Radlobby unterstützt die Initiative Tempo 30 / 80 / 100 - jetzt!

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Der Verein Radlobby unterstützt die Initiative von Verkehrsexpertinnen und Verkehrsexperten für ein Limit von 30 km/h im Ortsgebiet, 80 km/h auf Freilandstraßen und 100 km/h auf Autobahnen.

Weniger Lärm & mehr Lebensqualität, weniger Abgase & bessere Luft, weniger Unfälle & mehr Sicherheit!

Zur Homepage der Initiative Tempo 30 / 80 / 100 - jetzt!

In Deutschland fordern übrigens mit der Initiative Lebenswerte Städte bereits 429 Städte, Gemeinden und Landkreise vom Bund, dass sie selbst entscheiden können, Tempo 30 zu verordnen, auch auf den Hauptverkehrsstraßen (Stand 1.2.2023).


Offener Brief

Hiermit fordern wir die österreichische Bundesregierung, den österreichischen Nationalrat und die Bundesländer auf,
  1. die zulässigen Höchstgeschwindigkeiten im Ortsgebiet auf 30km/h, auf Autobahnen auf 100 km/h und auf den übrigen Freilandstraßen auf 80km/h zu senken, 
  2. die Kontrolldichte räumlich und zeitlich so auszuweiten, dass die Einhaltung der zulässigen Höchstgeschwindigkeiten gewährleistet wird, 
  3. die Messtoleranzen auf das technisch notwendige Minimum zu reduzieren,  
  4. die bundesländerspezifischen „Straftoleranzen“ abzuschaffen, und 
  5. die Strafhöhen bundesweit zu vereinheitlichen und anzuheben, um die präventive Wirkung zu erhöhen. 

Warum das wichtig ist: 

Es ist wissenschaftlich zweifelsfrei nachgewiesen, dass eine Senkung der zulässigen Höchstgeschwindigkeiten

  • die effizienteste Maßnahme zur Reduktion verkehrsbedingter Treibhausgasemissionen (Klimaschutz!) ist (Frey et al., 2022; Heinfellner et al., 2019; Lange et al., 2020),
  • die wirkungsvollste Maßnahme zur Reduktion der Zahl der Verletzten und Getöteten im Straßenverkehr (Verkehrsicherheit!) (FSV, 2022), und
  • eine der effektivsten Maßnahmen zur Reduktion der Abhängigkeit von fossilen Treibstoffen (Energiewende!) (FSV, 2022).

Die Senkung des Tempolimits ist unabhängig von der Antriebstechnologie der Fahrzeuge vorzunehmen, da der Energieverbrauch, die Lärm-, Feinstaub- und Luftschadstoffemissionen sowie die Unfallhäufigkeit und Unfallschwere überproportional mit der Fahrtgeschwindigkeit zunimmt.

Die Erhöhung der Kontrolldichte ist notwendig, da die Regelbefolgung stark mit der Häufigkeit der Kontrollen korreliert (Knoflacher et al., 1994). Die Mess- und „Straftoleranzen“ sind zur besseren Nachvollziehbarkeit zu vereinheitlichen und zu senken (Rechnungshof Österreich, 2019; Rechnungshof Österreich, 2022).

Mit der geforderten Senkung könnten die CO2-Emissionen aus dem Kfz-Verkehr um rund 2,4 Mio. t bzw. 10 % gegenüber dem Referenzjahr 2019 gesenkt werden, bei gleicher Verkehrsleistung würden 0,9 Mio. t bzw. 10 % weniger an fossilem Treibstoff verbraucht, und rund 116 Menschen (28 %) weniger würden im Straßenverkehr getötet und knapp 7.000 (19 %) weniger verletzt werden (FSV, 2022).

Nationale und internationale Erfahrungen aus der Einführung von Tempolimits belegen die positiven Auswirkungen. Tempo 30 hat deutlich positive Auswirkungen gegenüber Tempo 50 in Hinblick auf die Verkehrssicherheit (Unfallhäufigkeit und -schwere), die Leichtigkeit und Flüssigkeit des Verkehrs, die Umweltauswirkungen und die Wahrnehmung und Aufmerksamkeit (Sammer und Meschik, 2007). Durch die Einführung von Tempo 30-Zonen in ausgewählten Schweizer Gemeinden zwischen 1993 und 1997 nahm die Anzahl der Unfälle um knapp 15 % ab, die Anzahl der Verunfallten um 27,5 % (Lindenmann und Koy, 2000). Auf Hauptverkehrsstraßen konnte durch Tempo 30 eine Reduktion der Unfallzahlen zwischen 6 % und 64 % erreicht werden (Häfliger et al., 2019). Die Senkung der erlaubten Höchstgeschwindigkeit auf französischen Außerortsstraßen von 90 auf 80 km/h mit Juli 2018 hat zu einer Reduktion der Getöteten von 12 % geführt (Cerema, 2020). Erfahrungen aus Schweden bei der Senkung des Tempolimits von 90 auf 80 km/h auf Außerortsstraßen belegen eine Reduktion der Getötetenzahlen um 41 % (Vadeby und Forsman, 2018).

Dem individuellen Zeitverlust von ca. 11 Minuten / 100 km (ca. 20 %) auf Autobahnen (ÖAMTC, 2022) steht eine Kostenersparnis von bis zu 2,8 Euro / 100 km (ca. 29 %) gegenüber, und ein enormer volkswirtschaftlicher Nutzen in Form eingesparter Unfallkosten, Lärmkosten und Umweltkosten.

Und die Bevölkerung? Umfragen in der Schweiz und in Frankreich haben gezeigt, dass sich eine breite Akzeptanz für die Herabsetzung des Tempolimits erst nach dessen Implementierung einstellt (Cerema, 2020; Wanka, 2010).

Die Initiator:innen

Ao.Univ.Prof. Univ. Prof. Mag. Dr. Günter Emberger
Univ.Prof. Dipl.-Ing. Dr.-Ing. Martin Berger
Univ.Prof. Dr.rer.pol. Astrid Gühnemann
Univ.Prof. Dipl.-Ing. Dr. techn. Markus Mailer

Wien, im Feber 2023


Medienberichte: