Toter Winkel: Alte Gefahr, neue Kampagne in Wien

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Im Jahr 2014 wurden in Wien drei FußgängerInnen und zwei RadfahrerInnen bei Unfällen mit Lkws tödlich verletzt, im Jahr 2015 waren es bereits im Juni mindestens drei Todesopfer in Österreich . Die besondere Gefahr des sogenannten "Toten Winkels" ist vielen Radfahrenden, Zu-Fuß-Gehenden und Lkw-Lenkenden nicht immer bewusst, aber ständig präsent - trotz verbesserter Technik und Gesetzgebung. Nun hat dazu eine neue Bewusstseinkampagne der Mobilitätsagentur Wien und des Kuratorium für Verkehrssicherheit (KfV) mit der Wirtschaftskammer-Fachvertretungen gestartet.

Die Radlobby hatte die Thematik ja bereits 2015 aufgegriffen und mit eindringlicher Grafik gewarnt. "Der Tote Winkel bei LKWs ist technisch gesehen durch korrekte Spiegelverwendung laut EU-Rchtlinien deutlich kleiner als noch vor 7 Jahren. Vorsicht bei RadfahrerInnen und FußgängerInnen ist daher ebenso unverzichtbar wie sorgsames Agieren der Lkw-LenkerInnen", bekräftigt Radlobby-Sprecher Alec Hager heute.

Fortschritt und Sicherheit durch Ausstattung

EU-weit vorgeschriebene Sichtfelder an schweren Lkw

EU-Vorschrift für Sichtfelder laut ADFC und EU-Richtlinie

Der gesetzliche und technische Fortschritt hat dem "Toten Winkel" in diesem Jahrhundert einiges von seiner Unvermeidbarkeit genommen: Die EU hat schon 2007 mit Richtlinien (Richtlinie 2007/38/EG) die technischen Möglichkeiten auf die Gesetzesebene gehoben. Dadurch ist aber der menschliche Faktor nicht aufgehoben, wie der KfV laut Pressemeldung bestätigt: „Zusammenstöße zwischen Lkw und Zu-Fuß-Gehenden bzw. Radfahrerenden führen meistens zu schweren Verletzungsfolgen oder enden tödlich“, so Sabine Kaulich vom Kuratorium für Verkehrssicherheit.

KommR Wolfgang Herzer, Obmann der Fachgruppe Wien der Transporteure der Wirtschaftskammer Wien, dazu: „Auch wenn die Spiegeltechnik nahezu perfektioniert wurde, kann bei einem großen LKW der Tote Winkel eine nicht zu unterschätzende Gefahrenquelle darstellen. Die Schulung der MitarbeiterInnen ist nicht nur eine besondere Anforderung für Logistikunternehmen, sondern auch ein zentrales Anliegen der Transporteure“.

Wesentlich bessere Sichtbeziehungen sind durch LKWs mit niedriger Windschutzscheibenunterkante möglich, den sogenannten Direktsicht-LKWs.

Unfallvermeidung durch Vorsicht

Alle Verkehrsteilnehmer um Lkw sind dazu aufgerufen, unklare Verkehrssituationen zu vermeiden und möglichst Abstand vom Schwerfahrzeug zu halten. Auch zur Seite hin, denn lange Fahrzeuge haben eine teils beträchtliche Schleppkurve beim Abbiegen.

Lenker von Schwerfahrzeugen kommt besondere Sorgfaltspflicht zu. Ein Weiterfahren ist nur dann zulässig, wenn eine Gefährdung von Gegenständen oder Menschen ausgeschlossen ist.

Hier ein Video aus dem Jahr 2018, das die Rundumsicht an der Lkw-Kabine zeigt:

 

Unfallvermeidung durch sichere Infrastruktur

Bei Kollsionen im Straßenverkehr spielt auch die Infrastruktur eine große Rolle, denn: Damit Kollisionen stattfinden müssen sich LKW und Radfahrende zur gleichen Zeit am gleichen Ort befinden. Sichere Infrastruktur schützt hier in mehreren Prinzipien, um Gefahren zu vermeiden: Radverkehr wird zeitlich oder räumlich getrennt vom Schwerverkehr abgewickelt, zusätzlich gibt es geplante Schutzräume im Straßenraum.

Im Kreuzungsbereich von Hauptverkehrsströmen braucht es geschützte Bereiche, die ein Überrollen von ungeschützen VerkehrsteilnehmerInnen in der Warteposition verhindern. Als Bestandteil der fehlerverzeihenden Infrastruktur ist beispielsweise ein Schutzstreifen als Puffer zwischen Radfahrflächen und Fahrbahn bzw. zwischen Radfahrflächen und abgestellten Fahrzeugen notwendig.

Für sichere Infrastruktur braucht es drei Elemente:

  • Eine Aktualisierung der österreichischen Richtlinien,
  • Know-How bei VerkehrsplanerInnen gemäß internationaler Vorbilder und
  • politischen Willen, um diese sichere Infrastruktur auch zu errichten.

 

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