Radfahren in der Lobau hat eine lange Tradition, wurde jedoch durch Maßnahmen im Sommer 2023...
Pop-Up-Bikelanes für Wien!
In zahlreichen europäischen Hauptstädten werden temporäre Radstreifen errichtet, um den erhöhten Bedarf an sicherer Radinfrastruktur zu erfüllen, der durch die Corona-bedingte Vermeidung des öffentlichen Verkehrs entsteht. Radfahren ist die gesunde und umweltfreundliche Alternative zum Autofahren, wenn man die öffentlichen Verkehrsmittel meiden möchte. Es braucht also schnell Platz fürs Rad, um sicher und zügig voran zu kommen. Daher erarbeitete Verkehrsplaner Ulrich Leth von der TU Wien für die neue Inititiative Platz für Wien in Zusammenarbeit mit der Radlobby Wien einen Forderungskatalog von möglichen temporären Radwegen in Wien.
Fahrrad: krisensicheres Verkehrsmittel
Der strenge Corona Lockdown ist vorbei, die Wirtschaft und des öffentlichen Leben werden wieder hochgefahren, jedoch unter geänderten Rahmenbedingungen. Die 1m Abstand-Regel ist gerade in öffentlichen Verkehrsmitteln kaum einzuhalten, weshalb hier Ausnahmeregeln herrschen. Viele Leute sind verunsichert und wollen daher die Wiener Öffis meiden. Eine Corona-Studie aus New York beweist: U-Bahnen sind die schlimmsten Virenschleudern. Man sollte also öffentliche Verkehrsmittel möglichst meiden - auch, um Platz für jene freizuhalten, die sie nutzen müssen.
Der Umstieg aufs Auto ist keine Alternative: Die Öffis in Wien verzeichnen einen Fahrgäste-Rückgang von bis zu 80% - wenn nur ein Bruchteil dieser Menschen aufs Auto umsteigt, steht auf Wiens Straßen alles. Gleichzeitig haben in der Krise viele Menschen die positiven Folgen von weniger KfZ Verkehr spüren können: es war sicherer, entspannter und deutlich ruhiger auf Wiens Straßen. Die Luft klarer,
man sah mehr Menschen am Rad, vor allem mehr Kinder. Weniger KfZ Verkehr heißt also mehr Lebensqualität für alle. Es gilt also, gerade jetzt das umweltschonende und krisensichere Verkehrsmittel Fahrrad zu fördern. Der Motorisierte Individualverkehr und die öffentlichen Verkehrsmittel sind krisenanfällig (Ölpreis, Viren) - Städte fördern daher international den Rad- und Fußverkehr. In diesem Artikel haben wir bereits ausführlich darüber berichtet.
Beispiel einer Pop-Up Bikelane in der Avenue Leclerc in Paris
Wien gefragt
Wien ist unter Zugzwang: Es gilt jetzt, den bestehenden Fleckerlteppich aus baulich getrennten Radwegen durch temporäre geschützte Radstreifen zu verbinden - Radfahrende wünschen sich am meisten die bauliche Trennung vom Kfz-Verkehr, um subjektiv und objektiv sicher unterwegs zu sein. Am besten eignen sich dafü+r Hauptstraßen, weil die durchgängig sind und leicht zu finden- statt einer Fahr- oder Parkspur kann man Platz für den Radverkehr schaffen. Der Fließverkehr muss vor dem ruhendem Verkehr priorisiert werden und die Priorisierung muss nach Flächeneffizienz gehen. Der Radverkehr befördert sechs mal soviele Menschen, wie der motorisierte Individualverkehr.
Die Sorge um Parkplätze ist übrigens unbegründet, denn die Stadt Wien hat gerade innerhalb einer Woche 30.000 verbilligte Garagenparkplätze aus dem Hut gezaubert, die offensichtlich leer stehen. Das sind 150 km Längsparkstreifen.
Die Initiative Platz Für Wien und die 20erInnen zeigen in der Wiener Adalbert Stifter Straße, wie Maßnahmen der Stadt Wien aussehen können, wenn Birgit Hebein und Michael Ludwig re(a)gieren wie andere EU-Städte. Auf dfas Bild klicken, um das Video dazu zu sehen!
Nutzungsstatistiken der Verkehrsmittel
Die Nutzungsstatistiken machen einmal mehr deutlich, was bereits seit Wochen klar zu sehen und spüren ist: Das Fahrrad ist das beste und sicherste Verkehrsmittel, vor allem in Krisenzeiten.
- Öffis: -80%
- Kfz: anfangs -50% (KW 13), inzwischen -33% (KW 16) (-23% bis -46%)
- Rad: - 20% (-49% Argentinierstraße bis +32% Donaukanal): Home Office bedingt ging der Arbeitsverkehr runter, dafür der Freizeitverkehr rauf
Um dem Radverkehr mehr Platz zu machen, den öffentlichen Verkehr zu entlasten und somit mehr Sicherheit für alle zu schaffen, empfehlen wir, bauliche Radwege und Fahrradstraßen durch temporäre geschützte Radstreifen zu einem feinmaschigem Netz zu verweben. So wird ein zügiges und sichers Vorankommen aller VerkehrsteilnehmerInnen gewährleistet. Auf Geh und Radwegen ist außerdem ausreichend Platz, um den geforderten Sicherheitsabstand einzuhalten.
Platz für Wien - Sprecherin Veronika Wirth testet eine temporäre Bikelane in Ottakring, die von Platz für Wien für kurze Zeit markiert wurde
Qualitätskriterien / Implikationen
Was gilt es beim Errichten von temporären Radwegen und Fahrradstraßen zu beachten?
Temporäre Radwege auf Hauptstraßen
- Einrichtungsradwege, im Ausnahmefall Zweirichtung (z.B. Hadikgasse)
- Entfall von Fahrspuren oder Parkspuren, teilweise Busspuren
- Verdrängung des MIV auf Gleise (großteils ohnehin schon)
- Bodenmarkierungen (wenn Parkspur bleibt) bzw. bauliche Trennung (Betonleitwände, Baustellenbaken), ev. Führung rechts neben Parkspur (zwischen Gehsteig und Parkern) möglich - Achtung auf Dooring, Schutzstreifen beachten!
- Kreuzungsgestaltung!
- protected intersection temporär herstellen (wenn genug Platz)
Temporäre Fahrradstraßen
- als Ergänzung, wenn auf Hauptstraßen nicht genug Platz ist (weil z.B. zu viele Gehsteigvorziehungen)
- MIV-Durchfahrt unterbinden (baulich)
- Beispiel Hasnerstraße
- keine querenden Schleichwege
Pop-Up-Radweg in Berlin-Kreuzberg, Ende März 2020
Die Forderungen
Hier können Sie die Liste der Forderungen von insgesamt 130 km temporären Radfahranlagen ansehen:
Update: Erste Erfolge
Stadträtin Birgit Hebein reagierte schnell, bereits zwei Tage nach der Präsentation der Forderungen wurde die Praterstraße zum ersten Pop-Up-Radweg Wiens.
Eine Woche später folgte die Wagramer Straße. Seit einer Baustelle war die wichtige Radroute quasi gesperrt. Nun ist das anders: Ein etwa 400 Meter langer Pop-Up-Radweg wurde errichtet.
Wir freuen uns und hoffen auf weitere rasche Umsetzungen unserer Forderungen durch das Verkehrsressort.
Weiteres Pressematerial finden Sie hier.