Radfahren in der Lobau hat eine lange Tradition, wurde jedoch durch Maßnahmen im Sommer 2023...
Neue Mariahilfer Straße bewährt: Große Gewinne in Verkehrssicherheit
Die erste Begegnungszone wurde in Wien erst 2013 eröffnet. Zwei Jahre später (August 2015) folgte die bisher größte in Wien, die Begegnungszone Mariahilfer Straße. Die Radlobby Wien hat sich die Verkehrssicherheit nach Testbetrieb und Umbau dieser Straße angesehen und zeigt hier eine Zusammenfassung der Ergebnisse. Die Unfallzahlen machen deutlich: Die Mariahilfer Straße ist so sicher wie nie.
Weniger Zusammenstöße
2012 war das letzte Jahr der „alten Mariahilfer Straße“, dann startete 2013 der kfz-verkehrsberuhigte Testbetrieb mit zahlreichen Rad- & Fuß-Verbesserungen. Im Jahr 2012 wurden noch 51 Zusammenstöße verzeichnet, dann startete der Probebetrieb Ende 2013. 2014 waren es nur noch 13, 2015 dann fünf und 2016 elf Zusammenstöße. Das ist eine Reduktion um etwa vier Fünftel oder 80 Prozent!
Hinweis: Analog dazu sank die Zahl der Verletzten von etwa 120 Personen (2012) auf nur noch etwa 20 Personen (2016).
Vergleicht man die Jahre mit Testbetrieb, Umbau und Vollbetrieb (2014-2016) mit dem Jahr 2013, so wurden dort bisher bereits etwa 50 Zusammenstöße und etwa 115 Verletzte vermieden!
Update 16.7.2018: Nach unserer Auswertung wurden die Daten aus dem Jahr 2017 veröffentlicht. In diesem Jahr sind im untersuchten Bereich 18 Zusammenstöße verzeichnet. Dies bedeutet im Vergleich zu Jahr 2012 eine Reduktion um zwei Drittel bzw. 65 Prozent. In Summe wurden bis 2017 somit inetwa 55 Zusammenstöße und etwa 140 Verletzte vermieden.
Update November 2024: Laut VCÖ hat sich das Verhältnis ca. gehalten. Ein Vergleich der Jahre 2012 und 2023 legt nahe: Zwei Drittel (65%) weniger Unfälle mit Personenschaden.
Verkehrsunfallkarte
In der Kartenansicht wird dies besonders deutlich: In den öffentlichen Verkehrsunfallkarten ist die umgestaltete Straße merkbar unauffälliger als in den Jahren zuvor.
Auswertungsgegenstand: polizeilich aufgenommene Zusammenstöße mit Personenschaden 2013-2016 via statistik.at/verkehrsunfallkarte - Mariahilfer Straße zwischen Kaiserstraße und Museumsplatz
Radlobby: Begegnungszone soll auch Rotenturmstraße verbessern
Im Nachbarbezirk Josefstadt wurde soeben die neue Begegnungszone Lange Gasse eröffnet, in der Innenstadt allerdings kommt die Rotenturmstraße bisher nicht vom Fleck. Ihr haftet noch die Verkehrsorganisation des letzten Jahrtausends an: Die schmalen Gehsteige an der Hauswand stehen in krassem Gegensatz zu der teils neun Meter überbreiten Fahrbahn mit Dooring-Gefahr. Zusätzlich wird das Radfahren hier erschwert: Eine Einbahnregelung verursacht Umwege und schränkt die Erreichbarkeit ein.
Unverhältnismäßig ist die Raumverteilung auch anhand der Verkehrsstärken im Vergleich zum tatsächlichen Nutzen: Den täglichen etwa 3.000 Kfz stehen zwanzig Mal so viele FußgängerInnen (60.000!) gegenüber. Damit ist die Rotenturmstraße auch laut Verkehrsplaner Harald Frey von der Technischen Universität Wien gut geeignet für eine Begegnungszone als Minimalanforderung.
Die Radlobby Wien & Radlobby Innere Stadt haben sich die Situation genau angesehen und bestätigen: Für eine zeitgemäße Rotenturmstraße braucht es eine Begegnungszone mit möglichst wenig Kfz-Verkehr. Die niveaugleiche Gestaltung zu Gunsten des Fußverkehrs gehört hier ebenso dazu wie die Möglichkeit, in beide Richtungen Fahrrad zu fahren.
Stadt Wien und Bezirksvorstehung/-vertretung gefordert & aktiv
Was fehlt in der Rotenturmstraße also noch zur Umsetzung? Hier sind Stadt Wien und Bezirksvorstehung/-vertretung gefordert, an einem gemeinsamen Strang zu ziehen und die notwendigen Verbesserungen in der Rotenturmstraße durch entsprechende Zustimmungen und Ressourcen herbeizuführen.
Update: Die Stadt Wien (MA19) hat inzwischen eine Ausschreibung für eine Oberflächengestaltung der Rotenturmstraße lanciert. Die Bezirksvorstehung (Markus Figl) hat ein großes Verkehrskonzept für die Innere Stadt beauftragt.
Infos zum Instrument Begegnungszone
Mit dem Instrument der Begegnungszone sieht die StVO Novelle 2013 die Einführung von möglichst niveaugleichen Verkehrsflächen für alle Verkehrsgruppen (Kfz, ÖV, Rad, Fußgänger) zur gleichberechtigten Nutzung bei max. 20 km/h (oder 30 km/h) vor.
Damit das funktioniert lautet das Motto: Rücksicht nehmen! Begegnungszonen sind, neben Tempo 30 – Zonen, Fußgängerzonen und Wohnstraßen eine Maßnahme zur Kfz-Verkehrsberuhigung bei gleichzeitiger Steigerung der Lebensqualität. Man kommt zu Fuß, am Rad oder im öffentlichen Verkehr auch besser voran.