Hilfeschrei: Unhaltbare hygienische Zustände im Radkeller am Hauptbahnhof

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Die Politik lässt es zu, dass Obdachlose seit Jahren im Radkeller unter unfassbaren Zuständen dahin vegetieren. Ein Trauerspiel unklarer Zuständigkeiten macht den Linzer Hauptbahnhof zum Inbegriff des Wegschauens und über 700 Radabstellplätze unbenutzbar. So verdient der Linzer Bahnhof leider den letzten Platz im österreichischen Bahnhofsranking.

Das Wichtigste vorweg: Nichts liegt uns ferner, als auf Kosten von Randgruppen Law & Order einzufordern. Im Gegenteil versucht der Verein Radlobby seit Jahrzehnten, bei den wechselnd zuständigen Politikerinnen und Politikern eine Lösung auch für die Obdachlosen am Linzer Hauptbahnhof zu erreichen. Denn beim Umbau des Bahnhofs vor 20 Jahren fiel die gebührenfreie Toilette weg, unser Verein war einer der ersten, der auf die sich anbahnende Problematik im danebenliegenden Radkeller hinwies.

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Aktivisten der Radlobby forderten schon vor 16 Jahren ein Gratis WC am Bahnhof, um das Urinproblem im Radkeller zu lösen! Protestiert wurde auch gegen den schlechten Zugang mit Fahrrädern zur Abstellanlage ("Radkäfig") (Foto: Archiv Radlobby)

Vor allem im Winter oder bei schlechtem Wetter wird der Radkeller nun als Notschlafstelle und leider auch als Toilette gebraucht: Durch riesige Urinlacken und Fäkalien wird der Radkeller unbenutzbar, durch Konflikte wegen blockierter Zugänge zu abgestellten Rädern kann es sogar gefährlich werden.

Politik zeigt sich “eh betroffen” - doch wer setzt endlich eine Lösung um?

Seit 20 Jahren schaffen es Politikerinnen und Politiker jährlich, sich im Winter zwar bei ein oder zwei Gesprächsterminen oder Telefonaten mit uns mit dem Thema auseinanderzusetzen. Es herrscht auch Einsicht und - falls es zu einem Lokalaugenschein kommt - meist sogar ehrliche Betroffenheit. Es wird versprochen, die Zuständigkeiten zu klären und Lösungen zu prüfen.

Doch bevor die Politik ins Detail gehen muss, kommt meist eh schon der “rettende” Frühling, wo sich die Problematik wieder etwas nach draußen verlagert. Und eigentlich ist man dann eh nicht direkt zuständig, weil die Situation zugegeben kompliziert ist. 

Radkeller: Für Räder oder offizielle Notschlafstelle?

Linz befindet sich auf dem Weg zur Fahrradstadt und erste Erfolge sind dank roter Farbe schon gut sichtbar. Zum Gelingen des Vorhabens ist neben einer lückenlosen, idealerweise getrennten Rad-Infrastruktur auch die Verknüpfung nachhaltiger Verkehrsmittel notwendig. Fahrrad und Bahn wären eine ideale Kombination. Doch beim sicheren Radparken versagt der Linzer Bahnhof.

Diesen Winter waren wir bei mehreren Lokalaugenscheinen im Radkeller besonders erschüttert: So viele auf dem Boden liegende Menschen wie heuer gab es noch in keinem Jahr. Im Gespräch mit einem der Obdachlosen stellt sich die Situation folgendermaßen dar: Es gibt eine Notschlafstelle in der Anastasius-Grün-Straße, dort "muss man um 7:30 draußen sein" und "ganz draußen ist es zu kalt". Nach Rücksprache mit der Polizeidienststelle am Bahnhof hat sich bestätigt: Das Übernachten im Radkeller wird - in Ermangelung von Alternativen - “offiziell inoffiziell” toleriert. Dadurch kommt es - bedingt durch Suchterkrankungen und eben fehlender Toilettenanlagen - zu hygienisch nicht tragbaren Zuständen. 

Reisende am Bahnhof beklagen sich einerseits über die Verschmutzung im Radkeller, andere äußern ihr Unbehagen bezüglich der Sicherheit und einige wenige berichteten auch schon von Konflikten, wenn schlafende Obdachlose das abgestellte Fahrrad unerreichbar machen.

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Mit diese Glasschiebetür sollte der Zugang beschränkt werden - sie wird jedoch laufend demoliert (Foto: Radlobby)

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Beißender Gestank durch Urinlacken & mehr in großen Teilen des Radkellers. Weiters: Vandalismus an den abgestellten Rädern (Foto: Radlobby)

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Es braucht menschenwürdige Notschlafstellen, kein Abschieben in den Radkeller unter untragbaren hygienischen Zuständen (Foto: Privat - Zusendung)

Was braucht es, um die Situation zu verbessern?

Es konzentriert sich also vorrangig auf ein gesellschaftliches Problem: Wie gehen wir mit den sozial Schwachen um? Gleichzeitig geht es aber auch darum, die Benutzbarkeit des Radkellers zu erhalten, und zwar indem ein besserer Platz für diejenigen gefunden wird, die sonst keinen Platz haben. 

Hier bietet sich das Konzept einer Notschlafstelle mit sogenannten Non-Compliance Räumen an, wie dies z.B. in Wels umgesetzt ist: https://www.sws-wels.at/notschlafstelle/  Dies ist ein niederschwelliges Angebot für Wohnungslose ab einem Alter von 18 Jahren, eine kurzfristige und zeitlich begrenzte Übernachtungsmöglichkeit in Verbindung mit fachkundiger Sozialbetreuung. Ein extra Non-Compliance-Bereich, umgesetzt mit direkt von außen zugänglichen Einzelzimmern, kann Menschen vorbehalten sein, die nur bedingt in der Lage sind, sich in Gemeinschaften regelkonform zu verhalten.  

Ein derartiger Vorschlag wurde in Linz sogar schon im Dezember 2022 von den Freiheitlichen im Gemeinderat eingebracht und dem Ausschuss für Generationen, Soziales und Sport zugewiesen. 

Nach mehreren Anläufen ist es bisher anscheinend immer noch nicht gelungen, geeignete Räumlichkeiten zu finden. In einem Telefonat mit der zuständigen Vizebürgermeisterin Karin Hörzing wird der Ball dem Land OÖ und zwar Soziallandesrat Wolfgang Hattmannsdorfer zugespielt, hier ist eine Rückmeldung noch ausständig. Angeblich gibt es Pläne zum Ausbau des B37 in der Bethlehemstraße, leider 2 Kilometer oder eine halbe Stunde Fußweg vom Bahnhof entfernt. Dies erscheint als Lösung viel zu weit, es ist zu befürchten, dass das nicht funktionieren wird. Es braucht Lösungen in unmittelbarer Nähe. 

Was brauchen Menschen für ihre Notdurft? Eine Toilette!

Um das hygienische Problem zu lösen, braucht es das, was jeder Mensch braucht, der seine Notdurft verrichten muss: Den Zugang zu einer Toilette. Es kann nicht sein, dass der Radkeller oder andere Bahnhofsbereiche “offiziell inoffiziell” als Notschlafstellen akzeptiert sind und gleichzeitig aber keine Möglichkeit vorgesehen wird, dass die BenutzerInnen ihre Notdurft verrichten können. 

Kann es einfacher sein, ständig Urinlacken und mehr in Innenräumen vom Boden aufzuwischen als einige mobile, kostenlose Toilettboxen (“Dixi Klos”) aufstellen zu lassen?

Wer soll noch in den Radkeller reinkommen?

Den Obdachlosen müssen andere Räumlichkeiten als der Radkeller als menschenwürdige Notschlafstellen zur Verfügung gestellt werden. In den Radkeller sollen hingegen nur noch Radfahrende mit eigener Chipkarte. Alle anderen Linzer Lösungsversuche seit 20 Jahren sind gescheitert.

In Salzburg sieht man, wie es funktionieren kann. Dort gab es vor Jahren ähnliche Probleme wie in Linz, nach einem aufrüttelnden Vorfall mit Verletzten wurde dort die Reißleine gezogen und ein streng kontrollierter Zugang mit eigener Chipkarte errichtet: https://stadt-salzburg.at/radparken-in-der-stadt-salzburg/radstation-hauptbahnhof/ 

Funktioniert, ist sauber, einladend und sicher!

In Linz wird hingegen seit Jahren versucht, den Zugang mit einer Glasschiebetür zu regeln, die sich nur mit Bankomatkarte öffnen lassen soll. Die Tür wird mittlerweile jedoch wöchentlich herausgerissen und demoliert. Und außerdem ist unklar, wer kontrollieren darf und soll, wer sich im Radkeller aufhält: Die Tiefgarage und der Fahrradabstellraum sind durch die Stadt Linz nur gemietet, sie befinden sich im Besitz der Real Treuhand und sind nicht mehr Teil des Bahnhofs. Deswegen ist absurderweise auch die Bahnhofs Security nicht zuständig.

Die Situation am Bahnhof wird durch die unterschiedlichen Zuständigkeiten verkompliziert. Die politische Verantwortung für den Radkeller fällt jedoch in das Ressort von SPÖ Stadtrat Dietmar Prammer.

Wie sauber & sicher, wie bequem und einladend kann Radparken am Bahnhof sein?

Wie unterstützt man die Mobilitätswende? Auch im Keller auf Bahnhöfen kann man saubere und helle Radabstellanlagen errichten: Klar geht es um Komfort, Funktion und Sicherheit, aber es geht auch um Psychologie. Hier ein einladendes Beispiel aus den Niederlanden.

Auch in Salzburg wurde am Hauptbahnhof eine vorbildliche Radgarage errichtet (Fotos: Stadt Salzburg / P. Weiss):

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Eingang zur Radgarage (Stadt Salzburg / P. Weiss)

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Radständer in der Radgarage (Stadt Salzburg / P. Weiss)


Linz will Klimahauptstadt, Linz will Fahrradstadt werden, also sollte eine derartige Qualität an Radinfrastruktur möglich sein! 

Und Linz als sozialdemokratisch regierter Stadt sollte es möglich sein, eine Verbesserung der Situation der Obdachlosen im Radkeller am Hauptbahnhof zu erreichen!

 

 


Update zu aktuellen Zeitungsartikeln:
Der Radkeller wird nach wie vor gebraucht werden - auch wenn die Abstellanlage an der Oberfläche erweitert wird.

  • Salzburg hat ein Zutrittssystem mit Chipkarte und kontrolliert den Aufenthalt im Radkeller: Dort ist es sauber und sicher.
  • Linz hat eine wackelige Schiebetür, die ständig demoliert wird, ungeregelten Zugang ohne zuständiges Sicherheitspersonal. Das kann man in den Griff kriegen!

Gleichzeitig muss für Randgruppen eine menschenwürdige Aufenthaltsmöglichkeit und sanitäre Anlagen geschaffen werden - wie in unserem Artikel ausgeführt.
 

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Collage: Fotos: Radlobby Linz & Stadt Salzburg / P. Weiss (rechts)


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