Praterstraße und Nestroyplatz: Kommt Verkehrsberuhigung?

praterstrasse_aspernbruecke_radstau_c_veloviel.png

Unter dem Motto "Mehr Aufenthaltsqualität für alle!" greift die neue Bezirksvorsteherin der Grünen in der Wiener Leopoldstadt, Uschi Lichtenegger, ein heißes Eisen an: Ideen für die Umgestaltung des Nestroyplatzes - und damit gleich für den gesamten Straßenzug Praterstraße und Aspernbrückengasse - werden gesucht. Die Wiener Praterstraße ist als stark befahrene Hautpradroute für Alltagsverkehr (zukünftige Langstrecke Nord! und ~1 Million Radfahrende am Praterstern jährlich) und für den Freizeitradverkehr (Donauinsel!) sowie Kfz-Staustrecke eines der wichtigsten Themen für die Wiener Verkehrspolitik. Darüber hinaus würde ihr ein Upgrade mit mehr Aufenthaltsqualität wirtschaftlich gut tun. Die Argumente für ein neues Verkehrskonzept, das die Grünen 2015 mit der TU Wien vorgestellt haben, häufen sich also.

Bürgerbeteilung: Ergebnisse

Die Gebietsbetreuung GB*2/20 veranstaltete im Juni daher Bürgerbeteiligungstreffen mit der Ankündigung: "Der Nestroyplatz und die Praterstraße sind in die Jahre gekommen und sollen im Zuge der geplanten Sanierung neu und attraktiver gestaltet werden. Sie wohnen oder arbeiten am oder in der Nähe des Nestroyplatzes und möchten mitreden und mitgestalten? Dann nutzen Sie die Chance und bringen Sie Ihre Vorschläge ein!".

nestroyplatz_c_gbstern.jpg
Der Nestroyplatz braucht dringend attraktive Neugestaltung.

Am 12. Juni informierten Wohnbaustadtrat Michael Ludwig, Bezirksvorsteherin Ursula Lichtenegger und die GB*2/20 bei der Auftaktveranstaltung im Theater Hamakom zum geplanten Projekt und den Beteiligungsmöglichkeiten. Im Arbeitskreis "Verkehr" erarbeiten die Beteiligten am 21. Juni Vorschläge und Ideen, die als Grundlagen für die Planungen zur Neugestaltung einfließen sollen.

Schon nach dem 12. Juni zeichneten sich die zentralen Themen ab, u.a.: überhöhte Kfz-Geschwindigkeit, Bedarf für breitere Radwege, Verkehrsberuhigung und Detailvorschläge für Ampellösungen und Querungen. In der Verkehrsgruppe wurden am 21. Juni daraufhin diverse Vorschläge in Kleingruppen erarbeitet, darunter Tempo 30, Grüne Welle für Rad & Kfz, Verbreiterung der Radwege oder eine zusätzliche verlangsamte gemeinsame Rad & Kfz-Spur. Wichtig waren auch Fußverbesserungen wie mehr Querungen, längere Grünphasen und Beibehaltung der Gehsteigbreite.

Verkehrskonzept und Radlobby-Vorschläge

Dass die schmalen, stark frequentierten Einrichtungs-Radwege auf der Praterstraße sich mit Qualitätskriterien für Rad-Langstrecken-Verbindungen spießen, ist klar. Ulrich Leth, Verkehrswissenschafter an der TU Wien, hat dazu im Auftrag der Grünen Leopoldstadt im September 2015 eine Studie erstellt (Download: Studie Verkehrsberuhigung Praterstraße)

pratertsrasse_querschnittneu_c_gruene.jpg
Vorschlag für neue Aufteilung des Straßenquerschnitts der Grünen und TU Wien aus 2015: breite Radwege, zentrale Kfz-Spuren.

Im Mai 2016 hat eine Umfrage der Bezirkszeitung ein klares Votum für eine Reduktion der Kfz-Fahrstreifen gezeigt, um mehr Platz für Fuß- und Radverkehr zu schaffen:

umfrage_praterstr_66ja_bezizeitg_20160504.jpg

Die Radlobby Wien sieht bei der Umgestaltung eine gute Chance für Radfreundlichkeit in Kombination mit der Belebung der Praterstraße. Zusätzlich zur wichtigen Erschließung- bzw. Hauptroutenfunktion verlangt die Rolle als Rad-Langstrecke Nord eine gute Qualität der Radinfrastruktur:

Mehr Platz & grüne Welle fürs Rad

Die Radlobby Wien hält fest, dass der Umbau mit einer geänderten Flächenaufteilung einher gehen muss. Gemäß Qualitätskriterien für Rad-Langstrecken (Stadt Wien) kommen dafür Einrichtungsradwege und auch Zweirichtungsradwege oder eine verkehrsarme Fahrradstraße in die engere Auswahl.  Aus der Variantenuntersuchtung der TU Wien schneidet  aus Radlobby-Sicht die "Variante 1" mit zwei 3 Meter breiten Einrichtungsradwegen am besten ab: Die Breiten entsprechen dem Verkehrsaufkommen, der beidseitige Anschluss an das umliegende Netz ist gewährleistet und eventuelle Fehlfahrten gegen die Fahrtrichtung finden ebenso Platz.

Die derzeitigen Mini-Radflächen mit je 1,4 Meter schmalen Radwegen (2,8 Meter insgesamt bei 50 Meter (!) Gesamtbreite) sollten also auf zwei langstreckentaugliche, mindestens 3 Meter breite Einrichtungsradwege ausgebaut werden. Dadurch würde der Querschnitt für den Radverkehr auf insgesamt 6 Meter (Aspernbrücke bis Schottgießergasse) bzw. 8 Meter (Schrottgießergasse bis Praterstern) vergrößert werden. Dazu kommen Schutzstreifen mit 0,75 Meter zu abgestellten Fahrzeugen bzw. 0,5 Meter zur Fahrbahn. Platz dafür ist dank der heute noch 13 bis 20 Meter breiten Fahrbahnen vorhanden.

Mehr Querungsmöglichkeiten für die Praterstraße

Neben der Querschnittsaufteilung ist die Barrierewirkung der Straße ein wichtiges Thema: Derzeit kann die Praterstraße zwischen Aspernbrückengasse und Praterstern auf einem Kilometer Strecke nur zweimal Rad fahrend legal gequert werden - GeisterfahrerInnen auf den schmalen Einrichtungsradwegen sind die Folge. Beim Umbau wären daher mehr Querungen (z.B. bei der Mayergasse) zu empfehlen, die auch bessere Querungsmöglichkeiten für FußgängerInnen bieten.

Kombiniert mit generellem Tempo 30, einer entsprechenden "Grünen Welle" für Radverkehr und Kfz bei 25 km/h und der "unsichtbar" hocheffizient verkehrenden U1 wird damit aus der Praterstraße eine zeitgemäße Straße mit erhöhter Aufenthaltsqualität und zukunftfähigem Verkehrsprofil.

montage_praterstrasse_foto_christian_fuerthner.jpg
Die Radparade hat die optimale Verkehrs-Variante für die Praterstraße bereits erahnen lassen

 

 

Stichworte: