,90€ pro Monat kostet das EDDI Bike, wenn man eine Jahresmitgliedschaft abschließt. Will man´s kürzer haben, gibt es die Monatsabo-Variante: 3 Monate Vertragsbindung hat man, dann kann man jedes Monat kündigen. 29,90€ kostet das Abo dann. 15€ Startgebühr kommen bei beiden Varianten dazu. Kaufen kann man das EDDI Bike nach Ablauf der Abozeit - so wie das etwa bei Bike Gorillaz möglich ist - nicht. Stephan Ziegler von EDDI Bike begründet das mit der Einfachheit und der Nachhaltigkeit: Es sei nachhaltiger und somit im Sinne der Firma, dass alte Räder repariert werden - Im Übrigen in Kooperation mit Jugend am Werk. Räder zu mieten und sich nicht um deren Wartung kümmern zu müssen, sei einfach - und man wolle es den Menschen so einfach wie möglich machen. Er selber habe während seiner Studienzeit gesehen, wie schnell ein platter Reifen dazu führen kann, dass man das Fahrrad monatelang nicht mehr benutzt. "Ich war einfach zu faul, das selber zu picken oder in die Werkstatt zu bringen und hab mir gedacht, wie lässig das nicht wäre, wenn da jetzt einfach jemand kommen würde, um das zu richten". Genau diesen Service bietet EDDI Bike nun an.
Polaroid und Jurtesack
Das EDDI Fahrrad wird nach Abschluss des Abos direkt vor die Haustüre geliefert, Schloss und Welcome Package mit umweltfreundlichem Jurtesack inklusive. Theoretisch zumindest, denn die bestehenden 200 Stück Räder sind bereits im Umlauf, Privatkunden und Businesskunden wie Lieferservices oder die ÖBB fahren EDDI und man kann sich aktuell nur auf eine Warteliste setzen lassen, aber: Eine neue große Lieferung kommt demnächst. Bis Ende des Jahres will man auf 1.000 Stück Räder aufstocken, dann soll es auch 7 Gang Modelle geben, ebenso seien E-Bikes geplant.
Wenn man ein Abo erbeutet hat, bekommt man als Willkommensgeschenk ein Polaroid-Foto von sich mit dem neuen Miet-Rad geschenkt - eine nette Geste, finden wir. Sollte das Rad einen Service brauchen oder gestohlen werden, wird es innerhalb von 48 Stunden repariert oder ersetzt. Im Falle eines Diebstahls fällt eine Bearbeitungsgebühr von 80€ an - um die Kosten decken zu können und auch dem Rad einen geringen Preis bemzuessen, damit sorgsam damit umgegangen wird. Angst , dass demnächst einige EDDI Bikes ihre/n BesitzerIn wechseln und umlackiert ein neues Leben starten, haben die GründerInnen nicht. Sie vertrauen auf die Moral der Menschen, und: "Besser es fährt jemand damit spazieren, als es landet im Donaukanal."
Das EDDI Bike im Test
Das EDDI Bike ist in schlichtem schwarz-weiß Design gehalten und kommt stylisch-minimalistisch daher, ist aber dennoch 100% StVo konform. Ein 12,4kg leichter Aluminium Rahmen verspricht flottes Vorankommen, die 40mm breiten (weißen!) Reifen bieten den nötigen Grip, um auch sicher über Straßenbahnschienen und Pflastersteine zu kommen. Einzig und allein die 3 Gang Shimano Nexus Nabenschaltung macht uns Sorgen: Wien ist halt nicht Utrecht und hat doch ein paar Steigungen. Im Praxistest überrascht das Rad mit seiner guten Übersetzung und überzeugt durch die Agilität und Wendigkeit mit gleichzeitigem sicheren Grip durch die breiten Reifen. Beachcruzer goes Cityflitzer. Auf der Geraden fährt es sich angenehm flüssig, auch kleine Steigungen (wie etwa die Mariahilfer Straße oder die Gumpendorfer Straße) bezwingt man damit locker, gröbere Steigungen möchten wir allerdings nicht unbedingt täglich mit diesem Rad zurück legen müssen, es sei denn man baut das Krafttraining gleich in die Alltagswege ein.
Fazit
Was uns besonders an EDDI Bike gefällt, ist die Philosophie und die Umsetzung der Werte, die den GründerInnen wichtig sind. EDDI ist hip, modern und charmant. Es ist in seinem Service auf Nachhaltigkeit, Inklusion und Diversität bedacht, ist urban, stylisch und spiegelt den Zeitgeist wieder.
Für all jene, die am Rad eine gute Figur machen wollen und deren Alltagswege großteils flach sind, eignet sich das EDDI Bike als zuverlässiges und modisches Verkehrsmittel. Menschen, die mehrere Höhenmeter zu bezwingen haben, sei geraten, auf die EDDI 7-Gang Vesion zu warten.