Radfahren in der Lobau hat eine lange Tradition, wurde jedoch durch Maßnahmen im Sommer 2023...
Wipplingerstraße: "Goldene Speiche" für Lückenschluss
Die beste Radverkehrsmaßnahme des Vorjahres ist gekürt! Die Einbahnöffnung Wipplingerstraße wurde am 10.5. mit der Goldene Speiche 2016 ausgezeichnet. Den Preis der Radlobby Wien bekamen das Verkehrsressort der Stadt Wien, vier Magistratsstellen und die Wiener Linien. Diese neue wichtige Innenstadtquerung erreichte sowohl in der Online-Publikumswertung als auch von der Fachjury die meisten Stimmen.
Auszeichnung: Einbahnöffnung Wipplingerstraße
Die Wipplingerstraße im ersten Wiener Gemeindebezirk ist von großer Bedeutung für den Radverkehr. Sie ist eine Hauptradroute im städtischen Grundnetz und eine direkte Verbindung zwischen dem Alsergrund und der Landstraße. Bisher war die Route im Stadtzentrum beim Hohen Markt unterbrochen. Durch das Projekt ist eine dritte City-Querung entstanden, die durchgängig und bequem beradelbar ist.
Folgende Stärken sind hervorzuheben:
- Tempo 30
- breiter Bereich für Radfahren gegen die Einbahn
- breite Fahrbahn in Einbahnrichtung (Busverkehr und Überholen)
- durchgehend gute Sichtverhältnisse.
- kaum Engstellen – falls doch, dann bei guter Sicht
- Querungen mit viel Querverkehr und hohen Geschwindigkeiten sind ampelgeregelt
- gutes Nebeneinander von Autobussen 1A und 3A sowie Radverkehr gegen die Einbahn
Am 10. Mai fand vor Ort in der Wipplingerstraße die Preisverleihung statt. Die Radlobby Wien dankte dabei allen, die an der Umsetzung beteiligt waren und überreichte den Preis an die Stadt Wien für die Finanzierung, an die MA18 für die Definition der Wipplingerstraße als Hauptradroute, an die MA28 für die Detailplanung und Koordinierung, an die MA33 für die Errichtung von zusätzlichen Signalgebern, an die MA46 für die Grobplanung und verkehrstechnische Begleitung sowie an die Wiener Linien, die das Nebeneinander von Autobus und Radverkehr unterstützen. Die Bezirksvorstehung Innere Stadt wurde ebenfalls zur Preisverleihung angefragt, hatte aber abgelehnt.
Wir danken der Fachjury, bestehend aus Susanne Reichard (Mobilitätsagentur Wien), Paul Pfaffenbichler (TU Wien) und Andrzej Felczak (Radlobby), welche die fünf Projekte mit den meisten Stimmen aus dem Online-Voting begutachtete und das Siegerprojekt bestimmte.
Preisverleihung Goldene Speiche 2016 v.l.n.r.: Roland Romano (Radlobby), Martin Blum (Stadt Wien), Walter Mimmler (MA33), Ulrich Kiermayr (Radfahren im Ersten), Thomas Berger (MA18), Iris Wrana (MA46), Günter Reschreiter (MA28), Robert Dangl (WienerLinien)
Ehrennennungen
In die engere Auswahl haben es insgesamt fünf Projekte geschafft. Vier dieser fünf Radverkehrsverbesserungen beinhalten „Radfahren gegen die Einbahn“. Das zeigt, wie wichtig das Thema „Umwege reduzieren“ weiterhin ist und wie gut diese Maßnahme durch die VerkehrsteilnehmerInnen angenommen wird. Neben der Wipplingerstraße überzeugten auch folgende vier Projekte im Online-Voting:
Einbahnen im Cottageviertel
Die Verkehrsorganisation im Währinger Cottageviertel ist insofern eine innovative Verkehrslösung, da hier Radfahren gegen die Einbahn bei Durchfahrtsbreiten ab 3,1 m eingerichtet wurde. Dazu wurde ein Verkehrsgutachten von einem Planungsbüro erstellt, welches zeigt: bei geringen Verkehrsstärken und vorhandenen Ausweichstellen sind für den Radverkehr geöffnete Einbahnen bei diesen Fahrbahnbreiten gut möglich. (Anmerkung: bisher empfehlen die Wiener Richtlinien allgemein eine Durchfahrtsbreite von 3,75 m, während österreichweit nur mind. 3 m empfohlen werden.)
Vor dieser Maßnahme wurden sämtliche Straßen in beide Richtungen befahren, dies wurde für den Radverkehr beibehalten, eine Verschlechterung (Umwege) durch nicht geöffnete Einbahnen wurde abgewendet. Wehrmutstropfen: Mehrere Einbahnen queren das Gebiet über längere Strecken, wodurch sich neue Durchfahrtsstrecken für Kraftfahrzeuge ergeben. Die Chance auf eine gesamte Verkehrsberuhigung am Stand der Technik blieb ungenützt.
Schönbrunner Straße
Die Radverkehrsführung im Bereich der Station U4 Längenfeldgasse in Meidling wurde durch eine Neuorganisation des Straßenraumes, die vom Bezirk mitgetragen wurde, massiv verbessert. Nun steht als Teil der zukünftigen Rad-Langstrecke West ein Radweg zur Verfügung, jedoch wurde ein Abschnitt als gemischter Geh- und Radweg ausgeführt, was nicht internationalen Langstrecken-Richtlinien entspricht. Zuvor gab es auf nur 450 Metern neun (!) rechtwinkelige Kurven, zusätzlich musste der zwei Meter schmale Weg von Fuß- und Radverkehr geteilt werden. Nun gibt es eine einzige Kurve und 40 Meter Umweg entfallen.
Radweg Getreidemarkt:
Ein baulicher Radweg zwischen der Lehargasse bis zur Rechten Wienzeile hat das Radfahren am Getreidemarkt deutlich verbessert. Die Anbindung zur Wohnstraße Treitlstraße ist gegeben und auch das Einbiegen in die Busspur Operngasse funktioniert. Die Ampelschaltung beim Naschmarkt ist mit den Ampeln der sogenannten "2erLinie" synchronisiert, sodass weniger Wartezeiten im Radverkehr auftreten; diese verkürzen sich in der Nacht durch ein radfreundliches Programm nochmals. Die getrennten Ampelphasen bedeuten einen Sicherheitsgewinn. Der Abschnitt zwischen Rechte Wienzeile und Operngasse wurde jedoch als Radfahrstreifen bei hohen Kfz-Geschwindigkeiten und -Verkehrsstärken eingerichtet. Dieser Bereich ist leider nicht für alle Alters- und NutzerInnengruppen geeignet.
Begegnungszone Herrengasse
Die Herrengasse im ersten Bezirk wurde mit dem Ziel umgestaltet, den gesamten Straßenzug aufzuwerten. Quasi als Nebenprodukt von mehr Aufenthaltsqualität wurde auch das Radfahren attraktiviert. Durch den Wegfall der Randsteine und die Verringerung des Tempolimits von 30 auf 20 km/h hat sich die Situation für die Radfahrenden und FußgängerInnen verbessert. Erfreulich ist auch, dass das Radparken in der Herrengasse durch neue Bügel erleichtert wird.
Rückschau zur letztjährigen „Goldene Speiche 2015“: LINK