Radpendlerstrecke Praterbrücke und Zufahrten zeitgemäß ausbauen

radweg_praterbruecke_c_andrzej_felczak.jpg

Radweg Praterbrücke zwischen 2. Bezirk und Donauinsel

Mehr als 10.000 Radfahrende pro Tag fahren zu Spitzenzeiten laut Radagentur Wien an der Zählstelle Praterbrücke vorbei. Der Radweg über die Brücke ist Teil einer geradlinigen Strecke, auf der man auf gutem Bodenbelag, praktisch ohne Kfz-Verkehr oder Ampeln, vom 22. Bezirk (Donaustadt) in den Prater und die Innenstadt kommt. Auch für die Zufahrt zur Donauinsel nutzen viele Menschen die Praterbrücke.

In der Donaustadt sollen in den nächsten Jahren Wohnungen für 60.000 Menschen entstehen, der Bezirk plant einen Ausbau des Radverkehrsnetzes. Will er das klimafreundliche Verkehrsmittel Fahrrad konsequent fördern, muss er dabei den Praterbrücken-Radweg mit einbeziehen. Er ist schon heute zu schmal für den Andrang, und dieser soll und wird in den nächsten Jahren weiter steigen.

Der Radweg ist nur 2,5 Meter breit, das ist das absolute Minimum laut den österreichischen Richtlinien und Vorschriften für das Straßenwesen (RVS). Von der Nutzungsfrequenz her entspricht der Radweg aber einer Rad-Langstrecke, daher sollte er auch entsprechend den Langstrecken-Qualitätskriterien der Stadt Wien ausgebaut werden. Für „ausgezeichnete Qualität“ muss eine Breite von mindestens vier Metern plus zwei Mal 25 Zentimeter Lichtraum gegeben sein (Distanz zwischen Radweg und festen Hindernissen wie einem Brückengeländer). Zum Vergleich: dem Kfz-Verkehr ein Stockwerk höher stehen vier Spuren pro Richtung mit einer Gesamtbreite von 27 Metern zur Verfügung.

Auch bei der Zufahrt zur Donauinsel gibt es Verbesserungsbedarf. Sie verläuft heute über eine unfallträchtige gewendelte Rampe. Deren Neigung von sechs Prozent bei einer Rampenlänge von 160 Metern ist nicht RVS-konform. Zudem bewegen sich die Radfahrenden im Kreis – auf 160 Metern geradeaus hat man schon die halbe Donau überquert. Abhilfe schaffen würde eine oder mehrere zusätzliche geradlinige Rampen, die von der Brücke Richtung Alte Donau/Kaisermühlenstraße führen könnte. Bei einer Länge von 250 Metern wäre diese mit einer maximalen Neigung von vier Prozent nicht nur übersichtlicher, sondern auch leichter zu bewältigen als die gewendelte Rampe.

Die Radlobby sieht folgende Optionen, passende Rampen mit einer RVS-konformen Länge und Neigung zu errichten.
1)    Rampe direkt Richtung Wehr und Kaisermühlenstraße/Donaustadtstraße
2)    S-Kurve mit Abfahrt nach Norden und Süden
3)    Entlang der Praterbrücke und über der Neuen Donau mit Abfahrt Richtung Norden und Süden
4)    Entschärfung der Zufahrt zum Radweg entlang des Nordufers der Neuen Donau. Derzeit rechtwinkelinge Einmündung und schlechte Sichtverhältnisse

praterbruecke_rampenneubau_v3.jpg

Für eine attraktive Route ist es erforderlich, die gesamte Radverbindung bis zum Gaswerksteg für ein durchgängiges Tempo von 30 km/h auszulegen und zudem passende Sichtbeziehungen herzustellen, so wie in der RVS definiert. Ebenfalls ist eine Breite von 4 Metern laut den Langstrecken-Qualitätskriterien erforderlich. Teilweise ist die Breite schon vorhanden, z.B. in der Grünlandgasse (zwischen Parkplatz Kleingartenanlage und Lusthausstraße) und teilweise zwischen Lusthausstraße und Gaswerksteg.

img_2555_gruenlandgasse_c_andrzej_felczak.jpg

Radweg Grünlandgasse – 4 Meter breit

Der Kurvenbereich zwischen Ende der Praterbrücke und Unterführung unter der Tangenten-Zufahrt ist schmal und die Sicht durch Büsche eingeschränkt. Durch die Neigung herrscht hohes Tempo. Eine Verbreiterung auf 4 Meter und ein Zurückstutzen der Büsche, um RVS-konforme Sichtverhältnisse herzustellen, ist erforderlich.

Die Unterführung wurde, gemeinsam mit der Donaustadtbrücke, als Umleitung während der Praterbrücken-Anhebung im Jahr 1996 verwendet. Nach Ende der Umleitungsphase war geplant die Unterführung abzubauen, auf Urgenz von Josef Taucher (damals Donaustädter Bezirksvorsteher-Stellvertreter) und Karlheinz-Hora (damals Leopoldstädter Bezirksvorsteher) wurde die Unterführung als Radverbindung eingesetzt. Sie ist 12 Meter breit, gut beleuchtet und sehr komfortabel.

unterfuehrung_tangentenzufahrt_c_andrzej_felczak_.jpg

Unterführung Tangentenzufahrt – ursprünglich Kfz-Umleitung

auffahrt_unterfuehrung_tangengenzufahrt.jpg

Auffahrt Unterführung Tangentenzufahrt

Die Auffahrt zur Unterführung von der Praterseite fängt mit einer 90-Grad-Kurve an, wo Radfahrende eigentlich Schwung für die Steigung zur Unterführung nehmen sollen, aber dabei in den Gegenverkehrsbereich geraten.  


Stark verbesserungswürdig ist der Heustadelsteg (überbrückt das Heustadelwasser). Der Radweg wird hier stark verschwenkt und es kommen Radpendlerverkehr und Fußgängerverkehr zusammen. Der Steg liegt mitten unter der Praterbrücke und im tiefen Schatten. Die Radwege, die vom Gaswerksteg oder Praterbrücke kommen, verlaufen entlang vom Brückenrand und sind somit vom Tageslicht erhellt.

radweg_gruenlandgasse_2.jpg
Radweg Grünlandgasse: hell, Mitte unter der Brücke: dunkel

Bei der Einfahrt unter die Brücke sind zu gewissen Tageszeiten extreme Hell-Dunkelübergänge vorhanden und bis sich das Auge an die Dunkelheit angepasst hat, ist man mehrere Sekunden im Blindflug unterwegs. Beim Straßenbau werden solche Situationen berücksichtigt indem z.B. Übergangsbereiche, wo ein gedämpftes Licht vorhanden ist, errichtet werden. Ein Beispiel ist die Dachgallerie auf der S1 beim Knoten Vösendorf. Eine mögliche und sehr einfache Lösung für den Radverkehr wäre den Radweg weniger stark zu verschwenden so dass der Übergangsbereich länger ist und das Auge mehr Zeit zum Adaptieren bekommt.

heustadelsteg_joggerin_dunkel.jpg

 

heustadelsteg_radfahrende_dunkel.jpg

Heustadelsteg mit Rad- und Fußgängernutzung – in Wirklichkeit sind die Kontrastverhältnisse viel größer als am Foto

Um eine illegale Durchfahrt von AutolenkerInnen zu unterbinden sind bei den Zufahrten zum Steg Betonblocke aufgestellt, die aber bei den schlechten Sichtverhältnissen eine erhebliche Gefahr für Zufussgehende und Radfahrende bedeuten. Eine mögliche Lösung wäre die Durchfahrtsperren am gut erhellten Brückenrand zu platzieren.

Auch die Kreuzung mit der Prater Hauptallee gehört überarbeitet, die Qualität und die Sichtverhältnisse verbessert.

Bei der Lusthausstraße hat die Hauptradroute Nachrang obwohl auf der querenden Straße nur Anrainerverkehr unterwegs sein darf. Hier gehört die Hauptradroute bevorrangt und bauliche Maßnahmen zur sicheren Benützung errichtet.

Auf der Radverbindung Praterbrücke sind häufig Zufussgehende anzutreffen. Das ist weder für Radfahrende noch für Zufussgehende optimal, hat aber konkrete Gründe. Erstens ist der Fußweg nicht beschildert und um den Zugang zur Brücke zwischen Hofer und ARBÖ-Parkplatz zu finden, sind fast detektivische Fähigkeiten benötigt. Zweitens muss eine für Zufussgehende ungünstig geschaltete Ampel überquert werden, die noch dazu etliche Kfz-Lenker*innen als unverbindliche Empfehlung sehen. Drittens hat der Weg einen schlechten Belag und ist um 200 Meter länger. Wundert sich jetzt jemand über die Zufussgehenden auf der Radstrecke? Daher ist es ebenfalls wichtig die Fußgängerverbindung auf der Südseite zu verbessern. Optimal wäre eine zusätzliche Unterführung für Zufussgehende, in der Grafik strichliert eingetragen.

praterbruecke_weg_rad_zu_fuss_-_v2.png
 

Bei der gewendelten Rampe besteht ebenfalls Handlungsbedarf, und zwar sind die Sichtverhältnisse bei der Kreuzung mit dem in Nord-Süd-Richtung verlaufenden Radweg wegen Büschen, Bäumen und Hinweistafel äußerst schlecht. Zudem ist die Kurve bei der Relation Wendel/Radweg Nord sehr eng. Beides entspricht nicht den RVS.
 

zufahrt_wendel.jpg

Rechts die Zufahrt zur Wendel.
 Hier auch ein Beitrag von Tom Rottenberg zum Radweg und Gehweg Praterbrücke 

https://www.derstandard.at/story/2000128494051/under-the-bridge

Stichworte: 

Kommentare

Grafik Praterbrücke Rampenneubau