Die radfreundliche Ringstraße: So geht's!

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Die Ringstraße muss zum jetzigen Zeitpunkt so vieles sein. Wien leidet sichtlich unter ihrer verkehrspolitischen Vernachlässigung. Die Radlobby Wien zeigt, wie es besser geht. Die Ringstraße beherbergt zwei der meistbefahrenen Radwege Österreichs, führt zahllose TouristInnen rund um Wiens beliebte historische Innenstadt, ist Wegstrecke für gehende WienerInnen und stark frequentierte Straßenbahnlinien. Dazwischen liegen drei bis vier Spuren mit rasantem Autoverkehr, am Kai sogar bis zu sechs; hinzu kommt häufig pro Seite eine meist zugeparkte Nebenfahrbahn, die jede für sich ca. so breit wie die Hauptfahrbahn ist. Das führt zu Konflikten zwischen den schwächeren VerkehrsteilnehmerInnen und zu Lärm, Schmutz, Feinstaub und CO2-Ausstoß.

Dafür gibt es jedoch eine Lösung: Die Verlagerung des motorisierten Durchzugsverkehrs auf die Zweierlinie schafft Platz für den Umweltverbund am Ring, für menschenfreundliche Lebensqualität. Sie wertet den Ring zu seinem Ursprungsgedanken auf: Flaniermeile, Prachtboulevard, Wohlfühlzone. Der Ring würde wieder zu dem Schmuckstück, das er sein sollte.

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Die Wiener Ringstraße ist einer der am meisten befahrenen Radwege in Österreich. Doch die Rad-Infrastruktur ist längst nicht mehr zeitgemäß. Wir zeigen die Maßnahmen, mit denen sich der Ring von einer innerstädtischen Autobahn in einen attraktiven Boulevard umwandeln lässt - mit ausreichend Raum für Fuß- und Radverkehr.

 

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Legende für die obenstehende Darstellung

Diese Verlagerung des Durchzugsverkehrs bedeutet die Aufrechterhaltung des notwendigen Kraftfahrzeugverkehrs. Die Erschließung für motorisierte Anlieger und Anrainer, für Lieferverkehr und Einsatzfahrzeuge sowie Taxis und Fiaker braucht deutlich weniger Fläche und ermöglicht eine neue, moderne Flächennutzung. Nebenfahrbahnen und einspurige Fahrschneisen sowie Querungen in den ersten Bezirk sind dafür ausreichend, der frei werdende Platz kommt dem Umweltverbund zu Gute und entschärft die vorhandenen Konflikte.

FußgängerInnen bekommen mehr Platz zum Gehen, Stehen und Schauen. Neue Plätze entstehen und die Reiterallee wird wieder zum kreuzungsfreien und beschatteten attraktiven Gehweg. Radfahrende können den Ring als notwendige Hauptroute nutzen. Dafür werden in einem ersten Schritt die Alleen der Ringstraße durchgängig gemacht. Damit wird die Reiterallee zwischen den größeren ampelgeregelten Kreuzungen kreuzungsfrei. Die Nebenfahrbahnen werden zu weitestgehend ampel- und kreuzungsfreien bevorrangten Fahrradstraßen, abschnittsweise fortgesetzt durch beschattete autofreie Wege bzw. Radwege und mittelfristig wird auch stellenweise die Hauptfahrbahn adaptiert. An vielen Abschnitten wird so eine dritte Baumreihe pro Straßenseite möglich, wie das schon in einigen autofreien Abschnitten der Fall ist.

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eine Parkspur fällt weg, dritte Baumreihe möglich pro Straßenseite

Der Radverkehr auf den Fahrradstraßen/Radwegen innen und außen auf der Ringstraße ist ähnlich wie bisher als Hauptradroute bevorrangt gegenüber niederrangigen Seitengassen, an größeren Knoten findet die Querung ampelgeregelt statt. Der öffentliche Verkehr kann seine überfüllten Haltestellen endlich ausbauen. Inzwischen entstehen Verweilinseln und viel Grünfläche. Das ist die mittelfristige Radlobby-Vison für die Ringstraße.

Das mittelfristige Prinzip

Der sogenannte äußere und innere "Ring-Radweg" soll als Fahrradstraßen und autofreie Radwege anstelle der heutigen Nebenfahrbahnen geführt werden. Hier eine Prinzipskizze aus einem ausführlichen englischsprachigen Artikel von Mark Wagenbuur.

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Nebenfahrbahnen als Hauptradrouten, von Bicycle Dutch - Mark Wagenbuur

So könnte der Ring schon bald aussehen

Diese Radverkehrsführung in Fahrradstraßen und Radwegen in den Nebenfahrbahnen ist auf weiten Teilen der Ringstraße innen und außen realisierbar. An den wenigen Stellen wo das nicht möglich ist  braucht es an die Situation angepasste Lösungen, die die Hauptfahrbahn miteinbeziehen.

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Datenquelle: Stadt Wien. Konzept Rad-Langstrecken, Stadt Wien

Durchgezogene Alleen statt ampelloser Bypässe

Rund um die Ringstraße werden die ampellosen Bypässe zwischen Haupt- & Nebenfahrbahn entschärft. Die zwei Alleen werden durchgezogen, neue Bäume können gepflanzt werden. Die unfallbehaftete Reiterallee (heute meist gemeinsamer Geh- & Radweg) wird zur sicheren kreuzungsfreien Verkehrsfläche zwischen den größeren ampelgeregelten Kreuzungen. Einige Vorbilder dafür gibt es schon wie bei der Fichtegasse (innen), der Goethegasse oder seit 2023 auch auf Höhe der Akademiestraße/Ringstraßengallerien.

Durchgezogene Allee macht Radweg kreuzungsfrei

Opernring bei Akademiestraße: Die seit 2023 durchgezogene Allee macht Radweg sowie Gehweg kreuzungsfrei. So ähnlich könnten viele der rund 30 ampellosen Radfahrerüberfahrten am Ring & Kai sicherer gemacht werden.

Zwei Fahrradstraßen in den Nebenfahrbahnen

Auf weiten Strecken der Ringstraße werden die Nebenfahrbahnen zu attraktiven ampelfreien Fahrradstraßen. Der notwendige Kfz-Verkehr zum Zu- & Abfahren bleibt gemäß StVO erlaubt wo dies erforderlich ist. Durch Verkehrsfilter wie Einbahnen, Sackgassen und Diagonalfilter wird eine Kfz-Verkehrsberuhigung auf verträgliches Minimum erreicht. Der Radverkehr in der Nebenfahrbahn ist ähnlich wie bisher als Hauptradroute bevorrangt gegenüber dem niederrangigen Straßennetz. Nur an größeren Kreuzungen findet das Queren weiterhin ampelgeregelt statt.

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Bei Querungen von Kfz- und Radverkehr: Große Kreuzung, Ampelregelung und als schützende Kreuzung gestaltet
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Parkring: Hier verbinden neue Fahrradstraßen die Rad-Langstrecke Nord (Praterstraße etc.) mit der Rad-Langstrecke Süd (Argentinierstraße etc.). So wird der Vorbild-Radweg entlang des Stadtparks geradlinig und zukunftsfähig fortgesetzt.

Schlüsselstellen: Anpassungen Hauptfahrbahn

Nicht überall gibt es Radwege und/oder Nebenfahrbahnen. Wo Hindernisse wie U-Bahn-Ausgänge oder Tiefgaragen-Einfahrten den Raum blockieren braucht es längerfristig Umfahrungsmöglichkeiten durch Anpassungen auf der Hauptfahrbahn und geänderten Schienenverlauf.

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Ringstraße vor dem Burgtheater: ein durchgängiger getrennter Radweg (außen) wird ermöglicht durch eine neue Gleislage mit mehr Platz für Haltestellen. Vor dem Burgtheater wird die Nebenfahrbahn zum Radweg und großzügiger Haltestelle.
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Ringstraße vor dem Parlament: die Fußgängerzone wird um einen getrennten Radweg erweitert.

Foto-Flashmob am Autofreien Tag

Am Autofreien Tag 22.9.2016 fand eine Foto-Aktion der Plattform "Autofreie Stadt" zur Europäischen Mobilitätswoche statt. Vor dem Parlament wurde der Flächenverbrauch der verschiedenen Verkehrsmittel live dargestellt. Motto: "Auto-Platzverschwendung am Ring zeigen!"

Foto-Aktion zum Platzverbrauch verschiedener Verkehrsmittel (2016)
Foto-Aktion zum Platzverbrauch verschiedener Verkehrsmittel

DI Dr. Harald Frey vom TU Wien Institut für Verkehrswissenschaften bestätigt die Radlobby-Sichtweise: "Die Bedeutung der Ringstraße als Flanierzone und innerstädtischer Boulevard wird in ihrer derzeitigen Gestaltung  nur unzureichend berücksichtigt. Die derzeitige Flächenaufteilung zwischen Rad- und Fußverkehr führt zu Konflikten und wird den geforderten Qualitäten für den Umweltverbund nicht gerecht."

Weltweiter Trend: Autofreie Städte

Zum zehnten Mal sollte heuer die Veranstaltung "Rasen am Ring" am internationalen Autofreien Tag 22.9. die Wiener Ringstraße in eine Picknickwiese verwandeln. Die Veranstalterplattform "Autofreie Stadt" gibt heuer den Ball für die Verkehrswende am Ring an das zuständige Verkehrsressort der Stadt Wien und Vizebgm. Vassilakou weiter und fordert "Ring Frei" an Sonntagen.

Viele internationale Vorbilder zeigen den politischen Gestaltungswillen für mehr Lebensqualität und weniger motorisierten Verkehr: Paris macht die Champs-Élysées sonntags autofrei, Brüssels Innenstadt feierte soeben Autofreien Sonntag und Oslo wird 2019 dauerhaft autofrei. Sogar New Yorks Stadtregierung ruft seit 2008 zu autofreien Summer Streets auf. Die Bilderserie unten zeigt weitere Beispiele von Bogota bis Montreal.

"In diese illustre Runde könnte sich Wien einreihen - mit Ring Frei am Sonntag! Die Stadtregierung sollte den Ring an Sonntagen den Menschen zur Verfügung stellen, ohne motorisierte Platzvergeudung", fordert Axel Grunt von der Plattform "Autofreie Stadt". Nun wird der Forderung Nachdruck verliehen, indem die Plattform ihre beliebte und umstrittene Veranstaltung "Rasen am Ring" im 10. Jahr für beendet erklärt: "Nun ist die Stadt an der Reihe, am Autofreien Tag für entsprechende Aktionen zu sorgen, die dem internationalen Motto der Europäischen Mobilitätswoche gerecht werden."

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In Brüssel werden bei "Sans Voiture le Dimanche" sonntags große Prachtstraßen geöffnet.

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Das große "Still-Leben" auf der A40 in und nahe Essen lockt hunderttausende BesucherInnen an.

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Die Straßen der Innenstadt von Bogota werden im Rahmen der Ciclovias geöffnet. Die große Akzeptanz in der Bevölkerung spricht für sich: Zwei Millionen TeilnehmerInnen pro Sonntag!

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"Paris sans Voiture" (also Paris ohne Auto) ist wohl eines der größten Events dieser Art. Im September 2016 zum Beispiel wurden - noch größer als die Jahre davor - 650 km Straßen für Menschen, Jung bis Alt, geöffnet. Das Gebiet entspricht etwa 50% der Pariser Innenstadt.

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Montreal ruft zum Stehenlassen des motorisierten Fahrzeuges auf. BewohnerInnen entdecken neue Orte und lernen ihre Stadt besser kennen.

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Bei Aktionen rund um den Carfree Day werden große Magistralen in Jakarta für den motorisierten Individualverkehr gesperrt. Fuß-, Rad- und Öffentlicher Verkehr wird gefördert und kann reibungslos stattfinden.

 

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Bei der CicLAvia (ein Open Streets Event) in Los Angeles wurden ursprünglich ein mal pro Jahr gewisse Straßen für alle geöffnet. Mittlerweile verwandeln sich die Straßen vier mal jährlich in Orte der Begegnung. Geplant ist, die Straßen monatlich für alle verfügbar zu machen.

 

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Die sogenannten Sunday Streets in Berkeley sind ein Renner: Das Potential der sonst tristen Fahrbahnen wird an diesen Tagen besonders gut sichtbar.

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In Atlanta bringt die "Streets Alive" Ruhe in die Wohnviertel und öffnet neue Wege, zu Fuß zu gehen oder Rad zu fahren.

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"Open Streets" in Windsor über acht Kilometer im Stadtgebiet ist ein konzertierter Ablauf von Events und Orten der Begegnung im öffentlichen Raum.

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2013 wurde durch den Bürgermeister Roms die Via Dei Fori Imperiali nahe des Kollosseums für den motorisierten Verkehr gesperrt. In den kommenden Jahren soll schrittweise die Innenstadt autofrei und menschenfreundlich werden.

Download Fotosammlung Autofreie Städte (Stadtnamen, Aktion und Credit im Dateinamen):