Radlobby-Reality-Check: Zukunft der Stadt

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Unter dem Titel "Stadt der Zukunft" hat die Wiener Stadtzeitung "Falter" in der aktuellen Ausgabe auch das Mobilitätsthema aufgegriffen. Bekannte Kurzdiagnose: die Stadt wächst auf 2 Millionen EinwohnerInnen, das muss nachhaltig zukunftsfähig gemanagt werden und Verkehr ist dabei ein zentrales Maßnahmenfeld. Der Artikel greift zahlreiche gute internationale Beispiele auf, die allerdings von der Autorin nicht mit dem Wiener Status Quo verglichen wurden. Was davon gibts eigentlich schon in Wien? Was fehlt? Hier folgt der Radlobby-Reality-Check der Falter-Fahrrad-Beispiele.

Fahrradchecker

Unter diesem Schlagwort führt Autorin Nina Horaczek Münchner Radkurse für SchülerInnen und SeniorInnen an. Gibt es natürlich auch in Wien: Seit 2012 bietet die Radlobby Wien mit Unterstützung der Mobilitätsagentur "KinderRadSpaß" für Schulklassen an, das Kursprogramm wurde bereits von über 100 Schulen genutzt. Seit 2016 gibt es auch den Kurs "FahrSicherRad im Alter".

Lastenfahrräder ausborgen

In Kiel bietet ein Verein kostenlos Lastenradverleih an. Das Service der Seestadt Aspern wird erwähnt, aber wo bleibt das seit Jahren über ganz Wien verbreitete Lastenradkollektiv, das auf Spendenbasis zahlreiche Cargobikes verborgt?

Radlervorrang bei Regen

Schön dass Rotterdam laut Falter den Radfahrenden bei Regen früher Grün an Ampeln gibt. In Wien fehlen radfreundliche Ampelschaltungen generell, bekannteste Ärgernisse von vielen: die Urania-Verkehrsinsel und das Schwarzenbergplatz-Radelrot. Die Radlobby-Forderung für "Grüne Rad-Wellen" ist noch nicht umgesetzt.

Fahrräder zählen

Ja, "Kopenhagen hat 20 Fahrradzähler aufgestellt". Dieses Vorbild hat Wien allerdings schon 2013 aufgegriffen, z.B. die Zähl-Säule am Karlsplatz überschreitet zu Jahresende regelmäßig die Millionengrenze und zahlreiche Sensoren zählen den Radverkehr. Was aber Kopenhagen mit "Fahrradbrücken, Radlerhighways und grüner Welle für Radler" vorgemacht hat, fehlt in Wien noch immer. Die Radlobby Wien und ihre Bezirksgruppen setzen sich weiterhin dafür ein!

Sonntags oder einen Monat autofrei

Die südkoreanische Stadt Suwon hat einen Monat aufs Auto verzichtet, Columbiens Hauptstadt Bogotá gibt für die "Ciclovia" jeden Sonntag 120 km Stadtstraßen für bis zu eine Million RadlerInnen frei. Diese Beispiele sind gut bekannt im grünen Wiener Rathaus-Verkehrsressort, aber Taten fehlen: Die jahrelangen Radlobby-Vorschläge regelmäßiger autofreier Straßenevents sind noch nicht aufgegriffen worden und am Autofreien Tag war bisher nur eine NGO-Plattform mit "Rasen am Ring" aktiv, die Stadtregierung selbst nicht. Das sollte sich laut der Plattform "Autofreie Stadt" ändern.

Superblocks und Citymaut

Barcelona hat mit dem Superblock-Konzept ganze Wohnviertel verkehrsberuhigt, Oslo macht 2019 - schon in zwei Jahren - die Innenstadt autofrei und hat einen CityMaut eingeführt. 60 km neue Radwege folgen in der norwegischen Hauptstadt, dafür wurden 850 Millionen Euro eingeplant. Maßnahmen dieser Art fehlen in Wien schmerzlich: weder wurde das Radbudget deutlich erhöht noch werden umfassende Verkehrsberuhigungskonzepte konsequent verfolgt. Wie Wien so die eigenen Ziele des Fachkonzepts Mobilität bis 2025 erreichen möchte bleibt ungeklärt.

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Die feinen Falter-Illustrationen von Jochen Schievink stammen aus dem hier behandelten Artikel vom Falter 1/2017.

 

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