Westring: 1200 Mio € für Autobahn-Rausch, nur Kleingeld für Radverkehr

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Die Politik akzeptiert 400 Millionen Kostensteigerung auf nun 1200 Millionen Euro Gesamtkosten. Alleine diese Steigerung entspricht 800 Jahren an Linzer Radverkehrsbudget!

Für die von Linz schon seit Jahrzehnten angestrebte Verdoppelung des Radverkehrsanteils müssen täglich rund 40.000 mehr Wege mit dem Fahrrad zurückgelegt werden. In den Tunnels der Westringautobahn sollen 40.000 Kfz pro Tag fahren - von den NutzerInnen-Zahlen sind diese beiden Projekte also vergleichbar. Doch für die Ankurbelung des motorisierten Autoverkehrs scheint alles Geld der Welt vorhanden zu sein, während für den Radverkehr in Linz nur Kleingeld in die Hand genommen wird.

Es ist unfassbar, dass im 21. Jahrhundert an diesem Ungleichgewicht festgehalten wird, mit all den Erkenntnissen über eine nahende Klimakatastrophe. Kostensteigerungen um Hunderte Millionen bei “Westring”, der absurden Autobahn A26 mitten durch Linz, werden von den führenden Politikern in Linz und auf Landesebene einfach akzeptiert. 

An Luger & Steinkellner: Raus aus der Sackgasse!

Der Linzer Bürgermeister Klaus Luger meint etwa, man müsse bei der Kostenexplosion des Westrings halt “in den sauren Apfel beißen”. Gleichzeitig will er Linz als Klimahauptstadt positionieren, klammert aber real die dafür notwendige Mobilitätswende bisher konsequent aus. Bürgermeister Luger ist der Hauptverantwortliche dafür, dass der Radverkehr in Linz seit vielen Jahrzehnten budgetmäßig ausgehungert wurde: Hätte man das Niveau des Radverkehrsbudgets der 90er Jahre fortgeschrieben, wären zig Millionen Euro mehr in die Radinfrastruktur von Linz investiert worden und eine Mobilitätswende wäre schon greifbar. 

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Politiker bei der Eröffnung der A7-Bypassbrücken: Auch bei diesem Kfz-Projekt gab es eine Kostensteigerung im Gegenwert von 300 Jahren Linzer Radverkehrsbudgets.
Foto (Ausschnitt): (c) Land OÖ - Max Mayrhofer

Verkehrslandesrat Günther Steinkellner wiederum scheint angesichts der neuerlichen Kostensteigerung jegliche Hemmung verloren zu haben: Er setzt sich just aus diesem Anlass den 2011 gestrichenen Nordteil der A26 wieder als Ziel, das er bis 2045 umsetzen will. Dafür will er noch viele weitere Hunderte Millionen ausgeben - ein klimapolitischer Albtraum!

Umschalten auf Zukunft: Westring-Tunnel absagen, Geld für Mobilitätswende verwenden!

Linz muss diesen Kurs in die verkehrspolitische Sackgasse beenden und sich nach der weiteren, unverantwortlichen Kostenexplosion beim Steinzeitprojekt Westring zurückziehen. Stellen wir endlich dem Öffentlichen Verkehr und Radverkehr genug Geld zur Verfügung!

Fakt ist, dass jeder Tag, an dem wir nicht intensiv in den Radverkehr investieren, ein verlorener Tag im Kampf gegen die Klimakatastrophe ist.

Die Zeit drängt: Ein Wandel in der Stadtplanung, aber auch in der Verkehrsplanung zu einer nachhaltigen und lebenswerten Zukunft für die kommenden Generationen muss jetzt in die Wege geleitet werden - und dafür braucht es schlichtweg Geld für Infrastruktur. 

Städte wie Salzburg (12 €/EinwohnerIn) oder Kopenhagen (30 €/EinwohnerIn) zeigen vor, welches Budget für eine Steigerung des Radverkehrs notwendig ist.

Graz kurbelt mit 100 Mio € bis 2030 den Radverkehr an - das sind etwa 50 €/EinwohnerIn pro Jahr!

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Links: So ist es derzeit (Nibelungenbrücke). Rechts: So soll es sein (Beispiel Kopenhagen).
Foto Cykelslangen (rechts): (c) Rasmus Hjortshøj - COAST Studio

Radinfrastruktur braucht breite politische Unterstützung

Voraussetzung für die Bereitstellung der notwendigen finanziellen Mittel ist ein breites politisches Bekenntnis zum Radverkehr als einfache und nachhaltige Mobilitätsform: Hier ist nun vor allem die „Bürgermeisterpartei“ SPÖ gefordert, neben dem Ausbau des öffentlichen Verkehrs und Gedanken über futuristische Mobilitätsoptionen die zeitnah verfügbaren aktiven Mobilitätsformen zu Fuß gehen und Radfahren massiv zu fördern.


Siehe auch:


Fotos:

Radlobby Linz: Westring-Baustelle, Fahrrad Magistrat Linz, Nibelungenbrücke

Andere:

Einige Fotos sind in Druckqualität hier verfügbar: Google Drive Link